Kartoffeln und Urdinkel im Glarnerland

Auf dem Betrieb von Fridolin und Karin Landolt in Mollis wird nebst der Milchwirtschaft auch Obst- und Ackerbau nach IP-Suisse Richtlinien betrieben. Wo im letzten Jahr noch Nutzhanf angebaut wurde, gedeiht nun erstmals Urdinkel – die jungen Grosseltern sind offen und experimentierfreudig.

Mario und Corina Körner-Landolt mit Töchterchen Leonie, Matthias, Fritz, Fridolin und Karin Landolt mit dem Bucher Baujahr 1961.
Mario und Corina Körner-Landolt mit Töchterchen Leonie, Matthias, Fritz, Fridolin und Karin Landolt mit dem Bucher Baujahr 1961.

Unter den friedlich weidenden Milchkühen sind auch zwei Blüem-Stiere auszumachen. «Wir arbeiten ausschliesslich mit Natursprung», sagt der 45-jährige Fridolin Landolt zum nicht alltäglichen Bild in einer Milchviehherde. So sind auch nebst den aktuell acht Aufzuchtkälbern die Stierkälber, die selbst auf dem Betrieb ausgemästet werden, stark und abwechslungsreich gezeichnet. «Den ersten Blüemstier habe ich auf Corinas Bitte im 2019 am Kaltbrunner Markt gekauft», erinnert sich Landolt lächelnd auch an die Preisverhandlung, bei der seine Tochter mit Bier, Wurst und Charme zum Guten Finden des gemeinsamen Nenners beitrug.

Auf ihrem Hof an der Schwärzistrasse, die seit 2011 beide, zur Gemeinde Glarus Nord gehörenden Dörfer Näfels und Mollis trennt, finden sich zudem auch zwei Eigene und ein Pensionspferd. Drei weitere «Pensionäre» leben rund 100 Meter entfernt – auf dem Hof der einem Grossonkel ohne Nachkommen gehörte. Diesen und den Betrieb Gatzenbach, auf dem Fridolin mit drei Geschwistern aufwuchs, schloss sein Vater zum Betrieb Kupfernhof zusammen.

Auf dem früheren Hanffeld haben Landolts heuer erstmals Urdinkel angepflanzt.
Auf dem früheren Hanffeld haben Landolts heuer erstmals Urdinkel angepflanzt.

Tierhaltung und Ackerbau

Ebenfalls auf dem ehemaligen Betrieb des Grossonkels sind auch die 100 Mastschweine untergebracht. Bei zwei jährlichen Umgängen werden sie in 50er-Gruppen gehalten. Spontan stellt das Ehepaar hier das für den Sperrmüll vorbereitete Sofa mitten in die neugierige Schar und setzt sich zu ihnen. Dabei werden sie von vielen interessierten Nasen angestupst, von denen sich einige eine Streicheleinheit abholen können.

Die Milch der mehrheitlich braunen Kühe geht via Hofabfuhr an die Emmi. Rund zehn der Kühe sowie das Jungvieh werden gealpt. So gibt es im Herbst auch Alpkäse am Direktverkaufsstand, dessen wachsendes Angebot Anklang findet.

«Angefangen hat es damit, dass die Kinder an einem Tischchen unter dem Sonnenschirm an der Strasse sassen und unsere frisch gepflückten Kirschen verkauften. So konnten sie praxisnah rechnen lernen und kamen in Kontakt mit den Leuten», erinnert sich die dreifache Mutter Karin Landolt an die Anfänge des Standes. Seit letztem Jahr gibt es dort zu gegebener Zeit auch Kartoffeln, denn das innovative Ehepaar hat 2021 erstmals auf 40 und heuer bereits auf 60 Aren dieser Kultur gesetzt.

Zum Betrieb im Molliser Riet gehören auch 62 Hochstammbäume.
Zum Betrieb im Molliser Riet gehören auch 62 Hochstammbäume.

Urdinkel statt Hanf

Von 2017 bis 2021 haben Landolts im Auftrag der Firma Blühauf GmbH aus Ossingen Nutzhanf auf bis zu fünf Hektaren angebaut. «Wir haben beim einsetzen der Stecklinge, der Pflege und der Ernte geholfen. Vertrieb oder auch die Bewachung des Feldes ging über die Auftragsfirma», so Fridolin Landolt, der von Diebstählen berichtet, obwohl der THC-Gehalt des Hanfes unter einem Prozent lag. Da der Markt der daraus entstandenen Produkte wie beispielsweise Öle oder Eistee gedeckt schien, gedeiht auf Landolts Feldern nun Urdinkel.

Zum Anbau- und Fütterungskonzept gehören zudem jeweils rund eine Hektare Futtermais oder auch das Malz der Brauerei Adler, das zweimal monatlich dort abgeholt und verwertet wird.

Mitmachen bei Landcamping

Die belebte Hofeinfahrt zeigt, dass die Familie auch den Kontakt zu Menschen schätzt und ihr ländliches Paradies nahe am Walensee gerne teilt. «Wir haben drei Wohnmobilstehplätze die wir je nach Vegetation der Wiesen flexibel einteilen», sagt der Landwirt Fridolin. Er zeigt dabei auf den Obstgarten, der vom Stall bis zum Linthdamm reicht. Unter den 62 Hochstammobstbäumen finden sich Kirschen, Zwetschgen, Birnen und Apfelbäume deren Ertrag zu Most verarbeitet wird und ebenfalls direkt vom Hof an die Konsumenten geht.

Der Stall, seit 2019 mit einer 3D-Photovoltaikanlage ausgestattet, zeigt zum Glärnisch, was trotz der nahen Strasse für Ruhe sorgt. Seit mehr als 20 Jahren ist der 1990 erbaute Anbindestall mit einer Rohrmelkanlage ausgestattet. «Schon mein Vater hat diese Investition in die Milchwirtschaft getätigt, was bis heute die Arbeit für uns auch im älteren Stall erleichtert» erzählt der Landwirt, der nach dem frühen Tod seines Vaters seit seinem 20. Lebensjahr den Kupfernhof führt. Bis zuletzt habe sein Vater auf der Fronalp gealpt, auf der die Familie noch Ziger herstellte. Danach sei er und seine junge Familie mit dem Heimbetrieb an Arbeit eingedeckt gewesen, die Fronalp blieb jedoch als Sömmerungsresidenz der Rinder. Zudem führt er heute mit seinem 130 PS starken Lindner und dem 12000-Liter Güllefass mit Schleppschuhverteilsystem Gülle im Lohn aus.

Immer für einen Spass zu haben: Fridolin und Karin Landolt stellen kurzerhand das für die Entsorgung bestimmte Sofa für ein Foto in den Schweinestall.
Immer für einen Spass zu haben: Fridolin und Karin Landolt stellen kurzerhand das für die Entsorgung bestimmte Sofa für ein Foto in den Schweinestall.

Frühes Eltern- und Grosselternglück

Nach und nach treffen die bereits ausgezogenen oder in der Ausbildung stehenden Kinder ein. Die Älteste der drei Geschwister hält dabei ein friedlich schlafendes Baby auf dem Arm. «Ja seit Ostern sind wir stolze Grosseltern», strahlt die in der March aufgewachsene 44-jährige Karin Landolt. Sie nimmt sich sogleich ihrer Enkelin Leonie an, damit die junge Mutter sich einem Ausritt mit ihrem Pferd widmen kann. Der 19-jährige Fritz befindet sich noch in der Ausbildung zum Zimmermann, liebäugelt jedoch mit dem Gedanken zu einem späteren Zeitpunkt die landwirtschaftliche Ausbildung zu absolvieren um den Betreib seiner noch jungen Eltern später weiter zu führen. Der angehende Landmaschinenmechaniker Matthias fährt für ein Familienfoto den liebevoll restaurierten Benziner mit Opelmotor Bucher 1

500 (Baujahr 1961) aus dem Unterstand, bevor er sich auf dem lebhaften Molliser Kupfernhof mit Freunden in der Werkstatt weiteren Maschinen und Kleingeräten widmet.

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