Ein Blick in den Beruf des Lohnunternehmers

Wenn es um Maschinenarbeiten geht, regeln Lohnunternehmen vieles. Ob für den Landwirtschaftsbetrieb, die Gemeinde oder die Gärtnerei. Das Lohnunternehmen Kuhn aus Zürich macht längst nicht mehr alles, sondern hat sich spezialisiert und setzt auf geschlossenen Kreislauf.

In der Schweizer Landwirtschaft spielen Lohnunternehmen eine immer wichtigere Rolle. Sie übernehmen für die Landwirtinnen und Landwirte Dienstleistungen von der Saat bis zur Ernte – führen aber auch Kommunalarbeiten durch. Die Lohnunternehmer lasten ihre Maschinen deutlich stärker aus als ein einzelner Betrieb.

Entsprechend ersetzen sie die Maschinen schneller und den Auftraggebern stehen die modernsten Maschinen zur Verfügung. Ebenso können die Lohnunternehmen mit ihrer Expertise aufwarten, etwa im immer komplexeren Bereich des Pflanzenschutzes. Vermehrt übernehmen die Lohnunternehmer in solchen Bereichen eine Beraterfunktion.

Jan Müller mit insektenfreundlichem Mäher.
Jan Müller mit insektenfreundlichem Mäher.

Lohnunternehmen in der Schweiz

«Es ist ein hartes Business», sagt Kirsten Müller, Geschäftsführerin des Verbands Lohnunternehmer Schweiz. Am Verband zeigt sich gut die Entwicklung der Branche. 2003 mit 50 Mitgliedern gestartet, umfasst er nun 370. Wie viele Lohnunternehmen es in der Schweiz gibt, ist unbekannt. «Es existieren keine offiziellen Zahlen dazu. Es ist schon schwierig zu definieren, wann jemand ein Lohnunternehmer ist», sagt Müller. Der Verband hat dennoch Schätzungen angestellt und geht davon aus, dass rund 60 Prozent der Lohnunternehmer im Verband vertreten sind.

Kreis 11 statt Kanada

Einer der Lohnunternehmer ist Christian Kuhn, der bis im April als Verbandspräsident amtete. «Es war nie das Ziel, einen solchen Betrieb aufzubauen. Es hat sich einfach so ergeben», sagt Kuhn. Der gelernte Landwirt pachtete zunächst den Zehn-Hektar-Betrieb seines Vaters im Kreis 11 der Stadt Zürich. Später sah er sich mit seiner Frau Inge in Kanada Farmen an, sie entschieden sich schliesslich für den Verbleib in der Schweiz.

Jan Müller hat die Geschäftsführung 2017 übernommen. Er setzt auf ein klares Profil des Unternehmens.
Jan Müller hat die Geschäftsführung 2017 übernommen. Er setzt auf ein klares Profil des Unternehmens.

Zwei Berufe gleichzeitig

Kuhn arbeitete zunächst bei der Berufsfeuerwehr des Flughafens. 24 Stunden Arbeit und 48 Stunden «Freizeit» ermöglichten es ihm, seinen Betrieb zu entwickeln. Die erste Direktsämaschine kam 1996 auf den Betrieb. Damit sei er im Kanton Zürich ein Pionier gewesen. «Innovationen kommen ohnehin meist von den Landwirtschaftsbetrieben oder von Lohnunternehmen», zeigt sich Kuhn überzeugt. Er entwickelte den Betrieb immer weiter, unter anderem mit dem damals grössten Kompoststreuer der Schweiz. Mäharbeiten der Stadt Zürich kamen hinzu. Heute ist die Stadt wichtigste Kundin.

Jüngster wurde Chef

Lange Zeit klappte es gut, den Betrieb ohne Mitarbeitende zusammen mit seiner Frau zu führen. Irgendwann wurde es aber zu viel. «Wir kamen an den Anschlag. Landwirtschaftsbetrieb, Lohunternehmen und vieles mehr», erinnert sich Christian Kuhn. Die Lösung kam in Form von Jan Müller, Landwirt und Agrotechniker. Er war der jüngste Angestellte Kuhns und wurde 2017 mit 22 zum Geschäftsführer ernannt. Eine Entscheidung, die sich bewährt hat.

Fokus auf wenige Bereiche

Als er 2017 startete, gab es drei Mitarbeitende. «Wir haben geschaut, was wir aufbauen und pushen können», sagt Jan Müller. Da die Stadt so nahe liege, sei es auf der Hand gelegen, in Richtung Stadt statt in Richtung Landwirtschaft zu gehen.

Säarbeiten mache ich nur noch aus Tradition, weil ich damit gestartet bin.

Den ersten grossen Schritt vorwärts gab es bei den Mäharbeiten, dank Aufträgen des Tiefbauamtes des Kantons. Holzarbeiten und Winterdienst für die Stadt waren zusätzliche Aufträge, weitere Arbeiten kamen hinzu. «Das lief zwei bis drei Jahre lang gut», sagt Jan Müller.

Die Stadt ist nahe. Der Landwirtschaftsbetrieb und das Lohnunternehmen liegen in einer Freihaltezone.
Die Stadt ist nahe. Der Landwirtschaftsbetrieb und das Lohnunternehmen liegen in einer Freihaltezone.

Erkenntnis auf Fiji

Die nächste Idee entwickelte sich weit weg, auf den Fiji-Inseln. Dort machte Jan Müller Urlaub, als er mit einem deutschen Marketingexperten ins Gespräch kam. Die Folge waren eine neue Website zum Firmenjubiläum und anschliessend die Konzentration der Geschäftsbereiche. «Wir wollten nicht mehr einfach alles machen», sagt Jan Müller. Mähen, fällen und Kompost blieben übrig.

«Daraus konnten wir ein Konzept ableiten. Wir schneiden Bäume, fällen Bäume. Daraus gibt es Hackschnitzel und Grüngut. Ebenso von den Mäharbeiten. Daraus entsteht Kompost.» Und um den Kreislauf zu schliessen, suchte das Lohnunternehmen Landwirtinnen und Landwirte als Abnehmer des Kompostes. Das Konzept lässt sich gut erklären, ergänzt wird es durch den Winterdienst. Zehn bis zwölf Personen arbeiten jetzt für das Unternehmen. Ein weiterer Ausbau ist laut Müller nicht geplant.

Und das Säen, mit dem alles begonnen hatte? «Säarbeiten mache ich nur noch aus Tradition, weil ich damit gestartet bin. Aber wenn ich nicht mehr fahre, ist fertig gesät», sagt Christian Kuhn.

Landwirtschaft in der Stadt

In der Stadt Zürich gibt es 23 Landwirtschaftsbetriebe, die auf Stadtzürcher Boden 810 Hektaren bewirtschaften. Zwei Drittel der Flächen gehören der Stadt. lid.

 

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