Josef Fürer ist dem Krippenbauen verfallen

Seit seiner Pensionierung ist Josef Fürer aus Bollingen Krippenbauer. Eine Arbeit, die ihn wegen der vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten fasziniert.

Krippenbauer
Josef Fürer ist leidenschaftlicher Krippenbauer.

Josef Fürer steht in seiner Werkstatt und öffnet eine Schublade vom grossen Korpus, der mitten im Raum steht. In dieser Schublade finden sich, fein säuberlich sortiert, Bürdeli, Feuerschalen aus Ton, Fässer, ja gar in Bretter gesägte Baumstämme. Dass es sich dabei um Miniaturen handelt, ist selbsterklärend. Schliesslich liessen sich die Originalformate kaum in einen Schubladenkorpus verstauen. Josef Fürers Passion gilt dem Krippenbau. Einem Metier, dass sich voll und ganz mit Miniaturen beschäftigt. «Es ist mein Ansporn, die Krippen so real wie nur möglich zu gestalten. Das gilt auch bei den kleinen Dingen, die das Ganze am Schluss ausschmücken», erklärt er.

Passion vom Oberstufenlehrer

Auf dem Korpus steht ein Werk, das noch im Rohbau steckt. Zwei Wände des Unterstandes sind platziert, die einzelnen Balken gesägt. Das Aufrichten steht unmittelbar bevor. Doch es ist offensichtlich, dass hier noch viel Arbeit auf den Krippenbauer wartet. Dieser versichert: «80 bis 100 Stunden wende ich für eine alpenländische Krippe auf, 45 bis 50 Stunden sind es bei Wurzelkrippen.» 22 Krippen hat er bisher produziert. Wobei es streng genommen eine mehr gewesen ist. Das Feuer für Josef Fürers Krippenpassion legte nämlich der Oberstufenlehrer. Dieser fertigte solche mit den Schülern im Werkunterricht. «Ich werde nie vergessen, wie ich mit dem Velo, die Krippe auf dem Gepäckträger, von Schmerikon nach Bollingen heimgefahren habe», erinnert sich Fürer. «Alle paar Meter warf ich einen Blick zurück, um sicher zu sein, dass meine Ladung noch stabil ist.»

Krippenbauer
Josef Fürers Krippen tragen seine eigene Handschrift. Sie sind auf zwei Etagen und sehen bestechend reell aus.

Bis sich Josef Fürer erneut dem Krippenbau widmen konnte, vergingen viele Jahre. Die Ausbildung zum Landwirt, später die Familie und das Führen des Landwirtschaftsbetriebs standen im Fokus. Nebst Milchkühen, Zuchtschweinen und einer Intensivobstanlage mit Direktvermarktung fand der Berufsmann kaum Musse, sich mit Kunsthandwerk zu beschäftigen. Erst als einer seiner Söhne selber eine Familie gründete und das erste Weihnachtsfest mit Enkel bevorstand, zog sich Josef Fürer in die Werkstatt zurück und machte sich ans Werk, um für die junge Familie die erste alpenländische Krippe zu bauen.

Der Fürer-Stil

Wenige Schritte neben der Werkstatt im hofeigenen Partyraum ist diese und weitere Krippen zu besichtigen. Ein Exemplar scheint schöner als das andere. Jedes ein Unikat, trägt dennoch die Unterschrift ihres Herstellers. Der, wie er selber betont, die alpenländischen Versionen immer auf zwei Ebenen anlegt. Erhöht sind die Hütte und der Unterstand, darunter fliesst ein Bächlein, befindet sich Weideland oder sonst ein Gestaltungselement.

Krippenbauer
Schindeln effizient hergestellt. Josef Fürer tüftelt immer weiter an Geräten, die sein arbeiten erleichtern.

Immer öfter baut Fürer zwei einzelne Gebäude; eine Hütte und ein Stall. Diese verbindet er mit dem Unterstand, der für die Heilige Familie bestimmt ist. Kaum eine solche Krippe gebaut, ist sie auch schon verkauft. «Diese Bauweise scheint bei den Leuten Anklang zu finden», sagt er erfreut. Um seine Werke bekannter zu machen, lädt er während der Adventszeit zur Krippenausstellung auf dem eigenen Hof. Er nutzt aber auch die modernen Medien und Plattformen wie Ricardo oder tutti.ch.

Immer auf der Suche

Die Wurzelkrippen geben weniger Arbeitsstunden, dafür mehr Aufwand beim Zusammensuchen der Materialen. Bei jedem Spaziergang schweife sein Blick durch die Gegend nach geeignetem Rohmaterial, verrät der Krippenbauer. Wobei längst nicht nur Spaziergänge in der Region gemeint sind. Im Schubladenkorpus in der Werkstatt befinden sich wahre Trouvaillen aus aller Welt. Stille Zeugen von Reisen, die er hin und wieder mit seiner Frau Hedy unternimmt. Aktuell vertreten sind glitzernde Steine aus Kanada oder schillernde Kiesel von den Seychellen.

Krippenbauer
Ein Korpus gefüllt mit Material für Josef Fürers Krippen.

Besonders in Ehren hält er die Feuerschalen, die Handgetöpfert sind. An einem Dreibein aus Ästen sind sie befestigt, der äussere Schalenbereich Russgeschwärzt. Sie stammen aus dem Nachlass seiner Cousine, die leider erkrankte und starb. Auch die vielen Bürdeli in seiner Schublade kamen auf diesem Weg zu ihm. Dafür zaubert der Krippenbauer selber Brunnentröge, Leitern, Brücken, Fässer und Scharniere. Ja gar die Feuer kreiert er selber. Nur die elektrische Installation, die kauft er zu, ebenso die Bausteine, um Mauern zu gestalten. «Der Aufwand, um diese einzeln zu fertigen, steht in keinem Verhältnis.»

Inspiriert durch Youtuber

Um sich die Arbeit zu erleichtern, tüftelt Fürer am Maschinenbau. Passt da eine Oberfräse an oder funktioniert dort eine Schleifmaschine um, bis sie ihm für den Miniaturenbau dienlich ist. Youtube sei eine gute Inspirationsquelle. Simpel, aber äusserst effizient, seine Vorrichtung um Schindeln herzustellen. Ein Messer richtig befestigt, verdrängt das mühsame Schindelnschlagen.

Krippenbauer
Die Feuerschalen werden in Ehren gehalten.

Zu jeder Krippe, die Josef Fürer herstellt, fertigt er gleichzeitig eine massgeschneiderte Transportbox. In dieser lässt sich die Krippe auch lagern, wenn grad keine Weihnachtszeit ist. Ebenfalls direkt vor Ort erhältlich sind die Figuren. «Wir haben lange gesucht, bis wir schöne Figuren fanden, die auch preiswert sind», bedenkt der Fachmann. Vor allem schöne Gesichter seien rar. Es ist Josef Fürer ein Anliegen, dass seine Krippen bezahlbar sind. «Immer wieder wird mir gesagt, meine Krippen seien viel mehr Wert, als ich dafür verlange», bedenkt er. Ändern möchte er das nicht. «Mein grosser Wunsch ist, dass die Leute, die meine Krippen kaufen, Freude daran haben.»

Der richtige Mix

Dem Krippenbau widmet sich Josef Fürer vom Herbst weg, bis die Tage wieder heller werden. Er verrät: «Ich muss schon etwas in Weihnachtsstimmung kommen.» Was ihn am Krippenbau fasziniert? Jetzt kommt der bisher muntere Erzähler etwas ins Stocken. Sein Blick schweift zu jener Krippe, die mit Figuren bestückt ist. Da, wo Maria neben Josef steht und das Kind in seinem Strohbett lächelt. «Weihnachten bedeutet mir etwas», bekennt er schlicht. Räumt ein, dass er es schade findet, wenn das Fest auf feines Essen und Geschenke auspacken reduziert wird. Diese Glaubensgrundlage und ganz viel Talent sind offensichtlich der richtige Mix, um Kunsthandwerk in dieser Dimension mit ganz viel Herzblut zu erschaffen. Davon zeugen längst nicht nur die fein säuberlich sortierten Miniaturen im Schubladenkorpus in der Werkstatt, sondern all die Krippen, welche die Handschrift von Josef Fürer tragen.

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