Alptagebuch #6: Der Winter hält Einzug

Auch auf der Alp Ramin wurde man vom Winter überrascht. Deshalb wurden die Kühe vorzeitig ins Tal gebracht. Nun wird noch abgezäunt, der Mist ausgebracht und geputzt. Danach heisst es, Abschied nehmen von der Alp.

Die letzten Tage sind schnell vergangen. Seit wir nicht mehr auf der Matt sind, spüren wir alle, dass der Sommer langsam, aber sicher vorbei ist. Obwohl anfangs das Wetter noch gut und warm war, änderte es sich schlagartig. Es wurde Schnee angekündigt bis in tiefe Lagen. Insgeheim haben wir aber alle gehofft, dass es nicht stimmt. Geplant wurde bei der Weideeinteilung, dass wir sicher bis am 21. September bleiben können. Je nach Wetter sogar bis am 24. September. Doch es sollte anders kommen. Wir stellten uns darauf ein, dass wir sicher einen Tag die Kühe drin behalten müssen. Auch die Rinder mussten von der höheren Weide auf eine tiefe Weide gebracht werden. Einen Tag im Schnee würde schon gehen, aber da der Wetterbericht nun schon mehrere Tage Schnee meldete, haben wir gehandelt. Ebenfalls musste nochmals Heu hochkommen für die Milchkühe, sonst ist es dann vorbei mit der Milch.

Wegen des Wintereinbruchs geht es mit den Tieren früher Richtung Tal.
Wegen des Wintereinbruchs geht es mit den Tieren früher Richtung Tal.

Wissen Sie, liebe Leser, wie viel Kot eine Kuh den ganzen Tag ausscheidet? Das fällt einem erst so richtig auf, wenn alles mit der Schubkarre auf den Miststock gefuhrwerkt werden muss. Als am Freitag klar wurde, dass der Schnee nicht weg ist bis am Sonntag, beschloss Ruth, das fremde Vieh nach Hause zu schicken. So sind wir am Samstagmorgen mit den Kühen ins Tal gelaufen. Ohne Blumen und Trychle. Jede Kuh mit ihrer Glocke, die sie den ganzen Sommer bereits getragen hat. Es war ein schöner Anblick, wie sie durch den verschneiten Weg Richtung Tal gelaufen sind.

Der Herbst ist auf der Matt eingezogen und hat für kurze Zeit dem Winter Platz gemacht.
Der Herbst ist auf der Matt eingezogen und hat für kurze Zeit dem Winter Platz gemacht.

Mir wurde klar, dass der Sommer nun wirklich bald vorbei ist. Der Alpsommer wird langsam zur Geschichte. Das Vieh wurde über den Tag verteilt von den Bauern abgeholt und nach Hause gebracht. Als auch die letzte Kuh in den Anhänger gestiegen war, machten wir uns wieder auf den Weg nach oben. Die Kühe von Ruth sind ja auch noch oben und möchten versorgt werden. Es war speziell, wieder nach oben zu gehen, wieder zurück in den Schnee, zurück in den Winter. Dass am Abend nicht noch ein Weihnachtslied im Radio kam, grenzte an ein Wunder … Am nächsten Morgen mass ich eine Schneehöhe von 49 Zentimetern. Bis diese Menge wieder geschmolzen war, hat es doch recht lang gedauert. Am Dienstag gingen dann auch die Milchkühe von Ruth nach Hause, da die Wiesen weiterhin schneebedeckt waren. Geblieben sind die Galtkühe und die Galloways.

Die Kühe sind bereit für den Abtransport. Bilder: Monika Weber
Die Kühe sind bereit für den Abtransport. Bilder: Monika Weber

Die Galloways wollten wir am Samstag ebenfalls einstallen, da sie auch nur im Schnee standen. Als wir dann kamen, um sie mitzunehmen, hatten sie es sich anders überlegt und sind den Hang hochgestiegen. Wir sagten zueinander: «Wer nüd will, het gha» und liessen es bleiben. Stefan brachte ihnen dann noch eine Balle Heu. Im ganzen Trubel hat dann nochmals eine Kuh gekalbt. Es gab ein aufgewecktes Anguskalb. Die Alpabfahrt, wie wir es uns gewünscht hatten, fiel in den Schnee. Es fühlte sich eine Weile schon komisch an, irgendwie nicht richtig fertig. Für uns geht es nun noch ums Abzäunen, Mist ausbringen und Putzen. Danach wird die Hüttentür für den Winter geschlossen.

Blacky geniesst es – der Schnee hat sich wieder verabschiedet.
Blacky geniesst es – der Schnee hat sich wieder verabschiedet.

Liebe Leserschaft, dies war mein letzter Artikel über meinen Alpsommer. Für mich geht es auch zurück ins Tal und zurück in einen anderen Arbeitsalltag. Was ich jetzt bereits bestimmt sagen kann, ist: Nächstes Jahr geht es definitiv auch wieder auf die Alp. Ich wünsche euch allen einen schönen Herbst und einen guten Winter.

Weitere Folgen des Alptagebuchs sind hier zu finden: 

Alptagebuch

Monika Weber verbrachte den Sommer auf der Alp Ramin im Glarnerland. Alle Beiträge sind auf www.stgallerbauer.ch zu finden (Suchbegriff Alptagebuch). red.

 

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