Herbstbodentag in Hörhausen

Schwerpunktthema des Herbstbodentags waren die Bodengesundheit und das Bodenleben. Dazu hatte die Kommission Zukunft Landwirtschaft des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL) eingeladen. Zu Gast waren die Besucher auf dem Biobetrieb von Gudrun und Dominic Engeler in Hörhausen.

Dominic Engeler hatte verschiedene Versuche mit unterschiedlicher Bodenbearbeitung bei Gründüngungen gemacht.

Dominic Engeler hatte verschiedene Versuche mit unterschiedlicher Bodenbearbeitung bei Gründüngungen gemacht.In Hörhausen fand der Herbstbodentag des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL) statt. Schwerpunkte waren Bodenleben und Bodengesundheit. Am ersten Posten stellte Betriebsleiter Dominic Engeler zusammen mit Daniel Wiesli vom Drohnenservice Laveba und Carol Tanner vom Arenenberg Feldversuche mit verschiedenen Saatverfahren und Bodenbearbeitungen vor. Die Vorkultur war überall Weizen. Bei allen Verfahren wurde dasselbe Saatgut verwendet: Dominanzgemenge von der Sativa, 25 Kilo pro Hektare. Weil der Boden bei der Ernte feucht war, sah man die Fahrspuren des Mähdreschers immer noch gut.

Ein Versuchsstreifen wurde mit der Drohne gesät. Dieses Verfahren erläuterte Daniel Wiesli. Für die Saat wurde die Drohne mit einem Düngerstreueraufsatz ausgerüstet. Die Streubreite variiert je nach Saatgutgrösse, in diesem Fall betrug sie 4,5 Meter. «Die Drohne flog mit einer Geschwindigkeit von 27 Kilometern pro Stunde, so können 3,5 bis vier Hektaren pro Stunde gesät werden.» Ein grosser Vorteil ist laut Wiesli, dass es keine Druckstellen im Boden gibt. «Andererseits wird das Saatgut nur abgelegt und grössere Komponenten könnten von Tieren gefressen werden. Kleine Komponenten wachsen gut an», so Wiesli. Die Laveba verrechnet für den Drohnenservice 190 Franken pro Stunde, egal, ob es sich um Saat, Pflanzenschutz oder andere Arbeiten handelt.

Carol Tanner berechnete die Verfahrenskosten für die unterschiedlichen Saatverfahren.
Carol Tanner berechnete die Verfahrenskosten für die unterschiedlichen Saatverfahren.

Grubbersaat überzeugte

Die Verfahrenskosten wurden von Carol Tanner vom Arenenberg berechnet. Sie bezifferte die Kosten bei der Drohne auf 70 Franken pro Hektare. Bei den übrigen Verfahren beliefen sich die Kosten, inklusive Traktor, Maschine ab Feldrand plus Fahrer, auf:

– Grubber und Säkombination: Fr. 305.–/ha; Vorteile: Technik auf vielen Betrieben vorhanden, guter Bodenschluss, Vernichtung Begleitflora; Nachteile: hohe Maschinenkosten und Arbeitszeit, eventuell Keimhemmung und schlechtes Wachstum in Jugendphase.

– Direktsaat: Fr. 120.–/ha; Vorteile: grosse Flächenleistung, guter Bodenschluss, Bodenschonung, Beweiden schneller möglich; Nachteile: Spezialmaschine notwendig, keine mechanische Bekämpfung der Begleitflora.

– Grubbersaat: Fr. 195.–/ha, mit Grubbern zuvor Fr. 205.–/ha; Vorteile: gutes Auflaufen der verschiedenen Arten in der Mischung, schnell und kostengünstig; Nachteile: Umbau der Maschine nötig, Mindestsaattiefe drei Zentimeter.

– Säkombination mit Tiefenlockerung (auf 20 cm): Fr. 290.–/ha; Vorteile: Verdichtungen werden gelockert, verschiedene Arbeitsschritte bereits kombiniert, präzise Saat; Nachteile: aufwendig und arbeitsintensiv, Verdichtungen und Schmierschichten möglich.

Dominic Engeler wie auch Carol Tanner überzeugte die Grubbersaat am meisten. «Man sieht, dass die Gründüngung schön und regelmässig aufgelaufen ist», bilanzierte Engeler, der vor der Grubbersaat das geerntete Weizenfeld noch gegrubbert hatte. «So wurde die Altverunkrautung flächig abgeschnitten. Das Saatgut wurde direkt auf dem festen, feuchten Boden platziert, wodurch es schneller auflief», schilderte Engeler. Als weiteren Vorteil nannte der Biobauer, dass es ein schnelles und kostengünstiges Verfahren ist. Nachteile sieht er in der Mindestsaattiefe von drei Zentimetern. «Für gewisse Sämereien ist das womöglich zu tief.» Er selber hat diese Erfahrungen in seinem Versuch nicht gemacht.

Maximale Biodiversität

Bodenexperte Christoph Felgentreu erläuterte auf dem Feld und später in einem Vortrag seine Erkenntnisse für die Bodenoptimierung. Für den Deutschen steht fest: «Brache Böden müssen der Vergangenheit angehören.» Gründe gibt es laut Felgentreu viele. Ein bedeckter Boden schützt vor Hitze und Austrocknung und sorgt dafür, dass der Boden auch in den oberen Schichten lebendig bleibt. «Je diverser die angepflanzte Kultur ist, umso mehr verträgt sie Wetterextreme.» Die Pflanzenernährung alleine reiche nicht, um eine Kultur optimal zu versorgen. «Vielmehr braucht es eine Bodenernährung», sagte Felgentreu. Dies sei für Pilze, Bakterien und weitere Organismen im Boden essenziell.

Zwischenfrüchte würden ganz viele Aufgaben übernehmen. «Je biodiverser wir unterwegs sind, umso mehr Funktionen können die Zwischenfrüchte erfüllen», sagte Felgentreu und fuhr fort: «Und umso wahrscheinlicher ist es, dass ein Mikrobiom entsteht, das der nächsten Kultur zuträglich ist. Direkt im Feld erklärte Felgentreu, welche Pflanzarten welchen Nutzen haben. Sonnenblumen zum Beispiel könnten mit ihrer Polwurzel den Boden lockern und für die Folgekultur erschliessen. Tartarischer Buchweizen könne viel Phosphor akkumulieren, was zum Beispiel für Mais ideal sei. Auch Leguminosen gehörten aufgrund ihrer Stickstofffixierung in eine Zwischenfruchtmischung. Felgentreu empfahl den Teilnehmern, bei der Wahl der Mischung nicht planlos loszulegen. «Saatgut ist teuer, darum sollte man sich gut überlegen, ob man auch auf das Worst-Case-Szenario vorbereitet ist.» Zum Beispiel, wenn eine Zwischenfrucht nicht abfriere und man im Frühjahr früh Zuckerrüben säen wolle.

Christoph Felgentreu erklärte, welche Pflanzenarten in Zwischenfrüchten positive Effekte haben.
Christoph Felgentreu erklärte, welche Pflanzenarten in Zwischenfrüchten positive Effekte haben.

Besser Wasser speichern

Urban Dörig zeigte mittels Regensimulator, was mit dem Wasser im Boden passiert. Dafür hatte Dörig bewachsenen und unbewachsenen Boden von seinem Betrieb in Diessenhofen mitgebracht. Die Kistenböden hatten Löcher, um zu demonstrieren, wie das Wasser im Boden versickert. Zwei Becher waren vor jedem Becken angebracht, einer fing das Oberflächenwasser auf und einer das versickerte Wasser. Nach zehn Litern Wasser waren die Unterschiede deutlich sichtbar. Beim unbewachsenen Boden flossen viel mehr Oberflächenwasser und Erde ab. Unterschiede sah man aber auch beim versickerten Wasser. So hatte es bei der kurz gehaltenen Weide mehr Feinteile im Wasser als bei der Untersaat. Dazu bemerkte Dörig: «Auf diesem Feld wurde nach der Weizenernte 2023 eine Untersaat gesät. Danach wurde der Boden nicht mehr bearbeitet.» Dörigs Experiment zeigte, dass der gut durchwurzelte und krümelige Boden das Wasser am besten und wie ein Schwamm aufnehmen und halten konnte.

Brache Böden müssen der Vergangenheit angehören.

Ein bewachsener Boden speichert nicht nur die Feuchtigkeit besser, sondern schützt auch das Bodenleben. Das zeigte Dörigs nächste Demonstration, bei der er die Bodentemperaturen mass. Auf dem unbedeckten Boden waren es um 11.30 Uhr bereits 42,5 Grad Celsius, auf der Wiese unter dem Blattwerk hingegen nur 24,5 Grad Celsius. «Ab 42 Grad Celsius gerinnt Eiweiss. Jeder kann sich selber ausmalen, was mit Regenwürmern und Pilzen passiert», sagte Dörig. Andererseits mass Dörig auf der grünen Wiese eine fünf- bis zehnmal höhere Lichtintensität. «Das bedeutet mehr Fotosynthese, mehr Zuckerproduktion und damit mehr Nahrung für die Bodenlebewesen.» Davon profitiere auch die Folgekultur, schloss er sich Felgentreus Aussagen an.

Beide Referenten betonten bei ihren Ausführungen, dass das Verständnis für die Prozesse im Boden und die Kreisläufe nicht nur die Bauern, sondern die ganze Gesellschaft betreffe. Darum hätten es die Organisatoren des Bodentags begrüsst, wenn auch die Thurgauer Regierung teilgenommen hätte. Der gesamte Regierungsrat liess sich für den Anlass jedoch entschuldigen. Anwesend vonseiten des Kantons waren indes Vertreter des Landwirtschaftsamtes und des Arenenbergs.

 

Urban Dörig simulierte mittels Regensimulator, welche Auswirkungen unterschiedlich bearbeitete Böden haben.
Urban Dörig simulierte mittels Regensimulator, welche Auswirkungen unterschiedlich bearbeitete Böden haben.

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