Wildheuen unter den Churfirsten

Wildheuen trägt zum Lawinenschutz und zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Die Arbeiten am Berg sind streng und erfordern auch den Einsatz eines Helikopters. Felix Pfiffner aus Quarten hat Helferinnen und Helfer zusammengetrommelt, um auf der Laubegg zu heuen.

Wildheuen oberhalb des Walensees. Die Helfer haben alle Hände voll zu tun.
Wildheuen oberhalb des Walensees. Die Helfer haben alle Hände voll zu tun.

Über 20 Verwandte, Bekannte und Freunde folgten der Einladung des Landwirts Felix Pfiffner aus Quarten zum Wildheuen auf der Laubegg. Einige reisten sogar aus dem Kanton Thurgau an. Schon auf der Fahrt in Richtung Walenstadtberg konnte man erahnen, in welcher Höhe sich der Treffpunkt befindet. Die Anreise wurde mit einer grandiosen Aussicht von der Alp Säls auf den Walensee belohnt.

Die zusammengestellte Küchenmannschaft soll vor Ort das Essen vorbereiten. Für die Stärkung werden Würste und Brot in Rucksäcke gepackt. Die Gruppe Wildheuer verteilt sich in bergtauglichen Autos und fährt ein Stück aufwärts. Danach geht es zu Fuss weiter. Auf der 45-minütigen Wanderung zur Laubegg findet man Zeit, sich kennenzulernen, sich auszutauschen und sich in Ruhe auf dieses Abenteuer einzustimmen. «Es ist nicht mehr weit», sagt Priska, eine Helferin. Beim letzten Gewitter war ein mächtiger Murgang niedergegangen und hat einen Teil des Zugangswegs verschüttet. So muss die ganze Mannschaft über den Erdhügel klettern, um dem Weg zur Laubegg weiter folgen zu können.

Vorarbeit und Organisation

Gleich nach der Schneeschmelze werden jeweils Steine und Äste aus der Wildheufläche entfernt, damit es beim Mähen keine bösen Überraschungen gibt. Die Messer der Balkenmäher werden geschliffen und die Ersatzklingen bereitgestellt. Die Familie Pfiffner pflegt einen langjährigen Kontakt mit der Heli Linth. Die Zeitpläne werden besprochen und angepasst, da auch andere Wildheuer auf den Helitransport angewiesen sind. Das gegenseitige Vertrauen hilft, damit alles reibungslos abläuft. Als das Wetterfenster da ist, wird das Material zur Laubegg geflogen.

Am Tag zuvor, am späteren Nachmittag, als der Boden abgetrocknet ist, wird mit dem Mähen der etwas mehr als zwei Hektaren begonnen. Felix Pfiffner und sein Vater Paul sind ein eigespieltes Team und arbeiten Hand in Hand. Früher hatten sie nur die Sense. Der heutige technische Fortschritt erleichtert einiges. Mit dem hangtauglichen Balkenmäher braucht es aber immer noch volle Konzentration und Ausdauer. Nun kann das Gras trocknen.

Mit dem Heli wird das Heu ins Tal geflogen.
Mit dem Heli wird das Heu ins Tal geflogen.

Im vollen Einsatz

Die schmucke Jagdhütte Laubegg unterhalb der Churfirsten ist der Ausgangspunkt für die Helferinnen und Helfer. Heubläser, Treibstoff, Rechen, Gabeln und mehr als 100 Liter Mineralwasser liegen bereit. Alle Helfer benötigen einen guten Stand im Gelände. Bergerfahrung, Ausdauer, Kraft und Geschicklichkeit sind gefragt. Eine Gruppe wird zum hinteren «Blätz» Schlaag geschickt. Bei der vorderen Gruppe Laubegg sind Kinder von langjährigen Helfern dabei, die das erste Mal auf der «Plangge» stehen. «Plangge» nennt man das Wiesland, das für die Tiere zu steil zum Beweiden ist. Zum Teil sind drei Generationen da. Die Helferinnen und Helfer sind aus verschiedenen Berufen und möchten ihren Teil beitragen. Nach einer kurzen Instruktion werden die Gabeln und Rechen verteilt. Die drei erfahrensten Männer schnallen den Heubläser auf ihren Rücken und beginnen, das trockene Gras nach unten zum Netz zu manövrieren.

Der Duft von Alpenkräutern liegt in der Luft. Schnell ist man eingearbeitet und merkt, wie es am besten geht. Hedi, die Mutter von Felix Pfiffner, beginnt unten, das Heu ins Netz zu schieben, und türmt es mithilfe eines weiteren Helfers zu einem Haufen auf. Immer wieder stampfen und pressen sie das Heu in die Netze, damit ein Bündel entsteht. Die Helfer stehen nebeneinander und rechen das Gras herunter, bis an den Händen Blasen entstehen. Sie schieben mit der Gabel das Gröbste hinunter oder spiessen «Burdis» auf und tragen diese ins Netz. «Bringst du bitte den Männern mit den Heubläsern Mineralwasser?», beauftragt jemand den achtjährigen Martin, den jüngsten Helfer. Die ersten Netze sind gefüllt und das Wetter zeigt sich von der besten Seite. Die Helfer trinken viel Wasser. Beim letzten ausgebreiteten Netz kommen beide Gruppen zusammen. Mit den verbliebenen Kräften werden die letzten Halme ins Netz gepackt. Geschafft.

Müde, aber zufrieden kehren alle zur Jagdhütte zurück. Mit Wurst und Brot und viel «Ztrinke» wartet man auf den Helikopter.

Heli transportiert das Heu

Mit grösster Präzision wird das erste Netz mit dem Heu ins Tal zum Hof in Quarten geflogen. Dort empfängt Vater Paul Pfiffner mit seinen Gehilfen die Fracht und schaut, dass alles in den Heustock kommt. Zwischendurch werden die Balkenmäher, Heubläser, Gabeln und Rechen, die zuvor für den Helikopter transporttauglich verpackt wurden, zurück zur Alp Säls geflogen. Danach werden die weiteren Netze mit Heu ins Tal geflogen.

Es war eindrücklich, zu sehen, wie mithilfe der Heli Linth fast fünf Tonnen Heu in so kurzer Zeit ins Tal gebracht wurden. Damit ist es aber für die Helferinnen und Helfer noch nicht ganz vorbei. Nach diesem grossen Arbeitseinsatz steht noch die knapp einstündige Wanderung zurück zur Alp Säls bevor. Dann aber ist es Zeit für Geselligkeit.

Wildheuen ist wichtig und nützlich

Früher war das Wildheuen von grosser Bedeutung, denn so konnte mehr Vieh gefüttert werden. Die heutigen Kosten können jedoch zum Teil nicht alleine getragen werden. Deshalb sind viele betroffene Landwirte auf Unterstützung angewiesen. Durch das Mähen in Hanglagen helfen die Grasstoppeln, dass sich der Schnee besser setzt und nicht runtergleitet (Lawinenschutz). Ebenso verhindert das Wildheuen Erosionen und die Wiese verbuscht nicht. Die mageren Bergweiden dienen der Artenvielfalt und die Pflanzen, die darin wachsen, wurzeln tief, was Erdrutsche vermindert. is.

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