Mikroorganismen für Bio-Beeren

Im Landgasthof Löwen in Sulgen fanden kürzlich mit dem Bio-Beerenmorgen und dem St. Galler und Thurgauer Beerennachmittag gleich zwei Veranstaltungen für Beerenproduzentinnen und -produzenten statt.

Zu Beginn des Bio-Beerenmorgens verschaffte Sabine Haller von Bio Suisse einen Überblick über die Marktentwicklung von Biobeeren. Die Biobeerenfläche hat schweizweit gegenüber dem Vorjahr um rund zwölf Hektaren zugenommen. Am meisten Zuwachs hatten die Heidelbeerfläche und die Fläche an Cassis. Die Bio-Heidelbeerproduktion in der Schweiz verzeichnete in diesem Jahr mit 216 Tonnen einen um rund 80 Tonnen höheren Ertrag als in den Vorjahren. Dies ist vor allem durch den Flächenzuwachs in den letzten Jahren zu begründen. Nach der Meinung des Handels gebe es bei Bioheidelbeeren vor allem in der Zeit ab Anfang August noch Absatzpotenzial, erklärte Haller, allerdings nehmen dann meist die Herausforderungen mit der Bekämpfung der Kirschessigfliege zu. Da die Erdbeerhauptsaison in diesem Jahr von Starkniederschlägen geprägt war, fiel der Ertrag bei den Bio-Erdbeeren um rund 40 Tonnen tiefer aus als im Vorjahr. Absatzpotenzial für Bio-Erdbeeren gebe es im frühen wie auch im späten Bereich, so Haller, die Verfrühung und Verspätung sei aber mit grösseren Risiken und Investitionen verbunden.

Pflanzdichteversuch mit remontierenden Erdbeeren auf dem Versuchsbetrieb Güttingen. Im Bild die Pflanzen Anfang August mit einer Pflanzdichte von sechs Pflanzen pro Laufmeter. Bild: zVg.
Pflanzdichteversuch mit remontierenden Erdbeeren auf dem Versuchsbetrieb Güttingen. Im Bild die Pflanzen Anfang August mit einer Pflanzdichte von sechs Pflanzen pro Laufmeter. Bild: zVg.

Mikroorganismen nutzen

Elisabeth Eugster gewährte den Praktikerinnen und Praktikern einen Einblick in die Forschung. Sie erklärte, wie sie mit ihrem Team nach nützlichen Mikroorganismen auf Erdbeeren suchte, um ein neues Biokontrollmittel gegen Graufäule zu finden.

Von drei verschiedenen Erdbeersorten konnten 136 Bakterienstämme isoliert und bestimmt werden. Von diesen 136 Stämmen resultierte ein Bakterienstamm, der eine sehr gute Verdrängung von Graufäule auf einem Nährmedium im Labor zeigte. Dieser Bakterienstamm wurde dann auch für die Anwendung im Freiland getestet. Allerdings waren dann dort die Effekte deutlich weniger stark als im Labor und für die Praxis zu wenig ausreichend. Aus dem Projekt lässt sich folgern, dass Mikroorganismen wichtige Bestandteile des Mikrobioms von Pflanzen sind, die als Biokontrollmittel gegen Pflanzenkrankheiten genutzt werden können, aber deren Anwendung im Feld noch ausgereift werden muss.

Zahlreiche Herausforderungen

Im praktischen Teil stellte Ramon Staubli, Biobeerenproduzent aus Muri im Kanton Aargau, seinen Betrieb vor und gab Einblicke in den Alltag der biologischen Beerenproduktion. Von der Sortenwahl über den Anbau bis hin zur Vermarktung wurden Erfolgsfaktoren und Herausforderungen thematisiert. Als grösste Risiken in Zukunft sieht er extreme Wetterereignisse und Veränderung des Klimas, Anpassungen in den Richtlinien, die die Produktion verteuern, und allgemein die Produktionskosten, die es stets im Auge zu behalten gelte.

Wichtige Schlupfwespen

Zum Abschluss widmete sich der Vortrag von Lukas Seehausen, Entomologe des Centre for Agriculture and Bioscience International, der biologischen Bekämpfung der Kirschessigfliege (KEF) mittels Schlupfwespen. Die asiatische Schlupfwespe Ganaspis kimorum (zuvor bekannt als Ganaspis cf. brasiliensis) konnte nach einem grösseren administrativen Aufwand im September 2023 und 2024 im Jura und im Tessin freigelassen werden, erklärte Seehausen.

Eine erfolgreiche Überwinterung dieser Schlupfwespenart konnte Seehausen mit seinem Team an einem Standort im Jura nachweisen. Seehausen sieht es als Chance und als Lichtblick, dass die asiatische Schlupfwespe Leptopilina japonica, auch ein natürlicher Gegenspieler der KEF, im Jura und im Tessin bereits nachgewiesen wurde. Leptopilina japonica könnte zusammen mit Ganaspis kimorum dazu beitragen, die KEF-Populationsdichte langfristig zu senken, wenn sie sich in den nächsten Jahren erfolgreich in der Schweiz ansiedeln können. Eine lebhafte Diskussion zum Schluss zeigte, dass die Bekämpfung der KEF viele Betriebe beschäftigt.

Innovationen und Praxiswissen

Am Nachmittag fand dann der St. Galler und Thurgauer Beerennachmittag statt. Philipp Engel hiess die rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Namen des Verbands Thurgauischer Beerenpflanzer (VTB) herzlich willkommen und übergab anschliessend Louis Sutter von Agroscope das Wort.

Dieser stellte die neusten Erkenntnisse zu Himbeer- und Erdbeersorten vor und demonstrierte die neu entwickelte Website Beeren-Scouting-Baies. Die Webseite macht es möglich, fast 30 verschiedene Himbeersorten und doppelt so viele Erdbeersorten in mehreren Parametern zu vergleichen. Ebenfalls referierte Louis Sutter über die Möglichkeiten und Grenzen bei der Torfreduktion im Substrat. Anschliessend stellte Martin Winder seinen Winderhof in der Region Vorarlberg vor. Humorvoll präsentierte der ehemalige Schreinermeister sein breites Angebot und seine unterschiedlichen Tätigkeiten.

Carole Wyss zeigte am Nachmittag Versuchsergebnisse aus Güttingen zu Pflanzdichten bei remontierenden Erdbeeren im Substrat und Erfahrungen mit neuen Himbeersorten. Gondy Heijerman von der Beratungsfirma Delphy in den Niederlanden referierte über Pflanztypen bei Erdbeeren, Herbsthimbeeren, Brombeeranbau im Gewächshaus und den Sommerschnitt bei Heidelbeeren.

 

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