Grüngut zu Pferdeeinstreu veredelt
Während früher Stroh die klassische Einstreu in Pferdeställen war, gibt es heute unzählige Produkte. In den letzten Jahren wurde Einstreu aus Kompost mit einem Anteil an Holzhackschnitzeln immer mehr zum Trend.
Wie man sich bettet, so liegt man. Das gilt insbesondere auch für Pferde. Zwar schlafen Pferde viel weniger lang als Menschen und nicht immer legen sie sich dazu hin. Dennoch schätzen Pferde eine trockene und sauber eingestreute Liegefläche. Schon lange ist Stroh nicht mehr die einzige Einstreu in Laufställen und Boxen. Die heute erhältlichen Produkte reichen von Spänen über Pellets bis zu Kompost oder Naturdünger. Die für den Pferdehalter wichtigen Kriterien bei der Wahl der Einstreu sind die Sauberkeit der Box, die Bindung von Gerüchen, eine geringe Staubentwicklung, eine gute Arbeitseffizienz sowie auch die Entsorgung des Mistes.
Neuere Einstreuprodukte sind Häcksel oder Pellets aus Chinaschilf, Holzpellets oder Kompostiereinstreu. Unter diesen drei Neuheiten weist der Kompost laut Agroscope am meisten Vorteile auf. Die Einstreu-Produkte aus Kompost sind staubarm und weisen eine geringe Schadgas-Emission auf. Die mikrobielle Aktivität im Kompost liefert eine gute Saugfähigkeit und eine verminderte Geruchsentwicklung. Agroscope attestiert der Kompost-Einstreu Vorteile beim Zeitaufwand, der Entsorgung, der Verfügbarkeit sowie bei der Geruchsbildung. Die Saugfähigkeit ist ebenfalls gut. Die Anschaffungskosten sind etwas höher als bei anderen Wechsel-Einstreuarten, aber bei richtiger Pflege sollte der Verbrauch dafür viel geringer sein.
Nachhaltig und biologisch
Regional bieten Betreiber von Kompostier- und Vergärungsanlagen Einstreu-Produkte an. Die zwei grösseren Anbieter solcher Kompostiereinstreu-Produkte, die speziell für Pferde oder Kleintiere aufbereitet sind, heissen Axpo Biomasse AG und Kompomo GmbH. Die Kompomo GmbH vertreibt den «Bio-Waldboden». Die Mischung besteht nach eigenen Angaben aus Mineralien, Qualitätskompost, Rindenanteil und Holzschnitzel. Die Axpo Biomasse AG hat vor rund zwei Jahren das Produkt «Naturbett» auf den Markt gebracht. Dieses besteht aus Naturdünger aus Biogasanlagen sowie einem Anteil aus Holz-Feingut von Fichten und Tannen. Beide Produkte beinhalten ausserdem Mikroorganismen, welche Gerüche neutralisieren und den Urin umwandeln. Die Einstreu erfüllt den Bio-Standard. Durch die natürliche Erhitzung wird die Kompostiereinstreu hygienisiert, sie soll für Allergiker deshalb ebenfalls sehr gut geeignet sein.
Auch Landwirt Hanspeter Rohner aus Diepoldsau hat seine Reitpferde seit kurzem auf Kompost- umgestellt. «Die Sägespäne von der Sägerei sind einiges teurer geworden und so schaute ich mich nach einer Alternative um», sagt er. Massgebliche Vorteile für den Landwirt sind die Arbeitseffizienz sowie das geringe Mistvolumen. «Muss die Einstreu dennoch ausgetauscht werden, ist der Mist sicherlich auch ein guter Dünger», sagt er. Mit dem Resultat ist er zufrieden. «In den ersten Wochen hält die Einstreu bisher, was sie verspricht», so der Landwirt.
Corinne Hanselmann aus Salez hält ihre Pferde in einem Offenstall direkt am Haus. Seit mehreren Jahren streut sie mit Waldboden ein. Ausschlaggebend für die Wahl der Einstreu waren das geringe Mistvolumen und die Geruchsbindung. «So nah am Haus, war mir letzteres sehr wichtig und der Waldboden bindet den Geruch recht gut», sagt sie. Ihre drei Isländer-Wallache und die Freiberger-Stute würden sich auf dem Waldboden ausserdem sehr gerne hinlegen. «Ich bin auch nach mehreren Jahren zufrieden mit dem Waldboden», sagt sie. Wichtig ist ihrer Ansicht nach die regelmässige Auflockerung der Einstreu, weil sie sonst hart wird: «Mit einer elektrischen Bodenhacke funktioniert das recht einfach.»
Die Effizienz der Einstreu ist für Andrea Stalder aus Niederwil der ausschlaggebende Vorteil für den Kompost in ihren Pferdeboxen. «Am Morgen bin ich rasch mit der Stallarbeit fertig, da ich nur die Pferdeäpfel entfernen muss. Wenn ich dann mehr Zeit habe, pflege ich die Liegeflächen so ein bis zwei Mal in der Woche intensiver und streue nach. Aber auch dann bin ich viel schneller als mit der bisherigen Einstreu», sagt sie. Nachdem sie früher Stroh und Sägespäne einstreute, brachte sie ihr Mann auf die Idee der Kompost-Einstreu. Der Landwirt kannte dies von Kuhställen. «Ich konnte dann den Pensionsstall eines Bekannten anschauen, der diese Einstreu benutzte und war rasch überzeugt.»
Richtige Pflege ist wichtig
Empfohlen wird eine Einstreutiefe von mindestens 15 bis 20 Zentimetern, damit das System funktioniert. Um dies zu erreichen sollten zu Beginn 20 bis 25 Zentimeter eingestreut werden, da sich die Einstreu nach einigen Tagen setzt. Bei weniger Einstreutiefe gibt es zu wenig Material, um den Urin genügend abzubauen. Mittels Einstreurechner kann bei den Anbietern leicht berechnet werden, welchen Grundbedarf der eigene Stall aufweist. Die Lieferung erfolgt in Big Bags auf Paletten oder auch in kleineren Säcken, die von Hand getragen werden können.
Die Pferdeäpfel werden täglich entfernt, die durch Urin entstehenden nassen Stellen allerdings nicht. Urinieren Pferde regelmässig an derselben Stelle, kann das nasse Material an den Rand zum Trocknen deponiert werden und später wieder in die Mitte verteilt werden. Ansonsten kann auch wenig entfernt werden. So muss etwa einmal in der Woche nachgestreut werden. Die Einstreu sollte ausserdem glattgezogen und regelmässig aufgelockert werden. Auf kleinen Flächen kann dies von Hand mit einer Stechgabel gemacht werden. Bei grösseren Flächen zeigt sich jedoch in der Praxis, dass Bodenhacken zum Einsatz kommen.
Im Winter muss häufiger nasse Einstreu entfernt werden, da sie durch die nasse und kalte Witterung weniger schnell abtrocknen kann. Pflegt man die Kompost-Einstreu richtig sollte im unteren Bereich eine «Matratze» entstehen, die unverändert gelassen wird. Die obere Schicht wird laut Hersteller am besten täglich aufgelockert und planiert. So gelangt der Urin in die untere Schicht. Die Einstreu funktioniert je nach Stall und Pferd unterschiedlich gut. Wichtig ist es die Pflegehinweise zu beachten.