Delegiertenversammlung des St. Galler Bäuerinnenverbands

Rund 160 Bäuerinnen und Landfrauen sowie etwa 50 Gäste trafen sich im Kultur- und Kongresszentrum Verrucano in Mels zur Delegiertenversammlung des kantonalen Bäuerinnenverbands St. Gallen. Einmal mehr zeigte sich, dass der Verband vielschichtig unterwegs ist.

Die Delegierten folgten dem Vorstand. Alle Geschäfte und Anträge wurden angenommen.
Die Delegierten folgten dem Vorstand. Alle Geschäfte und Anträge wurden angenommen.

Petra Artho aus Walde begrüsste die Delegationen der verschiedenen Bäuerinnen- und Landfrauenvereine im von den Melser Bäuerinnen gefällig dekorierten Kongresszentrum. Zur 43. Delegiertenversammlung konnte sie zahlreiche Gäste aus Politik, Bildung und befreundeten Organisationen willkommen heissen. In ihrer Begrüssungsrede zeigte die Präsidentin des kantonalen Bäuerinnenverbands auf, dass die Bäuerinnen einen unglaublich «wichtigen Job» machen. «Wir sind mehr als ein Bäuerinnen- und Landfrauenverein, mit unserer Mitgliederstruktur haben wir den Stadt-Land-Graben längst überwunden, wir haben ihn zugeschüttet. Wir gehen auf Konsumenten zu und bilden tragfähige Partnerschaften.»

Attraktives Programm

Im «St. Galler Bauer» vom 10. Februar war der Jahresbericht des kantonalen Bäuerinnenverbands detailliert veröffentlicht. Aus diesem Grund konnte auf das Verlesen des Protokolls der letzten Delegiertenversammlung sowie der verschiedenen Jahresberichte und der Jahresrechnung verzichtet werden. Revisorin Andrea Bärtschi zeigte auf, dass Verbandssekretärin Heidi Preisig die Buchhaltung sehr gut führt. Der Verband schloss das vergangene Jahr mit einem Gewinn von 284 Franken ab. Petra Artho, auch Geschäftsführerin der Hanni-Pestalozzi-Stiftung, konnte berichten, dass die Stiftung im vergangenen Jahr erneut Bäuerinnen und Bauernfamilien in Not unterstützen konnte. «Glücklicherweise verfügt die Stiftung auch Ende 2022 über ein Eigenkapital von 170 000 Franken. Wer Hilfe braucht, kann das entsprechende Formular auf der Webseite des kantonalen Bäuerinnenverbands St. Gallen zur Gesuchseingabe verwenden.» In kurzen Abrissen berichteten die verschiedenen Vorstandsmitglieder über ihre Ressorts. Es kam zum Ausdruck, dass der Verband ein vielseitiges Jahresprogramm anbietet, das von Bäuerinnen und Landfrauen jeden Alters gut genützt wird.

Kostenlose Pausenmilch

Zu reden gab ein zusätzliches Traktandum. Die SMP entschädigt künftig die kantonalen Bäuerinnen besser fürs Durchführen des sogenannten Pausenmilchtages. Die Einnahmen werden in Zukunft höher, aber unregelmässig sein. Im Jahr 2023 wird die Unterstützung voraussichtlich 2887 Franken betragen. Obwohl der Vorstand die Kompetenz hätte, über die Verwendung dieses Betrages in Eigenregie zu bestimmen, konnte die Versammlung mittels Abstimmung entscheiden. Der Vorstand schlug vor, den Betrag fürs Essen an der Delegiertenversammlung einzusetzen. Anträge aus der Versammlung waren, das Geld den Vereinen entsprechend ihrem Einsatz zukommen zu lassen sowie den Betrag in die Hilfskasse zu legen. Die Abstimmung fiel klar aus: Der Betrag wird künftig fürs Essen an der Delegiertenversammlung eingesetzt. Etwas traurig stimmte viele Bäuerinnen, dass es Schulen beziehungsweise Schulleiter oder Lehrerinnen gibt, die den Tag der Pausenmilch nicht mehr haben möchten. Sie sind entweder der Meinung, dass Kuhmilch kein gesundes Nahrungsmittel sei oder dass mit diesem Tag unerwünschte «Werbung» gemacht werde. Bei den Kindern ist der Anlass aber glücklicherweise nach wie vor beliebt.

«Frau aus unseren Reihen»

Die Toggenburger Nationalrätin Esther Friedli, Vizepräsidentin des Bäuerinnenvereins Wintersberg-Bendel, kandidiert für den Ständerat. Sie durfte sich und ihre Arbeit, beziehungsweise ihre Ziele, kurz vorstellen. Präsidentin Petra Artho wies darauf hin, dass Esther Friedli «eine Frau aus unseren Reihen ist» und dass wohl nicht so rasch wieder die Gelegenheit bestehe, eine Frau mit bäuerlichen Erfahrungen in den Ständerat zu wählen.

Hedy Vetsch, Vizepräsidentin des Verbands, und Seline Heim, Schulleiterin am Rheinhof, wiesen darauf hin, dass die vielseitige Bildung zur Bäuerin boomt. Sogar der «Blick» habe über die gefragte Weiterbildung berichtet. Vom Schweizer Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV) berichtete Corina Blöchlinger, das neue Vorstandsmitglied für die Ostschweiz. Ihr war es wichtig, aufzuzeigen, dass der SBLV ein Verein für alle Frauen vom Land ist. «Man muss nicht zwingend Bäuerin sein, um sich in diesem Verband wohlzufühlen.» Landwirt und Gemeinderat Samuel Good stellte die grosse, vielfältige Gemeinde Mels vor, die sich zusammen mit der Ortsgemeinde Mels finanziell für die Tagung engagiert hatte.

Unterwegs auf der Via Alpina

Anschliessend an die Versammlung las die Bündnerin Christina Ragettli aus dem Buch über ihre Weitwanderung auf der Via Alpina. Die junge Marketing- und Kommunikationsfachfrau berichtete mit tollen Bildern über ihre fünfmonatige Auszeit der anderen Art. Sie verliess ihre Komfortzone und wanderte 2363 Kilometer über mehr als 100 Alpenpässe – und das bei jedem Wetter und während der Corona-Zeit. Sie erwanderte den Alpenbogen durch die Schweiz, Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich und Monaco. Ein Blick in den Saal verriet, dass die Anwesenden den Bildbericht mit Lesung genossen. Christina Ragettli sagte: «Manchmal hatte ich grosse Angst, kämpfte mit Schmerzen, Heimweh und massiven Unsicherheiten, aber ich konnte meinen grossen Traum realisieren, diese Weitwanderung zu Ende zu bringen. Auch wenn mich die Auszeit dann und wann Tränen kostete und mich die Blasen an den Zehen fluchen liessen – es war einmalig.» Christina Ragettli gab den Anwesenden auf den Weg mit, ihren Traum ebenfalls zu leben. «Es muss keine fünfmonatige Wanderung sein, es gibt unzählige andere Möglichkeiten. Gönnt euch diese.»

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