Für den Traumberuf in die Welt hinaus

Christel Steger hat gerade erfolgreich die Ausbildung zur Betriebsleiterin abgeschlossen. Ihr Ziel ist, später den elterlichen Hof in Altstätten zu übernehmen. Die junge Landwirtin liebt vor allem die Arbeit mit den Tieren.

Christel Steger liebt vor allem die Arbeit mit Tieren.
Christel Steger liebt vor allem die Arbeit mit Tieren.

An der Landstrasse zwischen Altstätten und Hinterforst, umgeben von Rebbergen, Obstbäumen, Weide- und Ackerland, liegt der Bauernhof der Familie Steger. Unter dem Dach des schönen Wohnhauses, etwas oberhalb des Hofladens und der Stallungen auf der anderen Strassenseite, leben Diana und Albert Steger mit ihren fünf Kindern. Die 26-jährige Ariane ist Arztgehilfin, ihre vier Jahre jüngere Schwester Corina Malerin, der 20-jährige Michel hat Forstwart gelernt und Reto, mit 17 Jahren der Jüngste, macht eine Verkaufslehre in der Landi Altstätten. Christel, die zweitälteste der Steger-Geschwister, absolvierte erfolgreich die höhere Fachschule zur Betriebsleiterin mit eidgenössischem Fachausweis. Sie wird später mal den elterlichen Betrieb übernehmen. Die 24-jährige Landwirtin ist eine «Strahlefrau». Mit ihrem sonnigen Gemüt gewinnt sie nicht nur die Herzen der Menschen, sondern auch die der Tiere. Das zeigt sich auch in der Bewohnerschaft auf dem Hof der Familie Steger. Neben 70 Milchkühen, dem Jungvieh und einem Stier gehören rund 200 Hennen, sieben Geissen, fünf Enten, Schildkröten, je zwei Ponys, Hunde sowie Katzen zum Hofstaat. Gleich neben dem schmucken Hofladen, wo es saisonale Produkte vom eigenen Hof und allerlei feines Selbergemachtes zu kaufen gibt, ziehen Seidenhühner die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Das lustige Federvieh, das zurzeit gerade in der pubertären Phase steckt, gehört Mutter Diana Steger. Die Bäuerin kümmert sich auch mit viel Herzblut um die Direktvermarktung. Für den landwirtschaftlichen Betrieb mit einer Nutzfläche von 40 Hektaren mit Milchwirtschaft, Mais-, Gersten- und Weizenanbau sowie 150 Hochstammobstbäumen ist aktuell zum grössten Teil Bauer Albert zuständig.

Für Christel Steger ist die Viehschau jeweils ein besonderer Tag. Bild: zVg.
Für Christel Steger ist die Viehschau jeweils ein besonderer Tag. Bild: zVg.

Lehre als Landwirtin

Christel Steger liebt Tiere. Wo auch immer die Junglandwirtin hingeht, ist meist Hündin Joy treu an ihrer Seite. Die Freizeit verbringt Christel Steger gerne mit ihr in den Bergen oder geniesst den Abend bei einem Ausritt auf ihrem Haflinger. Schon als Kind war die Bauerntochter gerne mit ihrem Vater draussen in der Natur und bei den Tieren im Stall. Als es darum ging, sich für eine Ausbildung zu entscheiden, schaute das Mädchen in allerlei Berufe hinein. «Es gab schon Berufe, die mir gefallen hätten, doch als ich als Landwirtin geschnuppert hatte, war mir klar, dass dies der Beruf ist, den ich lernen möchte. Das Problem war, ich wollte nicht weg von zu Hause, um in einem anderen Betrieb in die Lehre zu gehen. Deshalb hätte ich mich fast doch noch anders entschieden. Doch mein Wunsch, Landwirtin zu werden, war stärker, auch wenn ich dafür das Elternhaus verlassen und eine Zeit lang bei anderen Familien leben musste», erzählt die zukünftige Chefin des Stegerhofs. Da die vier anderen Kinder kein Interesse hatten, später den landwirtschaftlichen Betrieb zu übernehmen, freute sich das Bauernpaar über den Berufswunsch ihrer zweitältesten Tochter. So kam die Schulabgängerin fürs erste Lehrjahr nach Kriessern auf ein Pferdegestüt und einen Hof mit Milchwirtschaft und Ackerbau. Für das zweite Ausbildungsjahr in Benken wagte sich das junge Mädchen bereits weiter weg von zu Hause, bevor sie ihre Lehre mit einem viermonatigen Aufenthalt in Irland abschloss. «Ich habe in Irland viel gelernt und wertvolle Erfahrungen gemacht. Es ist eine ganz andere Art, wie dort gearbeitet wird. Die meisten Betriebe sind viel grösser als bei uns in der Schweiz», berichtet die junge Betriebsleiterin von ihrem Auslandaufenthalt.

Christel Steger geniesst mit ihrer Hündin Joy den Sommer auf der Alp. Bild: zVg.
Christel Steger geniesst mit ihrer Hündin Joy den Sommer auf der Alp. Bild: zVg.

 

Frauen erobern Männerdomäne

Nach dem Berufsabschluss im Sommer 2018 hat Christel Steger in verschiedenen Betrieben ausgeholfen und später bei der Landi in Altstätten eine Teilzeitstelle gefunden. Bald war für die Landwirtin klar, dass sie die Weiterbildung zur Betriebsleiterin machen möchte. Für die Prüfungsarbeiten musste die naturliebende Frau im Tal bleiben, nachdem sie drei Sommer auf einer Alp in Flumserberg verbracht hatte, letztes Jahr gemeinsam mit ihrem Freund Reto, mit dem sie seit drei Jahren zusammen ist. Der gelernte Metzger macht gerade die Ausbildung zum Landwirt und ist genauso begeistert vom Alp- und Hofleben wie Christel. «Im Sommer zur Alp und im Winter zu Hause. Das ist das, was ich mir vorstelle, bevor ich den Hof mal übernehme. Der Sommer auf der Alp mit meinem Freund und den Tieren war schön und harmonisch», schwärmt die junge Landwirtin, die jetzt, mit dem druckfrischen Diplom in der Tasche, noch etwas warten möchte, bevor sie weitere Pläne für die berufliche Zukunft macht. Christel ist kein Traktorfan. Grosse Landmaschinen seien ok, sie könne damit umgehen, das gehöre zu ihrem Beruf, aber die Arbeit mit Tieren sei ihr viel lieber. So trifft es sich gut, dass der Betrieb der Familie Steger flach und gut zu bewirtschaften ist. Noch vor nicht allzu langer Zeit war die strenge Arbeit auf dem Hof Männersache, während Frauen sich um den Haushalt und die Kinder kümmerten. Heute, nachdem Technologie und Maschinen die körperliche Arbeit enorm erleichtern, erobern Frauen immer mehr die Männerdomäne. So waren die Reaktionen in Christels Freundeskreis durchaus positiv, als sie bekannt gab, dass sie Landwirtin lernen und später den Hof übernehmen möchte.

Die Eltern Diana und Albert Steger mit ihren drei Töchtern und den zwei Söhnen auf der Alp. Bild: zVg.
Die Eltern Diana und Albert Steger mit ihren drei Töchtern und den zwei Söhnen auf der Alp. Bild: zVg.

Die eigenen Tiere im Stall

Zum 20. Geburtstag hat die Tiernärrin ein eigenes Kälbchen bekommen. In einem Betrieb, wo sie angestellt war, hat sie sich in das Tierchen verliebt, weil es so neugierig und besonders anhänglich war. Mit «Sabi», die inzwischen zur Kuh herangewachsen ist, und deren Nachkommen hat die Jung-landwirtin nun schon einige eigene Tiere. Bereits als Kind war sie stolz, wenn sie an den Viehschauen als Jungzüchterin ihre Kälbchen präsentieren und dafür Preise entgegennehmen durfte. Ein Höhepunkt für die ganze Familie Steger ist heute noch die Altstätter Viehschau. In schmucken Trachten führen die Bauersleute jeweils bis zu 70 mit Schellen und Blumen geschmückte Kühe auf einem halbstündigen Marsch zum Schauplatz. Für zusätzliches Aufsehen sorgt der Stier, der, fest im Schlepptau von Christel, ebenfalls Ausgang hat. Auch wenn sie die Leidenschaft fürs «Puura» nicht bedingungslos mit Christel teilen, so verbindet die drei Schwestern die Freude an der Musik. Als Geschwister Steger ist das Jodlertrio über die Ortsgrenze hinaus bekannt und beliebt. Mit ihren schönen Stimmen begeistern sie bei Hochzeiten, Geburtstagen und Dorffesten ebenso wie bei besinnlichen Anlässen in der Kirche.

Die drei Steger-Schwestern begeistern mit ihren Stimmen. Bild: zVg.
Die drei Steger-Schwestern begeistern mit ihren Stimmen. Bild: zVg.

Frauen in der Landwirtschaft

Frauen nehmen in der Landwirtschaft eine wichtige Rolle ein. Sie prägen die Landwirtschaft mit ihren vielfältigen Tätigkeiten auf dem Hof massgeblich mit. In einer Serie geben Frauen in und aus der Landwirtschaft Einblick in ihren Alltag und erzählen von ihren Erlebnissen. red.

Das könnte Sie auch interessieren

stgallerbauer.ch Newsletter
Seien Sie die Ersten, um neueste Updates und exklusive Inhalte direkt in Ihren E-Mail-Posteingang zu erhalten.
Anmelden
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link