Künstliche Intelligenz und Pflanzenschutz

An der letzten diesjährigen Rebbegehung der Fachstellen Rebbau der Kantone St. Gallen, Thurgau und Zürich standen auf dem Arenenberg Themen wie künstliche Intelligenz, Wassermanagement oder Pflanzenschutzstrategien im Zentrum.

Andrin Schifferli zeigte mögliche Pflanzenschutzstrategien im Bio-Rebbau auf.
Andrin Schifferli zeigte mögliche Pflanzenschutzstrategien im Bio-Rebbau auf.

Auf dem thurgauischen Arenenberg mit seiner landwirtschaftlichen Ausbildungsstätte spielt der Weinbau eine zentrale Rolle. Der Rebbaubetrieb war das Ziel der letzten diesjährigen Rebbaubegehung. «Der Rebbau ist für den Kanton Thurgau sehr wichtig», hielt Florian Sandrini vom Arenenberg fest. Gerade der in diesem Jahr erstmals lancierte Staatswein zeigt gemäss Sandrini, dass auch der Regierungsrat dem einheimischen Wein einen grossen Stellenwert beimisst. Zugleich zeigte er eine grosse Begeisterung für die eingeschlagene Strategie grüner Weinbau.

Umstellung auf Bio

Auch am Arenenberg ist man bestrebt, Ökologie und Produktion in Einklang zu bringen. «Wir bauen auf unseren 3,5 Hektaren fünf weisse und vier rote Weintraubensorten an und stehen mitten in der Umstellungsphase auf den biologischen Landbau», führte Peter Mössner einleitend vor den rund 50 Teilnehmern aus. Zugleich zeigte er sich über den aktuellen Stand der Reben und der Trauben erfreut. Sie lassen denn auch eine schöne Ernte erwarten.

Bezüglich der fachlichen Themen standen vier Bereiche im Fokus. Da immer mehr Weinbauern auf den biologischen Anbau setzen, müssen sie ihre eigene darauf ausgerichtete Pflanzenschutzstrategie fahren, da für sie synthetisch hergestellte Pflanzenschutzmittel ein Tabu sind. «Wer auf diese Methode setzt, muss alle sieben bis zehn Tage fahren», machte Andrin Schifferli von der Andermatt Controll deutlich. Fallen aber mehr als 20 Millimeter Niederschlag oder wird ein intensiver Blattzuwachs verzeichnet,

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Kupfereinsatz zu reduzieren (…).

so ist ein sofortiger neuer Schutz unerlässlich. Dabei spielen Kupfer und Schwefel bezüglich der Pilzkrankheiten eine zentrale Rolle. Er verwies zugleich auf drei Risikoperioden, wo der Pflanzenschutz eine sehr zentrale Rolle einnimmt und nicht vernachlässigt werden kann. Insbesondere vor, während und nach der Blüte besteht das grosse Risiko. Im biologischen Landbau ist man sich aber auch der Problematik rund um den Kupfereinsatz bewusst. «Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Kupfereinsatz zu reduzieren, indem man alternative, im Biolandbau zugelassene Mittel oder auch Haftmittel einsetzt», sagte Schifferli.

Künstliche Intelligenz nutzen

In diesem Jahr haben das Weinbauzentrum Wädenswil (WBZW), das IT-Unternehmen Databaum und Agroscope ein Projekt namens Vitiprojekt lanciert. «Mit diesem auf künstlicher Intelligenz basierenden Projekt wollen wir in Abhängigkeit des Mikroklimas ein Prognosemodell entwickeln, das zuverlässig und betriebsspezifisch über bevorstehende Infektionsereignisse informiert, und somit ein gezielter Pflanzenschutz in der gewählten Parzelle angewendet werden kann», führte Christian Maurer vom WBZW aus. Grundsätzlich soll damit ein Beitrag zur Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes geleistet werden. Zugleich sprach Maurer auch von einer Steigerung der Wertschöpfung, einer Reduktion der Kosten und der Erreichung der entsprechend dem Absenkpfad gesteckten Nachhaltigkeitsziele. Die dafür benötigten Daten werden nun auf 70 Betrieben mit 90 Parzellen, wo auch entsprechende Wetterstationen stehen, gesammelt. Die Projektdauer erstreckt sich über drei Jahre. Bei diesem Projekt ist die Praxis voll einbezogen und bildet auch das wichtigste Glied, weil sie die wichtigsten Daten übermittelt und auch über viel Erfahrung und Kenntnisse verfügt.

Ernst Arn (links) zeigte auf, wie die gesammelten Daten für ein dreijähriges KI-Projekt ausgewertet werden.
Ernst Arn (links) zeigte auf, wie die gesammelten Daten für ein dreijähriges KI-Projekt ausgewertet werden.

Wassermanagement im Rebbau

Hansueli Pfenninger setzte den Fokus an seinem Posten auf das Wassermanagement im Rebbau, das verstärkt beim Anlegen von Neuanlagen eine immer grössere Rolle einnimmt. «Oftmals zeigen die Junganlagen wegen dem Wassermangel Stresssituationen, sodass der Einsatz einer Tropfbewässerung durchaus eine Lösung sein kann», sagte Pfenninger. Dafür müssen aber pro Hektare rund 5000 Meter Leitungen verlegt werden. Pro Rebe ist ein Tropfaustritt nötig, wobei Wassergaben von drei Litern anzustreben sind. Doch es geht auch ohne Wasser, sofern man ein striktes Bodenbearbeitungsprogramm umsetzt, um den Wasserhaushalt im Boden zu stabilisieren und den Aufwuchs von Konkurrenzpflanzen verhindern. Er zeigte sich aber auch überzeugt, dass Bewässerungen am richtigen Ort sich positiv auf die Traubenqualität auswirken. «Durch Wassermangel gestresste Reben neigen dazu, im jungen Wein den unerwünschten Uta-Ton zu bilden», sagte Pfenninger.

Schädlinge und Krankheiten

In Bezug auf Rebkrankheiten und das Auftreten von Schädlingen sprach der Zürcher Fachstellenleiter Rebbau Michael Gölles von durchaus einem spannenden Jahr. So stellte man zu Beginn der Vegetation teilweise einen extremen Befall von Schnecken fest, die die jungen Schosse teilweise ganz kahl abgefressen haben. Zugleich sind die Pocken- und die Kräuselmilbe verstärkt aufgetreten. Auch der Trips zeigte sich mehr. Im Bereich der Rebkrankheiten verzeichnete man beim Falschen Mehltau eine frühe Infektion, weil er ideale Bedingungen vorfand, um sich auszubreiten. Die Folgen waren teilweise für betroffene Rebleute gravierend, weil viele junge

Durch Wassermangel gestresste Reben neigen dazu, den unerwünschen Uta-Ton zu bilden.

Gescheine befallen wurden. Doch auch Botrytis an den jungen Gescheinen oder gar ein Triebbefall in Kombination von Falschem Mehltau und Frühbotrytis waren anzutreffen. Dank der trockenen Phase ab der zweiten Maihälfte über die Blüte bis Mitte Juni konnten die Krankheiten aber wieder gestoppt werden. Letztlich erwies sich in diesem Jahr vielerorts der Echte Mehltau immer mehr als Sorgenkind. Grundsätzlich machte Gölles deutlich, dass bei den Pflanzenschutzabständen verstärkt auf den Blattzuwachs geachtet werden muss. Zugleich haben die intensiven Niederschläge von teilweise über 100 Millimetern über das verlängerte letzte Augustwochenende auch teilweise Spuren hinterlassen. «Wir stellen überall aufgeplatzte Beeren fest, die mit Blick auf Fäulnis und Essigbildung eine gewisse Gefahr darstellen», sagte Gölles.

 

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