Kampagnenstart in schwierigem Umfeld

Vor knapp einem Monat sind die beiden Schweizer Zuckerfabriken in Aarberg und Frauenfeld in die alljährliche Rübenkampagne gestartet und die Verarbeitung der Zuckerrüben läuft mittlerweile auf Hochtouren. Die Energiekrise und der Fachkräftemangel gestalten die laufende Kampagne um einiges schwieriger als sonst.

Zuckerrüben
Die Hälfte der Rüben wird mit der Bahn angeliefert. Die andere Hälfte kommt mit Traktor und Wagen oder per Lastwagen zur Fabrik. Bild: Markus Rediger, LID

Die Rübenkampagne sei in beiden Werken gut angelaufen und man sei auf Kurs, erklärt Raphael Wild, Kommunikationsleiter der Schweizer Zucker AG. «Nachdem in Frauenfeld – wie üblich – zuerst die Biorüben verarbeitet wurden, sind jetzt auch die konventionellen Rüben an der Reihe», ergänzt er.

Niederschläge schmälern Ertrag

Etwas ernüchtert ist Raphael Wild ob der tiefen Zuckergehalte in den Rüben. Noch Anfang August versprachen die gemessenen Zuckergehalte bei den durchgeführten Proberodungen einen überdurchschnittlichen Zuckerertrag, der mit über neun Tonnen pro Hektare so hoch ausfallen sollte wie seit zehn Jahren nicht mehr. Die starken Niederschläge im September hätten diese Prognose nun entscheidend geschmälert, erläutert Raphael Wild. «Grundsätzlich rechnen wir nach wie vor mit einer guten Ernte, wobei die Ostschweiz etwas besser abschneiden wird als der Westen», gibt er sich zuversichtlich.

Notfallpläne liegen bereit

Aktuell herrscht denn auch Hochbetrieb in den beiden Werken. Für die laufende Kampagne mussten aber entscheidende Anpassungen gemacht werden: In der Regel wird die Zuckerproduktion mit Gas betrieben – angesichts der sich anbahnenden Energiekrise und der explodierenden Gaspreise hat sich die Schweizer Zucker AG aber bereits vor Monaten einen Ölvorrat angelegt. «Wir haben die Möglichkeit in unseren Werken von Gas auf Öl umzustellen und haben das dafür notwenige Öl zwar bereits im Sommer, aber auch da schon zu hohen Preisen beschafft», erklärt Raphael Wild. Dank diesem Weitblick könnten sie zumindest energietechnisch mit einer berechenbaren Kampagne rechnen und es gebe einen gewissen Spielraum, wenn eine Energiequelle nicht verfügbar wäre. «Auch für die Elektrizität gibt es Pläne bei einer allfälligen Einschränkung – so können wir einen Teil des Stroms selbst produzieren», ergänzt er.

Angespannte Personalsituation

Trotzdem lasse sich erst grob abschätzen, wie viel teurer die diesjährige Kampagne im Vergleich zu anderen Jahren werde. Die Energie- und Logistikkosten, aber auch die Rübenkosten seien stark gestiegen. «Gleichzeitig ist der Zuckerpreis gestiegen, weil in Europa alle Zuckerfabriken die gleichen Probleme haben und die gestiegenen Kosten teilweise an die Kunden weitergeben müssen», erklärt Raphael Wild.

Eine weitere grosse Herausforderung ist der herrschende Fachkräftemangel, der branchenübergreifend Sorgenfalten verursacht. «Viele offene Positionen zeigen, dass auch wir Fachpersonen suchen, die wir zuerst auf unseren spezifischen Arbeitsplätzen ausbilden müssen», erläutert Raphael Wild. Für die laufende Kampagne habe die Schweizer Zucker AG dank der grossen Flexibilität der Mitarbeitenden aber alle kritischen Arbeitsplätze besetzen können. «Wir müssen aber auf der Hut bleiben, insbesondere weil sich das Coronavirus zurückmeldet, was wiederum zu Ausfällen führen könnte», mahnt er.

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