Stallbodensanierung, wenn Tiere im Stall rutschen
Wenn sich Kühe auf dem Stallboden unsicher fühlen, hat das weitreichende Folgen. Wie sich der Boden sanieren lässt, wurde kürzlich im Rahmen eines Stallbodensanierungstags, organisiert durch das Landwirtschaftliche Zentrum St. Gallen, gezeigt.
Gerade beim Treiben der Kühe in den Warteraum oder bei Rangkämpfen rutschen die Tiere leicht aus, was zu Stürzen und damit zu Verletzungen und im schlimmsten Fall zum Abgang der Kuh führt. Bei Kühen, die so stürzen, dass sie sich spreizen, werden häufig die hinteren Extremitäten verletzt. Mögliche Verletzungen sind dann Beinbrüche oder Bänderzerrungen, die in der Regel zur Notschlachtung oder Euthanasie führen.
Christian Manser, Leiter der Fachstelle Rindvieh am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) in Flawil, erklärte, dass Tiere, die keinen guten Halt auf dem Boden haben, nicht richtig darauf laufen können. Dies verändert das Verhalten der Tiere. Bei Rutschgefahr bewegen sich die Kühe weniger, meiden dadurch den Gang zur Futterkrippe und zur Tränke und zeigen weniger Brunstsymptome. Neben der Rutschgefahr ist auch die Gefahr von Tragranddefekten erhöht.
Zur Verbesserung der Bodenstruktur wurden anlässlich des Stallbodensanierungstags drei verschiedene Sanierungssysteme vorgestellt.
Rillen einfräsen
Das Deep-Groove-System und das Mini-Groove-System wurden von Bürgi.ch vorgestellt. Beim DeepGroove-System werden Rillen mit einer Breite von 1,9 Zentimeter, einer Tiefe von einem Zentimeter und einem Abstand von 6,4 Zentimeter eingefräst. Für Spaltenböden, bei denen die tiefen Rillen zu Stabilitätsverlusten führen können, wird das MiniGroove-System eingesetzt. Hier werden feinere Rillen mit einer Breite von 0,7 Zentimeter, einer Tiefe von 0,3 Zentimeter und einem Abstand von 0,7 Zentimeter eingefräst. Diese Verfahren bieten den Tieren mehr Halt. Auf Flächen, die starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, bleibt die Oberfläche mit DeepGroove auch dann griffig, wenn der Kot auf der Lauffläche antrocknet und eine Schmierschicht bildet. Ausserdem sind die Rillen sehr langlebig, und durch den optimalen Abstand der Rillen liegt immer eine Klauenspitze vollständig auf der Lauffläche auf. Dadurch haben die Klauen eine bessere Tragfähigkeit, da der Tragrand überall auf der Fläche aufliegt, und die Klauen stehen am Rand an, wodurch die Tiere einen sehr guten Halt haben. Ein Nachteil des Systems ist, dass ein grosser Abtrag der Betonmasse stattfindet; ein Auffrischen der Rillen ist mit dem DeepGroove-System nicht möglich. Um die Oberfläche dennoch auffrischen zu können, könnten MiniGroove-Rillen eingefräst werden, was aber den Vorteil der ebenen Oberfläche teilweise wieder aufheben würde.
Spezielle Reinigung
Das HDW-System wurde von Modus5 entwickelt und vorgestellt. Durch die Erzeugung eines hohen Wasserdrucks von bis zu 2500 bar kann eine hohe kinetische Energie erzeugt werden, die Ablagerungen von Urinstein, Kalk und hartnäckigem Schmutz einfach und effizient entfernen kann. So kann die Oberfläche ohne Beeinträchtigung des Gefälles wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Die Abnutzung des Betons ist so gering, dass das Verfahren immer wieder wiederholt werden kann und besonders für Flächen mit dünner Bodenplatte geeignet ist. Bei Spaltenböden, bei denen die Tragfähigkeit der Fläche nicht beeinträchtigt werden soll, kann dieses Verfahren eingesetzt werden. Mit dem HDW-System können auch Gummimatten wieder gereinigt werden, wodurch die Schmierschicht entfernt wird und die Matten wieder griffiger werden. Allerdings ist das HDW-System nicht sehr langlebig, da sich die Bodenstruktur wieder mit Kalk und Harnstein füllt. Das HDW-System hat bei gelegentlicher Reinigung eine Lebensdauer von etwa acht bis zehn Jahren.
Gussasphalt anbringen
Als dritte Methode wurde von der Firma KIABG der Einbau von Gussasphalt vorgestellt. Dieser wird nach alter Rezeptur fertig gemischt auf die Baustelle geliefert und von Fachpersonal eingebaut. Gussasphalt eignet sich für den Einsatz im gesamten Stallbereich, insbesondere für Laufflächen und Melkstände, die häufig nass und rutschig sind. Durch den Gussasphalt ist der Boden sehr rutschfest und leicht sauber zu halten. Diese Böden haben einen sehr geringen Verschleiss. Das macht sie besonders langlebig. Ein Vorteil gegenüber Beton ist, dass Gussasphalt innerhalb weniger Stunden aushärtet, sodass die Tiere bei einer Bodensanierung nur wenige Stunden den Stall verlassen müssen. Ausserdem ist bei Flächen, bei denen ein Abtragen der Oberfläche nicht möglich ist, eine Bodensanierung durch den Bodenaufbau möglich. Der hohe Klauenabrieb durch den Gussasphalt ist jedoch nicht zu vernachlässigen. Insbesondere Mistschieber rauen die Oberfläche zusätzlich auf, wodurch die Oberfläche noch rauer wird. Dies kann gerade nach der Umstellung auf den neuen Boden zu Klauenproblemen führen.