Leidenschaft für altes Handwerk

Ob Talerschwingbecken, Kinderteller mit verschiedenen Sujets oder spezielles Geschirr für die Restauration auf dem Säntis: Hans Schwendener ist täglich in seiner Werkstatt und stellt Zier- und Gebrauchsgegenstände her.

 

Seit 1970 arbeitet Hans Schwendener selbstständig in seiner Töpferei.
Seit 1970 arbeitet Hans Schwendener selbstständig in seiner Töpferei

 

Etwas ausserhalb des Buchser Zentrums, an der Burgeraustrasse, betreibt der Töpfer Hans Schwendener seit 1970 seine Werkstatt. Zuerst als einfachen Betrieb im ehemaligen Kuhstall, dann mit der ständig grösser werdenden Kundschaft als Unternehmen mit bis zu zwölf Angestellten und heute wieder als Einmannbetrieb, unterstützt von einer langjährigen Mitarbeiterin, die sich an zwei Tagen pro Woche ums Bemalen der getöpferten Zier- und Gebrauchsgegenstände kümmert.

Inklusive der Lehre sind es 60 Jahre, dass Hans Schwendener als Töpfer unterwegs ist. Seine Ausbildung hat er von 1963 bis 1966 im benachbarten Fürstentum Liechtenstein, in der Töpferei Haas, die heute nicht mehr existiert, absolviert. «Nach dem Lehrabschluss ging es zuerst in die Rekrutenschule. Anschliessend war es schwierig, eine passende Anstellung zu finden, denn zu jener Zeit kam immer mehr Plastik auf den Markt.» So habe er sogenannte Wanderjahre absolviert, je nach Bedarf sei er für einen oder mehrere Tage irgendwo in der Schweiz tätig gewesen. «Dabei konnte ich viel lernen und habe von jedem Betrieb das Beste mitgenommen», wird mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht erklärt.

Start im ehemaligen Kuhstall

An der Burgeraustrasse in Räfis –heute gehört dieses Dorf zur Stadt Buchs – machte sich der junge Werdenberger im Jahr 1970 selbstständig. Er habe ganz klein angefangen. Doch die Freude am Handwerk –denn er sieht die Töpferei nicht wie heute als Kunst – sei über die Jahrzehnte geblieben. Auch wenn für jeden einzelnen Gegenstand, egal ob Talerschwingbecken oder Tasse, 15 bis 20 Arbeitsschritte nötig sind, die Leidenschaft ist dem 1948 Geborenen geblieben. «Nur weil ich jeden Tag gerne in die Werkstatt gehe und eine so treue Kundschaft habe, arbeite ich weit über das Pensionsalter hinaus», ist zu erfahren.

Mit ruhigen Bewegungen wird der Ton durch den kreisenden Fünfliber im Talerschwingbecken erzeugt.
Mit ruhigen Bewegungen wird der Ton durch den kreisenden Fünfliber im Talerschwingbecken erzeugt.

 

Geht es um die Talerschwingbecken, die gerne von Jodelchören verwendet werden, verrät er einige Feinheiten. «Ich stelle jeweils etwa 30 Becken der gleichen Grösse her und achte sehr genau darauf, dass immer gleich viel Ton verwendet wird. Auch die Bodenbreite, die Beckenschräge und die Randdicke müssen stimmen.» Die Spannung steige jeweils, wenn die Becken glasiert und ausgekühlt aus dem Ofen genommen würden. Die einzelnen Tonlagen, tief, mittel und hoch, sollten aufeinander abgestimmt sein. «Ich lasse die Kundschaft jeweils die Becken aussuchen, denn jeder hört die Töne ein bisschen anders», so Hans Schwendener.

Verkauf in die ganze Schweiz

Jodelchöre aus der näheren Umgebung, aber auch aus der ganzen Schweiz kaufen die Talerschwingbecken gerne in Buchs ein. «Ich bin sozusagen der Letzte meiner Zunft, der diese herstellt», ist zu erfahren. Es brauche nicht nur Fingerspitzengefühl, Kraft und Schnelligkeit, um die begehrten Becken zu töpfern, weiss Hans Schwendener aus Erfahrung. Auch wenn die Talerschwingbecken eng mit der Tradition verbunden sind, wenn diese zweckentfremdet als Salatschüsseln oder in der Gastronomie für Joghurt, Müesli oder Früchte auf einem Frühstücksbuffet verwendet werden, stört ihn das nicht im Geringsten. «Wichtig ist doch, dass mein traditionelles Handwerk immer noch so viele Anhänger findet.»

Er verrät auch, dass er für das grosse Talerschwingbecken 6,2 Kilo Ton, für das mittlere vier und für das kleine 3,5 Kilo verwendet. «Dabei handelt es sich um den roten Ton aus Einsiedeln, der im Bereich Hochybrig aus dem Boden geholt, vor Ort aufbereitet und dann in Zehn-Kilo-Einheiten verkauft wird.» Bezogen auf die gesamte Produk- tion in seiner Töpferei, machen die Talerschwingbecken rund einen Drittel aus. Um diese dann fachgerecht zum Klingen zu bringen, wird ein Fünfliber benötigt. «Ideal ist einer aus Silber oder sicher eher ein schon etwas älterer, damit das Becken gut klingt», weiss der Fachmann.

Ein Talerschwingbecken wird aus dem Brennofen genommen.
Ein Talerschwingbecken wird aus dem Brennofen genommen.

 

Schellen des «kleinen Mannes»

Gemäss Timo Allemann – er dirigiert sowohl den Jodelklub Bergfinkli, Grabs, als auch den Jodelklub Alvier in Sevelen – werden die Talerschwingbecken mit grosser Sorgfalt ausgesucht. «Früher waren die Becken sozusagen die Schellen des kleinen Mannes. Denn als Begleitung zum traditionellen Jodelgesang eignet sich das Talerschwingen gut und im Unterschied zu den Schellen waren Becken eher vorhanden.»

Der berühmte Dreiklang soll zum «Becki-Jodel», wie er gerne von den Jodelchören gesungen wird, passen. «Das braucht unter Umständen mehrere Stunden, bis die drei Becken, die tonmässig passen, gefunden werden», erinnert er sich an das aufwendige Aussuchen eines schön zusammenpassenden Dreiklangs.

Fertig hergestellte Talerschwingbecken in drei verschiedenen Grössen stehen zur Auswahl.
Fertig hergestellte Talerschwingbecken in drei verschiedenen Grössen stehen zur Auswahl.

 

Auf Kundenwünsche eingehen

Jeweils auf Weihnachten stellt Hans Schwendener 2500 Honigtöpfe, die für Kundengeschenke bestellt werden, her. Beim Besuch in der Töpferei Ende September waren diese produziert, aber noch nicht glasiert. «Es braucht eine gute Planung, damit die bestellte Menge rechtzeitig bereitsteht», so der Handwerker. Auch die beliebten Kinderteller, zur Wahl stehen 30 verschiedene Motive, sind auf Vorrat vorhanden.

Verkauft wird bei der Töpferei Schwendener auf Bestellung, Laufkundschaft gibt es an der Burgeraustrasse nur wenig. «Wenn Wünsche nach grösseren Mengen geäussert werden, fahre ich mit Mustern zur Kundschaft, um vor Ort alles zu besprechen.» Nebst den traditionellen Talerschwingbecken in den drei Grössen gibt es auch die kleinen Schalen mit den gleichen Mustern. «Diese sind in der Gastronomie beliebt, die kleinsten finden im Gasthaus Aescher als Senftöpfchen Verwendung, an anderen Orten dienen sie als Dessert- oder Salatschalen», verrät der Töpfer. Ab und zu erhalte er Anfragen von begeisterten Gästen, die diese traditionellen Becken in verschiedenen Grössen auch für den eigenen Haushalt möchten.

Gesetzliche Vorgaben einhalten

Besondere Aufmerksamkeit schenkt Hans Schwendener auch den Vorschriften rund um die Verwendung von Blei. «Es gibt keine Möglichkeit, Geschirr- oder Gebrauchsgegenstände ohne die Zugabe von Blei zu glasieren. Ich achte aber genau auf die Grenzwerte.» Verwende er eine neue Farbe, lasse er diese vorgängig von einem Labor prüfen. «Da will ich auf der sicheren Seite sein, denn bei einer allfälligen Überschreitung des Grenzwertes müsste ich die ganze Charge vernichten.»

Auftritt des Jodelklubs Alvier, Sevelen, Beichle-Jutz mit Talerschwingbecken.
Auftritt des Jodelklubs Alvier, Sevelen, Beichle-Jutz mit Talerschwingbecken.

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