Tobias Brülisauer war 35 Jahre im Einsatz für Biodiversität und Landwirtschaft

Tobias Brülisauer aus dem ausserrhodischen Grueb hat während der vergangenen 15 Jahre im Kanton St. Gallen und während zwölf Jahren im Glarnerland rund 3000 Wiesen, Weiden, Hecken und Obstgärten für die Bedingungen der Qualitätsstufe II geprüft. Nun tritt der «Blüemlizähler» ab.

Wer über so lange Zeit für den Kanton St. Gallen und Glarus landwirtschaftliche Wiesen kontrolliert, kommt weit herum. «Ich habe die abgelegensten Tobel, Waldweiden und Streueflächen kennengelernt, Orte, an die ich ohne diese Arbeit wohl nie hingekommen wäre», sagt Tobias Brülisauer. Er hat viele Betriebsleiter und Betriebsleiterinnen kennengelernt. Meist seien es freundliche Begegnungen gewesen, manchmal auch mit Gesprächen, die weit über das Fachliche hinausgingen.

Auch sensibilisieren

«Dass es Bauern gab, die nicht sonderlich Interesse zeigten und mich allein kontrollieren liessen mit den Worten: ‚Ich habe Gescheiteres zu tun als mit dir go Blüemli sueche‘, konnte ich verstehen», sagt er. Tobias Brülisauer fügt jedoch an: «Doch wenn ich sehe, wie sich gerade die Mäh- und Silotechnik in den letzten Jahren entwickelt hat und es ermöglicht, immer grössere Flächen zu mähen und gleichentags einzupacken, konnte ich doch auch sensibilisieren.» Er habe vermitteln können, dass mit der modernen Technik immer mehr Insekten und Pflanzen verschwinden, wenn nicht noch Flucht- und Ausweichflächen stehen bleiben. «Umso mehr freute es mich, dass oft auch Interesse gezeigt wurde, wie die einzelnen Pflanzen heissen und wie man sie fördern kann.»

Tobias Brülisauer war während 15 Jahren im Kanton St. Gallen als Kontrolleuer von QII-Wiesen unterwegs. Nun ist Schluss. Bild: zVg.
Tobias Brülisauer war während 15 Jahren im Kanton St. Gallen als Kontrolleuer von QII-Wiesen unterwegs. Nun ist Schluss. Bild: zVg.

Anfänglich waren es vorwiegend Erstkontrollen, die Tobias Brülisauer durchführte. Anhand von diesen wollte der Landwirt wissen, ob es für QII reicht oder nicht. Nun sind es hauptsächlich Nachkontrollen, die nach acht Jahren vorgeschrieben sind. Da kommt es vor, dass eine Fläche die nötigen Pflanzen nicht mehr aufweist und zurückgestuft werden muss. «Dass dies Ärger und Frust verursacht, ist verständlich. Meist konnte ich aber erklären, dass der Standort für die Ökowiese falsch gewählt wurde», so Tobias Brülisauer. Mit dem Tipp, die Fläche doch vom schattigen Waldrand an den trockenen Südhang zu verlegen, konnte er manchmal eine für beide Seiten bessere Lösung vorschlagen.

Alpen kennengelernt

Nach den 35 Jahren als praktizierender Bauer konnte Tobias Brülisauer mit den QII-Beurteilungen sein Hobby, die Botanik, zum Beruf machen. «Ich genoss es, die schönsten Wiesen, Weiden und Hecken in den beiden Kantonen zu besichtigen. Der Höhepunkt war die Mitarbeit im Team der Experten, die die Glarner Alpen punkto Biodiversität bewerten konnten.»

So sei er auch auf rund 40 Alpen unterwegs gewesen und durfte dort arbeiten, wo andere in den Ferien unterwegs seien. «Nun geniesse ich den Ruhestand und freue mich darauf, auch ohne Auftrag und in anderen Gebieten der Schweiz ‚go Blüemli sueche‘.»

Das könnte Sie auch interessieren

stgallerbauer.ch Newsletter
Seien Sie die Ersten, um neueste Updates und exklusive Inhalte direkt in Ihren E-Mail-Posteingang zu erhalten.
Anmelden
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link