«Ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören»

An der Delegiertenversammlung des St. Galler Bauernverbands (SGBV) wurde Vizepräsident Fredi Mosberger verabschiedet. Im Interview blickt er auf seine Zeit im Vorstand, als Vizepräsident und als Präsident der Kommission für Öffentlichkeitsarbeit zurück.

Fredi Mosberger ist als Vizepräsident des St. Galler Bauernverbands zurückgetreten. Ein Jahrzehnt war er im Vorstand des SGBV. Bild: dam.
Fredi Mosberger ist als Vizepräsident des St. Galler Bauernverbands zurückgetreten. Ein Jahrzehnt war er im Vorstand des SGBV. Bild: dam.

Ein Jahrzehnt war Fredi Mosberger aus Gossau im Vorstand des St. Galler Bauernverbands (SGBV) vertreten. Fünf Jahre davon amtete er als Vizepräsident. Ebenfalls zehn Jahre präsidierte er die Kommission für Öffentlichkeitsarbeit. Nun trat er zurück und wurde an der Delegiertenversammlung in Flawil verabschiedet. Seine Amtszeit würde noch zwei Jahre dauern, doch aufgrund der Amtszeitbeschränkung wären sein Amt und jenes des Präsidenten gleichzeitig zu besetzen. Sein Rücktritt ermöglicht so einen schrittweisen Wechsel an der Spitze des Verbands.

Herr Mosberger, Sie treten vorzeitig als Vizepräsident ab. Ihre offizielle Amtszeit wäre erst 2025 zu Ende. Wären Sie noch gerne länger im Vorstand geblieben?

Fredi Mosberger: Der Rücktritt war meine Entscheidung. Zudem ist es nach zehn Jahren ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören. Für mich stimmt es.

Als Vizepräsident gehörten Sie, nebst dem Präsidenten und dem Geschäftsführer und dessen Stellvertreter, der Verbandsleitung an. Wie waren Ihre Erfahrungen?

Mosberger: Der SGBV ist ein KMU mit rund 20 Angestellten. Die Verbandsleitung beschäftigt sich unter anderem mit der Personalsituation, den Löhnen und der Pensionskasse. Man erhält einen tieferen Einblick ins Geschehen.

Was kann man als Vorstandsmitglied bewirken?

Mosberger: Jedes Vorstandsmitglied leistet einen Beitrag zur Vernetzung der Bauern und des Bauernverbands in allen Regionen des Kantons und im persönlichen Umfeld. So kann man als Verband die Anliegen der Bauern und der Bäuerinnen aus der Basis angehen und ihnen das nötige Gewicht geben.

Was sind Ihre bleibenden Erkenntnisse aus der Vorstandsarbeit?

Mosberger: Als Vorstandsmitglied hat man viel Spielraum. Wenn man eine gute Idee einbringt, kann sie auch umgesetzt werden. Nur selten scheitert die Umsetzung an den Finanzen. Gerade auch im Bereich Öffentlichkeitsarbeit stehen mehr finanzielle Mittel bereit.

Was haben Sie zusammen mit dem Vorstand erreicht, worauf Sie stolz sind?

Mosberger: Die Abstimmungskämpfe zu den Agrarinitiativen (2021) und zur Tierhaltungsinitiative (2022) haben wir gut geführt. Sie forderten einen grossen Einsatz.

Gab es auch enttäuschende Momente?

Mosberger: Wir haben uns sehr oft in die Politik eingebracht, beispielsweise mit Vernehmlassungen. Der Verband brachte Ideen ein, wie etwa zur Umsetzung des Schleppschlauchobligatoriums. Leider ist es ernüchternd, zu sehen, wie wenig wir erreicht haben. Das stimmt mich nachdenklich. Die Verbände setzen sich ein und hinterher schaut sehr wenig für die Bauern heraus.

An was mag das liegen?

Mosberger: Das liegt an der Arroganz der Verwaltung. Man ist unflexibel und beharrt auf dem, was man aufgegleist hat. Das ist frustrierend.

Mehr Freude machte Ihnen hingegen die Öffentlichkeitsarbeit des Verbands. Sie waren zehn Jahre Präsident der Kommission Öffentlichkeitsarbeit des SGBV. Wie hat sich die Öffentlichkeitsarbeit im Verband in diesen Jahren entwickelt?

Mosberger: Man muss heute professioneller sein als früher. Als Berufsverband haben wir auch selbst den Anspruch, dass wir ein professionelles Image verbreiten. Das zeigt sich an unseren Anlässen, wie beispielsweise von «Vo Puur zu Puur». Die Kommunikation und die Werbung müssen professionell gemacht werden.

Die Öffentlichkeitsarbeit ist auch digitaler geworden.

Mosberger: Der Bereich der sozialen Medien ist gewachsen. Auch mit dem Whatsapp-Kanal und dem Monatsmail sind wir gut aufgestellt. Allerdings ist der Erfolg im digitalen Bereich schlecht messbar. Man kann die Klicks zählen, nicht aber, ob die Eindrücke bleiben. Das ist aber generell in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Werbung schlecht messbar.

Welches Projekt hat das Image der St. Galler Landwirtschaft aus Ihrer Sicht am meisten gestärkt?

Mosberger: «Vo Puur zu Puur» ist ein starkes Projekt. Aber auch unser Olma-Auftritt, den wir selbst organisieren, ist sehr erfolgreich. Da erreichen wir auch sehr viele Nichtlandwirte.

Die Olma ist eine der wichtigsten Messen für die Landwirtschaft. Was bedeutet sie für den SGBV und für Sie persönlich?

Mosberger: Generell ist die Olma für uns fast unbezahlbar. Ich habe mich deshalb auch eingesetzt, dass der SGBV das Engagement an der Olma im Rahmen unserer Möglichkeiten erhöht. Ich finde, wir Bauern hätten gute Gründe, auch privat ein paar Olma-Aktien zu zeichnen.

Wo sehen Sie beim SGBV noch mehr Potenzial?

Mosberger: Grundsätzlich sind wir mit unserem Dienstleistungsangebot gut aufgestellt. Der Versicherungsbereich ist gut abgedeckt und auch mit der neuen Fachstelle für Landwirtschaft, Umwelt und Natur (Falun) haben wir ein der Landwirtschaft nahestehendes Ökobüro und können den Bauern so eine weitere Dienstleistung anbieten.

Und wo hat die Öffentlichkeitsarbeit noch Potenzial?

Mosberger: Mit dem Projekt Schule auf dem Bauernhof (SchuB) möchten wir unsere jungen Men-schen besser erreichen. Es wäre wünschenswert, wenn wir ein flächendeckendes Angebot für Lehr-personen bereitstellen könnten. Wir sind auf der Suche nach Bauern und Bäuerinnen, die bereit sind, auf ihren Höfen den Unterricht zu gestalten. Auch bei den sozialen Medien hätte es mehr Potenzial, da könnte man noch mehr machen. Die sozialen Medien werden aber nie ein Ersatz für Anlässe werden. Direkt an die Leute heranzutreten hat noch immer Zukunft.

Was wünschen Sie sich in Zukunft von den Bauernfamilien in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit?

Mosberger: Von den Bauern wünsche ich mir, dass sie nach guter landwirtschaftlicher Praxis arbeiten. Dazu gehören unter anderem Rücksicht auf die Anwohner, kein Güllen am Samstagabend oder die verschmutzte Strasse putzen. Als Bauer muss man immer daran denken, welchen Eindruck das eigene Handeln hinterlässt. Der Berufsverband betreibt viel Aufwand und gibt Geld aus, um das Image zu korrigieren, weil es Einzelne leichtsinnig aufs Spiel setzen.

Vor Ihrer Zeit als Vorstandsmitglied des SGBV waren Sie politisch aktiv. Sie waren für die Mitte im Stadtparlament Gossau vertreten und hatten während der Zeit im Vorstand für den Kantonsrat kandidiert. Kehren Sie nun in die Politik zurück?

Mosberger: Nein, das ist abgehakt.

In welcher Funktion bleiben Sie der Branche erhalten?

Mosberger: Ich werde noch immer als Prüfungsexperte für die Berufs- und Meisterprüfung im Einsatz sein. Natürlich werde ich in den nächsten Jahren weiter Lehrlinge auf meinem Betrieb ausbilden. Dieses Engagement gibt mir im Übrigen viel Zuversicht, dass der Landwirtschaft die guten Leute auch in Zukunft nicht ausgehen.

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