Praxisversuch Bodenaktivierung

Mitten im Rebberg der Rafzerfelder Gemeinde Wil wird seit zehn Jahren mit gezielten natürlichen Massnahmen und Hilfsstoffen eine gezielte Bodenaktivierung und Humusaufbau betrieben. Dieser Praxisversuch wurde nun Interessierten im Rahmen mehrerer Informationsveranstaltungen vorgestellt.

Beim für die landwirtschaftliche Produktion genutzten Boden oder auch für viele Gemüse- und Schrebergärten ist der Humusanteil mehr als nur Erde und Produktionsgrundlage. Es ist ein grosses Zusammenspiel nötig, dass der gesamte Boden seine vielfältigsten Eigenschaften und Abläufe für eine grosse Biodiversität im Boden entwickeln kann. So sorgen und beeinflussen direkt im Boden organische Dünger und Pflanzenreste die Bildung von Humus. Dieser Prozess ist wiederum auf eine unzählige Anzahl von Bodenorganismen angewiesen, welche auch CO2 binden.

Martin Keller zeigte auf, wie der Boden positiv beeinflusst werden kann, damit das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt

Natürlich verbessern

Von aussen bewirken und ermöglichen weitere Elemente die Aktivtäten des Bodens.  Von oben beeinflussen das Klima und die Bewirtschaftung diesen Lebensraum unter der Erde. Von unten wird dieser durch die standortbedingten Bodeneigenschaften geprägt. Spezielle Eigenschaften der Böden und deren Zusammensetzung lassen sich aber durchaus mit Massnahmen auf natürlicher Basis beeinflussen und auch verbessern.

Hier setzt ein Zuger Unternehmen ein, welches einen auf einer natürlichen Basis hergestellten Hilfsstoff anbietet. Damit können auch das Pflanzenwachstum und die Pflanzengesundheit positiv beeinflusst werden. Die dabei eingesetzten natürlichen Hilfsstoffe auf den Boden  wie auch auf die Pflanzen tragen auch massgeblich zum Aufbau und zur Steigerung des Humusgehaltes im Boden bei. «Wir wollen heute anhand ausgehobener Bodenprofile aufzeigen, was nach einem zehnjährigen Einsatz im Boden verändert hat», erklärte Martin Keller im Rebberg Wil im Rafzerfeld. Er betreut verschiedene solcher Versuche, welche überall vielversprechende Resultate liefern. Er zeigte dabei an dieser für Hobbywinzer und Gartenfreunde angebotenen Informationsveranstaltung auch auf, wie mögliche Begleitmassnahmen vor Ort den Humusaufbau noch fördern können. «Mit der Verbesserung des Wurzelraumes wird auch eine Stärkung der Pflanzen erwirkt», hielt Keller weiter fest.   Dahinter steckt das eingesetzte Produkt Terra Biosa. Dieses kann entweder direkt auf den Erdboden ausgebracht oder analog zum Pflanzenschutz als Spritzmittel in jeder Wachstumsphase angewendet werden. Es handelt sich dabei um eine fermentierte Mischung aus natürlichen, probiotischen, frei in der Natur vorkommenden Mikroorganismen und 19 Kräutern. Dabei kommen in dieser Mischung von Anis, über echter Engelwurz, Kerbel, Petersilie bis Salbei und Wachholder vor. «Wir sorgen damit auch dafür, dass die im Boden enthaltenden Nährstoffe pflanzenverfügbar werden», sagt Keller.

Mitten im Rebberg in Wil wurde der Praxisversuch vorgestellt

Zehn Jahre im Einsatz

Seit einem Jahrzehnt setzt der Rebmann Karl Baumann mit seinem Team auf den gezielten Einsatz dieser auf natürlicher Basis gewonnen Hilfsstoffe und den damit verbundenen Begleitmassnahmen. Diese fördern einerseits das Wurzel- und anderseits das Pflanzenwachstum. Somit spricht er von einer wirksamen  und nachhaltigen  Aufwertung seiner Böden. Zugleich sind auch dessen Aktivitäten verbessert oder gar gesteigert worden.  Diese Erfolge wurden mit  den verschiedenen präsentierten Bodenprofilen belegt.

Die bisher normal bewirtschaftete, direkt angrenzende Rebparzelle zeigt eine Humusschicht von rund 15 Zentimetern. Jene in der Parzelle von Karl Baumann weisst eine solche von 20 bis 25 Zentimetern auf. Jährlich hat er pro Hektare bis zu 300 Kilo pelletierten Kalk ausgebracht, um damit den Boden  optimal zu verändern und hat damit zugleich die matchentscheidende «chemische» Zusammensetzung des Bodens  beeinflusst. Kalk in Form von doppelt positivem geladenen Calzium sorgt im Boden dafür,  dass die im Boden vorhandenen negativ geladenen Tonplättchen und positiv  geladenen Wasserstoffteilchen aufbrechen und damit der Boden eine Krümelstruktur erhält. Dadurch entstehen mehr kleinste Hohlräume, welche für die Einlagerung von Sauerstoff und Wasser sehr wertvoll sind.

Martin Keller zeigt auf, dass nach zehn Jahren der Humusaufbau erfolgreich war und deutlich besser ist, als neben der Versuchsparzelle

Keller verwies darauf, dass sich das Bodenvolumen im Idealfall aus rund 45 Prozent Boden, fünf Prozent Humus sowie je 25 Prozent aus Wasser und Luft zusammensetzt. Parallel dazu wird aber auch ein Humusaufbau erwirkt, welcher zusätzlich als Nebenerscheinung vorhandenes CO2 bindet.  Zugleich setzt Baumann auch bis 70 Liter diesen speziellen Bio-Flüssigdünger als Teil des Pflanzenschutzes ein.  Dies bewirkt auch, dass die Wurzeln diese Nährstoffe besser aufnehmen und zugleich im Gegenzug Kohlenhydrate   ausscheiden, welche wiederum unter anderem Nahrung sind für Mikroorganismen. «Ich stelle auch fest, dass sich der Wasserhaushalt im Boden mit Blick auf die Aufnahme- und Verfügbarkeit der Reben in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert hat», sagte Baumann. So nimmt sein Rebboden auch dank dem deutlich angehobenen Humusanteil  Niederschläge besser auf und Regen lässt sich auch länger im Boden speichern.  Zugleich setzt der Rebmann auf ein gezieltes Mulchen, um damit die Nährstoffe aus dem Mulch wieder aktivieren zu können und auch den Humus aufzubauen.  Hier sieht Baumann durchaus Möglichkeiten, dass auch konventionell angebaute Traubensorten ganz oder teilweise ohne zusätzlichen Pflanzenschutz vor Pilzkrankheiten geschützt werden können.

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