Vegetation und Witterung im 2022

Nachdem das Jahr 2021 temperatur- und niederschlagsmässig normal ausfiel, sprengte es dieses Jahr erneut mehrfach den Rahmen. Die enorme Wärme sorgte dafür, dass die Vegetationsentwicklung permanent eine bis zwei Wochen im Vorsprung lag.

Vegetation und Witterung 2022
Mit dem Blattfall der Buche legte sich die Vegetation Anfang November zur Winterruhe.

Das vergangene Jahr ist mit auffallend vielen Wetterrekorden beladen, einige gar seit Messbeginn 1882. So wurde an der Wetterstation Niederuzwil (515 m) die höchste Januartagestemperatur mit 17 Grad gemessen. Es folgte der viertwärmste Februar, der zweittrockenste März, der wärmste Mai, der drittwärmste Juni und Juli, der zweitwärmste August und der wärmste Oktober. Und wenn November und Dezember normal temperiert ausfallen, steuern wir dem mit Abstand wärmsten Jahr seit Messbeginn zu. Ferner wird es mit Sicherheit das sonnigste Jahr. Der letzte Rekord von 2003 ist jetzt schon überboten und wird Ende Jahr noch um einigen Prozente übertroffen werden.

Keine Eisheiligen mehr

Die Wärme des Winters ging nahtlos in den Februar über. Es herrschten durchwegs zu milde Temperaturen. Niederschläge waren genug vorhanden. Dies führte dazu, dass die Vegetation mit der Schneeglöckchenblüte Ende Februar eine Woche früher als normal erwachte. Die Eisheiligen (Mitte Mai) brachten sonniges und heisses Sommerwetter bis 28 Grad. Die im Volksglauben am stärksten verwurzelte Wetterregel hat ausgedient. Seit 30 Jahren gab es im Unterland im Mai auf zwei Meter Höhe ab Boden keinen Frost mehr.

Extreme Bodentrockenheit

Der extrem trockene März hatte noch keinen allzu grossen Einfluss auf die Kulturen. Umso mehr fiel der sehr trockene Juli ins Gewicht. In einer Zeit, wo der Wasserbedarf sehr hoch ist, fielen nur 40 Prozent der üblichen Niederschläge. Dies führte zu einer extremen Erdbodentrockenheit von lediglich 25 Prozent der nutzbaren Kapazität. Ohne Intervention durch Bewässern ist dies die Grenze, wo empfindliche Kulturen Schaden nehmen und im weiteren Verlauf absterben. Zunächst setzte sich die Sommerhitze im August fort. Mitte August wurde die grosse Trockenheit durch intensive Niederschläge abrupt beendet, die Böden wurden innert wenigen Tagen wieder voll aufgefüllt. Zwei Wochen früher als normal wurde der Sommer mit der Heidekrautblüte beendet. Gewohnt warm und trocken endete der Herbst. Der Blattfall der Buche lag gegenüber dem Durchschnitt immer noch eine Woche im Vorsprung. Damit legte sich Anfang November die Vegetation zur Winterruhe.

Östliches Mittelland

Die Wetterstation Niederuzwil (515m) ist repräsentativ für das Wetter im östlichen Mittelland von 400 bis 700 Meter Meereshöhe. Vergleicht man den Mittelwert der beiden 30-jährigen Messperioden 1991 bis 2020 und 1981 bis 2010 miteinander, so ergeben sich in diesen zehn Jahren deutliche Veränderungen: Eine Erwärmung um 0,6 Grad. Die Wachstumsgradtage haben um fünf Prozent zugenommen. Die Vegetationsperiode hat sich um eine Woche verlängert. Dies ausschliesslich im Frühling. Die Sommertage (25 Grad) haben um 30 Prozent zugelegt, die Hitzetage (30 Grad) gar um 80 Prozent. Die Niederschläge gingen um fünf Prozent zurück. Die Schneedeckentage haben um zehn Prozent abgenommen und die Sonnenscheindauer um vier Prozent zugelegt.

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