Herbsttagung der Suisseporcs Sektion Ostschweiz

Stefan Müller redete den Schweinezüchtern und -haltern wegen der Überproduktion ins Gewissen. An der Herbsttagung dominierte dieses Thema. Ausserdem ging es um tierische Eiweisse in der Futterration, um die Tierseuchenversicherung und das Marketing von Suisseporcs.

 

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Krisenstimmung bei Suisseporcs: Thomas Kempf und Stefan Müller.

«Wir spüren den Druck von allen Seiten», sagte Stefan Müller, Geschäftsführer von Suisseporcs, der am Schluss der Herbsttagung an der Reihe war und die grösste Diskussion auslöste. Präsident Thomas Kempf moderierte diese. Das Schweinefleisch ist in der Krise. Am gleichen Tag habe Suisseporcs eine Medienmitteilung verschickt, wie Müller informierte. «Die zunehmenden Überhänge an Schlachtschweinen, die zunehmenden Schlachtgewichte in den letzten Wochen sowie die schlechten Aussichten haben das Führungsgremium von Suisseporcs bewogen, ausserordentliche, befristete Massnahmen zu unterstützen. Eine dramatische Situation und tierschutzrelevante Vorkommnisse während den kommenden Wochen werden damit verhindert», heisst es darin.

Ausserordentliche Massnahme

Stefan Müller gab bekannt, dass der Verwaltungsrat Proviande an seiner Sitzung von Mitte November die Bildung eines Krisenstabes Schweinemarkt beschlossen habe. Dieser soll innert Kürze einerseits Vergünstigungsaktionen durch den Bund sowie Exportmassnahmen durch die Branche prüfen. Abnehmer hätten signalisiert, dass Exporte ins europäische Ausland grundsätzlich möglich seien. Für diese Finanzierung stünden jedoch keine öffentlichen Gelder zur Verfügung. Das Führungsgremium Suisseporcs fordere diesbezüglich eine ausserordentliche, branchenweite und befristete Finanzierungslösung. Unter der Voraussetzung, dass sich der Handel mit fünf Rappen pro Kilo Schlachtgewicht beteilige und sich auch die Abnehmer beteiligten, unterstütze Suisseporcs einen Beitrag durch die Schweineproduzenten mit 15 Rappen pro Kilo Schlachtgewicht. Dieser soll während einer befristeten Periode und über alle gelieferten Schlachtschweine gelten.

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Ursula Läderach hat die Ein-Personen-Marketing-Stelle von Suisseporcs inne.

Während dieser Zeitspanne könnten rund 50’000 Schlachtschweine, die aktuell dem effektiven Überhang entsprechen, aus dem Schweizer Schweinefleisch-Markt herausgenommen werden. Damit engagierten sich die Schweinehaltenden aktiv zur Verhinderung einer dramatischen Marktlage während den Festtagen und sie würden die Gefahr von tierschutzrelevanten Vorkommnissen aufgrund von überbelegten Schweineställen bekämpfen. Stefan Müller sprach Klartext. «Wir müssen aufhören, einander den Schwarzen Peter zuzuschieben. Alle müssen in dieser Situation mittragen. Wir brauchen eine Lösung und müssen die Produktion bei 93 Prozent ansiedeln.» Zurzeit sind es fünf Prozent zu viel.

Tierisches Eiweiss nutzen

Lukas Perler, Geschäftsführer der Nutztiergesundheit Schweiz, erklärte, wie weit der Prozess zur Wiedereinführung von tierischen Eiweissen in der Futterration gekommen ist. Es geht um tierische Nebenprodukte, die von Nicht-Wiederkäuern stammen, von Schlachtanlagen stammen und unbedenklich sind. Zusätzlich kommen Insektenproteine und Fischmehle. An erster Stelle geht es um Nachhaltigkeit und um die Nutzung von Ressourcen. In Europa sind verarbeitetes tierisches Protein aus Geflügel in Futtermitteln für Schweine oder aus Schweinen für Geflügel seit Herbst 2021 zugelassen. In der Schweiz ist die Bewilligung in Vorbereitung. «Die Lebensmittelsicherheit hat dabei oberste Priorität und dafür braucht es mehrere Massnahmen und die Kontrolle ist noch nicht definiert», sagte Perler. Da nur neun Prozent der Schweinebetriebe und fünf Prozent der Geflügelbetriebe ausschliesslich eine Nutztierart hielten, sollen auch Gemischtbetriebe eine Bewilligung erhalten. Bei dieser nachhaltigen Nutzung der inländischen Proteine könnten die Importe reduziert werden. Tierisches Protein weise einen hohen Anteil essentielle Aminosäuren auf, die Verdaulichkeit sei hoch und beim Fleischknochenmehl betrage der verdauliche Anteil an Phosphor mehr als 80 Prozent. Noch tue sich die Schweiz schwer damit, weil es eine kanalisierte Verwertung braucht, es also keine Vermischung mit anderem Futter geben darf und es Kontrollen auf allen Stufen braucht. Das sei noch zu klären. «Die Schweiz wird sich nach der EU richten, die Rahmenbedingungen werden erarbeitet und die Wirtschaftlichkeit geprüft», sagte Lukas Perler. Der Zeitpunkt der Wiedereinführung ist offen.

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Lukas Perler informierte über die Herausforderung der Fütterung mit tierischem Eiweiss.

Botschafter werden

Robert Wyss von der Hagel-Versicherungs-Gesellschaft Schweizer Hagel informierte über die Deckung bei verschiedenen Schweineseuchen mit Schadensbeispielen. Die Schweizer Hagel übernimmt per 1. Januar 2023 das Tierseuchenportfolio im Bereich der Schweine, Zucht und Mast, sowie der Legehennen der AXA Schweiz. Seine wichtigste Botschaft: «Bei keiner Seuche wird der Betriebsunterbruch entschädigt.» Und: «Bei einer auftretenden Seuche muss sofort gehandelt werden, um den Seuchenherd zu tilgen.» Die grösste Gefahr sei die Schweinepest. Deren Verlauf könne anhand des Radarbulletins des BLW verfolgt werden. Ursula Lächerach ist seit April dieses Jahres für das Marketing von Susseporcs zuständig. Sie berichtete von ihrer Arbeit, ihren Schwerpunkten, ihren Erfahrungen und von ihren Anliegen. Sie bat die Mitglieder von Suisseporcs Sektion Ostschweiz, sich als Botschafter zur Verfügung zu stellen und Fotos von ihrer täglichen Arbeit zuzustellen. Sie machte auf die Bedeutung von sozialen Medien aufmerksam und ermunterte, die Hoftüre zu öffnen, Schulen, Vereine und das Gewerbe einzuladen, Veranstaltungen zu organisieren und an verschiedenen Orten präsent zu sein. Der Aufmarsch an dieser Herbsttagung zeugte von Interesse. Zu Beginn hatten noch Tische und Stühle geholt werden müssen.

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Robert Wyss ist neu für die Tierseuchenversicherung bei Hagel Schweiz zuständig.

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