Rapsanbau ist unter Druck

Anlässlich der Flurbegehung im thurgauischen Heldswil am vergangenen Mittwoch gaben Pflanzenschutz- und Düngerberater ihre Empfehlungen und Tipps für diverse Kulturen. Für die Begehung hatten die Betriebsleiter Niklaus Schnetzer, Janic Rechsteiner und Ruedi Frieden ihre Felder zur Verfügung gestellt.

Albert Fässler (rechts aussen) von UFA-Samen stand Rede und Antwort für konkrete Anbauempfehlungen.
Albert Fässler (rechts aussen) von UFA-Samen stand Rede und Antwort für konkrete Anbauempfehlungen.

Am Info-Posten im Maisfeld informierten Andreas Ehrismann von Landor, Erich Schildknecht von Bayer und Roland Walder von Landor über die Bedeutung der Kalkdüngung. Der Verlust an Kalk (CaO) beträgt pro Jahr im Ackerbau 400 bis 600 Kilo und im Futterbau 200 bis 400 Kilo pro Hektare. Diese Menge muss dem Boden wieder zugeführt werden.

Das Wachstum der Pflanzen und damit der Ertrag werde immer durch den im Verhältnis knappsten Nährstoff begrenzt. Gute Gründe für die Kalkung sind unter anderem der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, der Schutz vor Erosion und Verdichtung und die einfachere Durchwurzelung. Nur durch eine regelmässige Zufuhr von Kalk kann der stetigen Bodenversauerung entgegengewirkt werden.

Verschiedene natürliche Faktoren führen zum Verlust von Calcium. So zum Beispiel das Wegführen von Erntegut und Stroh, Auswaschung, säurebildende Mikroorganismen und kalkzehrende organische und mineralische Dünger.

Bei der Kalkung steht die Wirkung auf den Boden im Vordergrund. Die auszubringende Menge ergibt sich in erster Linie aus dem Gesamtbedarf an Phosphor und Kalium, von dem die Werte aus den Ernterückständen und bereits ausgebrachter Mineraldünger abgezogen werden. Die einfachste Methode, um den Bedarf festzustellen, ist die Erstellung eines Düngerplans.

Richtiger Zeitpunkt

Die Berater sagten bei der Flurbegehung, dass bei der Maisaussaat das Motto gelte: so früh wie möglich, so spät wie nötig. Ist der Boden warm, gut abgetrocknet und tragfähig und hat die Bodentemperatur acht bis zehn Grad erreicht, dann findet die Aussaat unter normalen Bedingungen ab Mitte April bis Mitte Mai statt.

Die richtige Aussaatzeit ist essenziell für das gesunde Pflanzenwachstum, die Entwicklung der Pflanzen und für die späteren Erträge. Eine zu frühe Aussaat kann eine schlechte, verzögerte Keimung zur Folge haben sowie einen unregelmässigen Feldaufgang. Erfolgt die Aussaat hingegen zu spät, ist die Vegetationszeit zu kurz und mangelnde Ausreife sowie Qualitätsprobleme und Strukturschäden sind die Folge. Die ungewohnt langanhaltenden kühlen Temperaturen – auch noch Mitte Mai – können den Aufgang verzögern, den Beizschutz schwächen und eine verringerte Nährstoffaufnahme bewirken.

Die physiologischen Anforderungen der Maispflanze unterscheiden sich in Abhängigkeit der Wachstumsstadien. Generell sollte die Bodentemperatur im Stadium der Keimung bei acht bis zehn Grad liegen. Temperaturschwankungen sind auf leichten Böden höher als auf schweren. Vor allem Kälteperioden in der Jugendphase können die Entwicklung des Maises nachhaltig beeinflussen. Mögliche Folgen sind: Schädigung der Kornanlagen, unregelmässige Befruchtung, geringere Anzahl Kornreihen je Kolben und vollständige Reduktion des Hauptkolbens.

Andreas Ehrismann, Erich Schildknecht und Roland Walder (von links) gaben Tipps und Empfehlungen für den Maisanbau.
Andreas Ehrismann, Erich Schildknecht und Roland Walder (von links) gaben Tipps und Empfehlungen für den Maisanbau.

Rapsglanzkäfer bekämpfen

Zum Rapsanbau äusserten sich Albert Fässler von UFA-Samen und Beat Schindler von Syngenta. Sie stellten fest, dass der Rapsanbau stark unter Druck geraten ist. Dies nicht zuletzt durch die Einschränkungen beim Pflanzenschutzmittel-Einsatz für den wichtigsten Gegenspieler im Rapsanbau – den Rapsglanzkäfer. Im frühen Knospenstadium sind die Blüten am anfälligsten. Bei verlangsamter Pflanzenentwicklung sind Totalausfälle möglich. Der Flug der Käfer kann mit Gelbschalen oder Leimtafeln überwacht werden. Zur Erfassung der Schadenschwelle werden Klopfproben an den Pflanzen durchgeführt.

Beat Schindler hob hervor, dass die Anwendung von Wirkstoffen mit erhöhtem Risikopotenzial für Oberflächengewässer und Grundwasser im ÖLN grundsätzlich verboten wird. Dabei handelt es sich vor allem um Insektizide aus der Wirkstoffklasse der Pyrethroide. Ist kein alternativer Wirkstoff mit geringerem Risikopotenzial verfügbar, sind Ausnahmebehandlungen möglich. Dies ist beispielsweise für gewisse Kultur-Schaderreger-Kombinationen im Gemüsebau der Fall. Sonderbewilligungen können für insektizide Wirkstoffe (gemäss Ziffer 6.1, Anhang 1 der Direktzahlungs-Verordnung) erteilt werden, wenn die geltende Bekämpfungsschwelle überschritten wird. Oder wenn der Antragsteller zum Beispiel mittels Foto das Vorhandensein des Schädlings beziehungsweise Schadsymptome nachweist.

Mögliche Sonderbewilligung

Erteilt wird die Sonderbewilligung auch wenn kein gleichwertiges Ersatzprodukt mit tieferem Risikopotenzial vorhanden und die Kultur tatsächlich noch gefährdet ist sowie in bestimmten Fällen, wenn vorher nachweislich ein im ÖLN zugelassenes Pflanzenschutzmittel mit geringerem Risikopotenzial oder ein Nützling eingesetzt wurde und die Wirkung ungenügend war. Die Sonderbewilligung wird im Ackerbau pro Parzelle/Bewirtschaftungseinheit, Kultur, Schädling und Anwendung erteilt. Der Wohnsitzkanton des Antragstellers ist zuständig für einzelbetriebliche Sonderbewilligungen, auch für bewirtschaftete Flächen ausserhalb des Kantons.

Kälteperioden in Jugendphase

Längere Kältephasen können die Entwicklung beim Mais nachhaltig beeinflussen. Beim Absterben des ersten Kolbens kann ein Zweitkolben gebildet werden. Allerdings ist dessen Entwicklung verzögert, weshalb es zu einer mangelnden Befruchtung kommen kann. Im Extremfall wird kein Zweitkolben gebildet, was Mindererträge zur Folge hat. Dagegen helfen folgende Gegenmassnahmen: intakte Böden mit guter Bodenstruktur, ausreichendes Nährstoffangebot, ausgeglichener Nährstoffhaushalt und die Vermeidung von Herbizidmassnahmen bei hohen Temperaturschwankungen.

Bis zum Sechs-Blatt-Stadium können Kältephasen zeitweilig zu Phosphatmangel mit violetten Verfärbungen führen. Negative Auswirkungen auf den Ertrag sind dabei nicht zu befürchten. Zur Beschreibung der Standorteignung für den Maisanbau werden häufig Durchschnittstemperaturen während der Vegetationszeit und die Temperatursumme benutzt.

Beat Schindler von Syngenta hofft, dass der Rapsanbau in der Schweiz nicht noch weiter unter Druck kommen wird.
Beat Schindler von Syngenta hofft, dass der Rapsanbau in der Schweiz nicht noch weiter unter Druck kommen wird.

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