Wetter 2024: Absolutrekorde und Extreme

Auch in diesem Jahr folgten einige Absolutrekorde, die in der langen Messreihe noch nie auftraten. Die enorme Winterwärme sorgte dafür, dass die Vegetation im Frühling gegenüber dem langjährigen Durchschnitt (1991–2020) um knapp drei Wochen zu früh erwachte.

Mit dem Blattfall der Buche legte sich die Vegetation Mitte November zur Winterruhe. Im Bild der Gübsensee.
Mit dem Blattfall der Buche legte sich die Vegetation Mitte November zur Winterruhe. Im Bild der Gübsensee.

So wurde an der Wetterstation Niederuzwil (515 m), welche die repräsentativen Messwerte für das östliche Mittelland ermittelt, der wärmste meteorologische Winter (Dezember bis Februar) und Frühling (März bis Mai) in der 140-jährigen Messreihe verzeichnet. Auch der Februar lag temperaturmässig an vorderster Front. März und August schafften es auf den zweiten Platz in der Statistik. Die Mai-Niederschläge landeten ebenfalls auf dem zweiten Platz der niederschlagsreichsten Monate.

Hasel stäubt deutlich zu früh

Die enorme Wärme des Winters fand ihre Fortsetzung bis in den März. Er brachte im Unterland keinen Schnee und keinen Frost mehr. Der letzte Frost dieses Jahres wurde auf 500 Metern Meereshöhe am 25. Februar gemessen, so früh wie noch nie. Ein frostfreier März wurde Realität – das kam noch nie vor. So zeigte die Vegetation von Januar bis April einen Vorsprung von 14 bis 18 Tagen. Der April verlief ebenfalls frostfrei. Allerdings wurde in fünf Zentimeter über Boden noch an acht Tagen Bodenfrost verzeichnet.

Der warme Frühling brachte genug Niederschlag, sodass der Vegetationsstart mit seinem hohen Wasserbedarf gut gelang. Langsam reduzierte sich der Vegetationsvorsprung auf zehn Tage. Auch dieses Jahr gab es Mitte Mai keine Eisheiligen. Stattdessen herrschte Sommer mit 25 Grad. Seit 30 Jahren gab es im Unterland im Mai auf zwei Meter Höhe über Boden keinen Frost mehr.

Wüchsiger Sommer

Der Juni machte seinem Namen als Regenmonat alle Ehre. Die grosse Schneeschmelze und der ausgiebige Regen führten zu Hochwasser des Bodensees. Doch seine Höchstmarke lag noch 57 Zentimeter unter derjenigen von 1999. Zwar brachten Juli und August defizitäre Regenmengen, doch die Trockenperioden währten immer nur kurz. Im Juli und August sank die Bodenfeuchte nie unter 50 Prozent der nutzbaren Kapazität. So mussten nur empfindliche Kulturen hin und wieder bewässert werden. Die Vegetationsentwicklung lag über den ganzen Sommer zehn Tage im Vorsprung. Die schwülheisse Augusthitze entsprach dem Mittelmeerklima an der Côte d’Azur.

Ganzes Jahr zu warm

Im Laufe des Septembers sank die Temperatur von 31 auf 5 Grad. Hitzetage (über 30 Grad) im September werden erst seit der Jahrtausendwende registriert. Die Niederschläge waren im Herbst ausreichend. Ohnehin verdunstet in dieser Jahreszeit nur noch sehr wenig aus der Vegetation. Im Laufe des Oktobers stellte sich ein Vegetationsrückstand von einigen Tagen ein. Der Sommer brachte keinen Trockenstress und auch gab es bis Anfang November noch keinen Frost. Das Laub blieb länger an den Bäumen. So ist der Blattfall der Buche in diesen Tagen (Mitte November) leicht verspätet eingetroffen. Er markiert das Ende der Vegetationsperiode.

Bezeichnend ist, dass seit April 2023 alle Monats-Temperaturmittel über dem langjährigen Mittel (1991–2020) liegen. Dieses Jahr wird voraussichtlich zu warm, zu niederschlagsreich und zu sonnenarm schliessen.

*Der Autor ist Wetterexperte.

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