Hochwertiger Dünger aus der Region

Was die Natur produziert, gehört zurück in die Natur. In Garten-, Küchenabfällen und Speiseresten aus den Grüngutsammlungen, Abfällen von Gartenbauunternehmen und in organischen Abfällen aus Gastronomie und Gewerbe steckt ein grosses CO2-neutrales Energiepotenzial. Es könnte noch besser genutzt werden.

Axpo Biomasse AG
Michael Schoch, Daniel Ribi und Marcel Rauber (von links).

Ein Traktor mit Ladewagen fährt bei der Axpo Biomasse AG in Niederuzwil vor und direkt auf die Waage. Das ist der Einstieg in den Prozess der Vergärung. Die angelieferte Biomasse wird gewogen und später dem Anlieferer per Monatsrechnung verrechnet. Der Traktorfahrer fährt dann um den grossen Flüssigdüngertank herum zum Tiefbunker, wo er sein Grüngut – in diesem Fall Grasschnitt von einem Dorfbachufer – hinein leert. Am Ende des Bunkers steht der Zerkleinerer. Die automatisierte Krananlage «füttert» den Zerkleinerer laufend. Der Verarbeitungsprozess hat begonnen und damit die Vorbereitung für die Vergärung im Fermenter.

Axpo Biomasse AG
Fremdmaterial liesse sich durch mehr Bewusstsein verhindern.

Biomasse aus der Region

Marcel Rauber, Anlageleiter der Axpo Biomasse AG in Niederuzwil, Daniel Ribi, Betriebsleiter Ost und Michael Schoch, Verkaufsberater Biomasse Region Ostschweiz, führen durch die Anlage und erklären die Prozesse, die an 365 Tagen pro Jahr Tag und Nacht laufen. Im Winter mit weniger Biomasse als im Sommer. Angeliefert wird das gesammelte Grüngut aus den Gemeinden im Umkreis von 30 Kilometern. 25- bis 27 000 Tonnen pro Jahr. Die Axpo Biomasse AG hat 30 Jahre Erfahrung mit der Vergärung von kommunalen und gewerblichen Bioabfällen. Auch Hühnermist aus grossen Geflügelställen gehört dazu und Pferdemist. Weltweit sind über 70 Trockenfermentationsanlagen nach dem Kompogas-Verfahren in Betrieb. Doch zurück zum Prozess. Nach der Zerkleinerung wird das Material mit einem Sternsieb auf eine Korngrösse von 80 Millimetern abgesiebt. Plastikfolien die nicht im Grüngut sein sollten und dennoch täglich vorkommen, werden in einen Presscontainer abgeworfen. Grössere Teile wie Äste kommen zurück in den Tiefenbunker. Der zerkleinerte Teil geht via Förderband zu einem Steilband, wo alles rollbare Material, vor allem Steine, ausgeschleust wird. Die Steine werden später gewaschen. 12 Tonnen pro Monat. Eisenteile werden mit einem Magnet herausgeholt. Das aufbereitete Material wird anschliessend mittels Förderbänder kontinuierlich dem Fermenter zugeführt.

Axpo Biomasse AG
Holz wird bei der Axpo Biomasse AG separat gesammelt und gehäckselt.

Biogas und Dünger

«Der Fermenter ist das Herzstück der Anlage, erklären die Herren. Die Masse darin habe die Konsistenz eines Birchermüslis, wie sie es mehrfach formulieren. Das eingetragene Material wird befeuchtet. Der Gärprozess im Fermenter basiert auf einer anaerob-thermophilen Trockenvergärung bei einer Temperatur von 55 Grad Celsius und einer mittleren Substratfeuchte von 75 Prozent. «Die Masse bleibt in der Regel 14 Tage im Fermenter», informiert Daniel Ribi. Im luftdicht abgeschlossenen Fermenter werden unerwünschte Pflanzensamen, Keimlinge und Mikroorganismen zuverlässig abgebaut und die Masse hygienisiert. Ein Rührwerk bewirkt eine optimale Entgasung. Der ganze Prozess wird laufend überwacht. Mehrere Einrichtungen wie eine Fackelanlage oder eine Gasüber- und -unterdrucksicherung gewährleisten einen sicheren Betrieb. In der Halle, in der das Biomaterial liegt und verarbeitet wird, besteht ein permanenter Unterdruck, damit keine Emissionen nach aussen dringen, Die gesamte Abluft wird über einen Biofilter gereinigt und sorgt für einen fast geruchsfreien Betrieb. Die Vergärungsanlage produziert einerseits Rohbiogas, das nach einer Aufbereitungsphase als Biogas ins Gasnetz eingespeist wird und andererseits Naturdünger in flüssiger und fester Form. «Als Nebenprodukt bleiben nach der Fermentierung pro 1000 Kilo Biomasse rund 900 Kilo hochwertiger Naturdünger übrig», weiss Michael Schoch. Diese beiden Dünger gehen vor allem in die Landwirtschaft und damit ist der Kreislauf geschlossen. Als Verkaufsberater klärt Schoch unter anderem Gemeinden darüber auf, wie wichtig es ist, die Biomasse aus dem normalen Hauskehricht herauszuholen und in den Kreislauf zu bringen. «Es sind immer noch rund 33 Prozent organische Abfälle drin, die verbrannt werden. Das ist zu schade für diese Stütze der umweltschonenden Energiegewinnung», meint er. Die produzierte Energie wie der Naturdünger tragen das Gütesiegel für ökologisch hergestellte Produkte.

Axpo Biomasse AG
Die automatisierte Krananlage führt das Material dem Zerkleinerer zu.

Aus der Region für die Region

Die Axpo Biomasse AG verwertet in ihren Vergärungsanlagen und auf ihren Kompostierungsanlagen – von den sechs Standorten in der Schweiz ist eine in Eglisau und die andere in Landquart, – rund 280 000 Tonnen Biomasse pro Jahr und produziert damit eine Gesamtenergie, die den Stromverbrauch der Stadt Biel decken würde. Das Biogas, das in Niederuzwil produziert wird, würde den Jahresbedarf von über 1000 Haushaltungen decken. Er wird der Energie 360 Grad AG verkauft. «Der Naturdünger fest und flüssig aus der Vergärung enthält alle wichtigen Pflanzennährstoffe und verbessert den Boden», informiert Marcel Rauber. Er ist frei von keimfähigen Samen und sogar für den biologischen Landbau zertifiziert. «Verglichen mit den aktuellen Mineraldüngerpreisen weisen unsere Düngerprodukte einen beachtlichen Düngerwert auf. Die genaue Zusammensetzung kann bei uns erfragt werden», bietet Rauber an. Auf jeden Fall würden sich die Düngerprodukte sowohl für den Futterbau wie für den Anbau von Getreide, Mais und Raps eignen und seien aus der Region. Von der Idee, dass jeder Bauernhof seine eigene Biogasanlage haben sollte, wie dies hie und da propagiert wird, hält er wenig. «Es ist effizienter, das Material in einer regionalen Grossanlage zu verwerten, wo Analysen stattfinden, die Produkte zertifiziert sind und der Absatz geregelt ist.»

Axpo Biomasse AG
Auf dem Dach des Fermenters ist die Komplexität der Anlage sichtbar.

Entwicklungen gehen weiter

Marcel Rauber ist stolz darauf, dass die Entwicklung bei der Axpo Biomasse AG weitergeht, und dass er den ersten Lehrling Fachmann Betriebsunterhalt betreuen darf. Das neueste Produkt, Pferdeeinstreu und Geflügeleinstreu, ist unter dem Namen Naturbett (naturbett-einstreu.ch) lanciert worden. Es besteht aus Naturdünger und Holzfeinanteil, das aus einem Holzwerk in Graubünden bezogen wird. Das Produkt wurde getestet, analysiert und zertifiziert. Die Vorteile davon: kein Ammoniakgeruch, Pferde-Urin wird neutralisiert und abgebaut, durch die höhere Temperatur im Material ist der Einstreu trockener, pathogene Bakterien und Pilze werden eliminiert und die Matte wird von den Pferden gerne zum Liegen angenommen. «Der Einstreu kann länger liegen bleiben, was die Arbeit reduziert», versichert Rauber. Schliesslich könne der Einstreu nach der Verwendung als Dünger in der Landwirtschaft oder der Gartenpflege eingesetzt werden.

Das gehört in die Grüngutsammlung

Gartenabfälle, Haushaltabfälle wie Rüstabfälle, Kaffeesatz, Kleintiermist, Eierschalen, Compo-Bag, Speiserest wie Obst, Gemüse, Salat, Brot und Gebäck, Käse, Fisch und Fleisch und diverse Fette.

Das gehört nicht in die Grüngutsammlung

Asche, Batterien, Blechdosen, Glas, Hundekot, Kaffeekapseln, Katzensand, Kunststoff, Medikamente, Metall, Mineralöl, Staubsaugersäcke, Steine, Strassenwischgut, Textilien, unverrottbare Schnüre, Windeln. hlo.

 

 

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