Landwirtschaft im Visier der Initiativen

An der Delegiertenversammlung des Bauernverbands Appenzell Ausserrhoden (BVAR) in Wald wurde ein neues Vorstandsmitglied gewählt, eine Ehrenmitgliedschaft vergeben sowie der Antrag gestellt, den Bildungsbeitrag zu erhöhen.

Zu Ehren von Urs Schneider (vorne rechts) und Matthias Tobler (vorne links) stimmten einige Vorstandsmitglieder ein Zäuerli an.
Zu Ehren von Urs Schneider (vorne rechts) und Matthias Tobler (vorne links) stimmten einige Vorstandsmitglieder ein Zäuerli an.

Mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr eröffnete Beat Brunner, Präsident des Bauernverbands Appenzell Ausserrhoden (BVAR), die 141. Delegiertenversammlung, die am 1. April in Wald stattgefunden hat. «Die Pandemie und der aktuelle Krieg in der Ukraine haben die Verletzlichkeit der internationalen Lieferketten aufgezeigt. Das hat vielen Konsumentinnen und Konsumenten bewusst gemacht, was Ernährungssicherheit und eine intakte Landesversorgung bedeuten.» Die fast 63 Prozent Nein-Stimmen bei der Abstimmung über die Massentierhaltungs-Initiative wertet Brunner als Vertrauensbeweis für die Bauernfamilien. Für ihn ist es unverständlich, dass einige der 35 Initiativen, die aktuell unterwegs sind, direkt oder indirekt auf die produzierende Landwirtschaft abzielen.

Mehrwert kostet

Die Anwesenheit zahlreicher Gäste aus Politik, Verbänden und Organisationen machte bewusst, wie wichtig der Austausch ist. Dass sich die Landwirtschaft in einem Spannungsfeld befinde, war an dieser Delegiertenversammlung mehrmals zu hören. «Die Bevölkerung will eine möglichst nachhaltige Bewirtschaftung, ist aber leider oft nicht bereit, den entsprechenden Mehrwert zu zahlen», fasste Landammann Dölf Biasotto zusammen. Der Vorsteher des Departements Bau und Volkswirtschaft erwähnte auch, dass sich die nationale Politik stetig bewege und die einzelnen Kantone für die Gesetzes- und Regelumsetzung verantwortlich seien. Aktuell arbeite sein Departement zusammen mit dem BVAR am Vollzug von Kompensationsflächen beim Schleppschlauchobligatorium, das 2024 in Kraft tritt. Der BVAR hat dazu mehrere Anträge eingereicht.

Neue Litteringtafeln

Aus dem Jahresbericht von Priska Frischknecht, Geschäftsführerin des BVAR, war zu entnehmen, dass sich der Verband stark für das Image der Landwirtschaft einsetzt. Sie motivierte die Bäuerinnen und Bauern, sich am nationalen Tag der offenen Hoftüren vom 4. Juni zu beteiligen oder einen 1.-August-Brunch zu organisieren. Weiter informierte die Geschäftsführerin über die neuen Litteringtafeln des Schweizer Bauernverbands (SBV), die bei ihr bezogen werden können. Zum Aufstellen der grossen Tafeln an Strassen braucht es vom Kanton eine Bewilligung, die vom BVAR einholt wird. Christian Brunner, Präsident Kommission Alpwirtschaft, zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit mit den Jägern, die in Hegestunden knapp drei Kilometer Stacheldraht sowie einen Kilometer Maschendrahtzaun abgebrochen haben. In Bezug auf den Wolf machte er auf die Minimalhöhe von Flexi-Netzen aufmerksam. «Achtet darauf, dass diese höher sind als 105 Zentimeter, denn nur so sind sie herdenschutzanerkannt.»

Bildung braucht mehr Geld

Kassierin Jeannine Riegg präsentierte die einzelnen Rechnungen. So hat die Gesamterfolgsrechnung 2022 mit einem Gewinn von rund 2300 Franken geschlossen. Anders zeigte sich die Verbandsrechnung des BVAR, die einen Verlust von 14 000 Franken aufwies. «Der BVAR unterstützte mit weiteren Partnern nochmals die Anschaffung von vier Drohnen für die Rehkitzrettung. Auch sind Olma-Anteilscheine gekauft worden und für Vorstand, AHV, Bildung sowie die Öffentlichkeitsarbeit mussten gegenüber dem Vorjahr Mehraufwände verbucht werden», erklärte Riegg das Defizit.

Stefan Freund, Bildungsverantwortlicher des BVAR, beantragte, den Bildungsbeitrag pro Hektare landwirtschaftliche Nutzfläche von 2.30 Franken um 40 Rappen zu erhöhen. «Die Kosten für das Erstellen einer Webseite für das Lehrstellenverzeichnis gehörte im vergangenen Jahr zu den einmaligen Sachen im Lehrbetriebsverbund SG/AR/AI/FL, wir haben aber auch Mehrkosten, die sich wiederholen.» Dabei liess er nicht unerwähnt, dass sich zwischenmenschliche Probleme auf den Ausbildungsbetrieben häufen. Die 112 Stimmberechtigten genehmigten die Jahresrechnung wie auch die Erhöhung des Bildungsbeitrages ohne Gegenstimmen.

Ein neues Vorstandsmitglied

Nach zehn Jahren Vorstandsarbeit gab Matthias Tobler aus Wolfhalden seinen Rücktritt bekannt. Als Nachfolger wurde Roman Züst aus Walzenhausen vorgeschlagen und einstimmig gewählt. Der 37-Jährige führt einen Aufzuchtbetrieb und hält Schafe. Matthias Tobler, der während acht Jahren die Schafmarktkommission präsidierte und von Beat Brunner als gradliniges wie auch kritisches Vorstandsmitglied gelobt wurde, erhielt von der Versammlung die Ehrenmitgliedschaft. Ebenfalls geehrt wurde Beda Rempfler, der seit zehn Jahren in der Versicherungsabteilung arbeitet.

Roman Züst wurde neu in den Vorstand gewählt.
Roman Züst wurde neu in den Vorstand gewählt.

Mario Gantenbein aus Schwellbrunn, Martin Sturzenegger aus Walzenhausen und Christian Müller aus Stein haben die Meisterprüfung bestanden. «Landwirt ist ein Beruf mit Herz, Hand und Verstand», sagte Stefan Freund, dem die Weiterbildung der jungen Berufsleute ein grosses Anliegen ist. Als Bildungsverantwortlicher setzt er sich mit der Revision der Grundbildung auseinander, die aktuell in der Vernehmlassung ist.

Kein Selbstläufer

Ähnliche Worte wie Brunner und Biasotto wählte auch Urs Schneider, stellvertretender Direktor des SBV. Die für die Landwirtschaft positiven Abstimmungsergebnisse sind für ihn keine Selbstläufer, sondern das Resultat des geschlossenen Auftretens von Bäuerinnen und Bauern. Kommende Initiativen, kostendeckende Produzentenpreise, Agrarpolitik, Pa.lv. 19.475 sowie die eidgenössischen Wahlen im Herbst beschäftigen aktuell den SBV, so Schneider. «Unterschätzt es nicht, dass uns die richtigen Leute im Parlament vertreten. Doch unabhängig von politischen Themen, wir müssen immer an Imageaktivitäten dranbleiben und Sympathien schaffen.»

Nebst klaren Abstimmungsergebnissen bot die DV auch kritischen Stimmen eine Plattform.
Nebst klaren Abstimmungsergebnissen bot die DV auch kritischen Stimmen eine Plattform.

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