Lean Farming: Die Wege kurz halten
Verschwendung aufgrund von unnötigen Bewegungsabläufen entsteht beispielsweise dann, wenn Manns- oder auch Kuhwege auf dem Betrieb zu lang oder nicht klar organisiert sind. Auch zu viele Futterbewegungen aufgrund fehlender Routinen gehören dazu. Mit Lean Farming lässt sich hier viel Zeit einsparen.
Wer kennt es nicht: Eine Kuh sollte noch kurz behandelt werden, und schon wird mindestens eine weitere Hilfsperson auf dem Betrieb mobilisiert, damit dies ohne grösseren Weg- und Zeitaufwand möglich ist. Doch wie einfach wäre es, wenn wir diese Kuh in einer Minute alleine möglichst ruhig und stressfrei fixieren oder separieren könnten? Eine von vielen Fragen zu den Arbeitsabläufen, die sich im Alltag auf dem Landwirtschaftsbetrieb stellen.
(Zu) viele Wege nötig
Allgemein sind beim Holen oder Wegschicken von Kühen oft zu viele Bewegungen nötig. Zudem erschweren Gatter oder Tore den direkten Weg, so dass Umwege in Kauf genommen werden. Hier kann ein Mannsschlupf am richtigen Ort Erleichterung bringen. Um überflüssige Wege zu vermeiden, sollte bei den alltäglichen Arbeiten angesetzt werden. Wie oft geht man «leere» Wege, macht Umwege oder Wege mit Hindernissen, die die Arbeiten verlängern oder erschweren? Beim Kälbertränken werden Wege verlängert, wenn Kälber zu weit vom Milchzimmer entfernt sind. Der weite Weg kann unter anderem zu Temperaturverlust der Milch führen oder sogar dazu, dass nur so wenig Milch wie nötig vertränkt wird. Sind zusätzlich Hindernisse zu überwinden, wie mit vollen Händen noch Türen oder Gatter zu öffnen und zu schliessen oder dem Wetter ausgesetzte Arbeitsbedingungen, erschwert dies den reibungslosen Ablauf der alltäglichen Arbeit. Der Weg summiert sich, wenn die leeren Eimer zum Reinigen zurückgetragen und allenfalls noch mit Wasser befüllt werden müssen. Hier bestehen mögliche Lösungsansätze in der Anschaffung eines Milchtaxis oder allenfalls auch Optimierungen in der Platzierung der Tränkekälber näher am Melkzentrum. Ähnliches gilt beim Holen von Stroh und Heu – wird dies direkt bei den Kälbern oder in Griffnähe gelagert, damit auch hier keine zusätzlichen Wege entstehen?
Ablage für Hilfsmittel
Mit der täglichen Suche nach verschiedener Ausrüstung wie zum Beispiel der Gabel, dem Zuschieber oder dem Besen im Futtertenn, aber auch wegen Hilfsmitteln rund ums Abkalben werden unnötige Wege gemacht. Hat der Betriebsleiter dafür einen klaren Ablageort auf dem Betrieb definiert? Das gleiche gilt auch für Medikamente, die nicht einheitlich gelagert oder dokumentiert sind. Das erschwert insbesondere die effiziente und sichere Erledigung im Ernstfall, was einen erweiterten Punkt der Verschwendung darstellt. Um möglichst kurze und direkte Wege zu gehen, ist es hilfreich, die kranke Kuh zentral in der Kranken- oder Abkalbebucht aufzustallen – so entstehen neben dem Betreuer auch für den Tierarzt keine zusätzlichen Bewegungen im Stall. Ist der Tierarztbesuch gut organisiert, wird sich dieser auch beim nächsten Notfall mit positiven Erinnerungen auf den Betriebsbesuch einstellen.
Futter(reste) verschieben
Die Platzierung des Miststocks oder auch jene der Futtervorräte ist bei der Planung gut zu überdenken. Wo entstehen die einfachsten und kürzesten Wege oder wo muss man die Vorräte platzieren, damit die Anzahl an Fahrten für die Rationszubereitung möglichst klein bleibt? Oder kann sogar die Anpassung der Anzahl an Futterkomponenten zu einer Vereinfachung mit weniger Fahrten führen? Gerade beim Stallneubau geht oft vergessen, dass auch die Futterreste im neuen Stall irgendwie auf den Miststock kommen müssen und daher der Weg dahin einfach und möglichst kurz sein sollte. Ist es aufgrund vorgegebener Verhältnisse nicht möglich, dies zu optimieren, kann man sich überlegen, was mit der leeren Schubkarre erledigt werden kann, damit der halbe Weg nicht leer absolviert werden muss.
Sind die verschiedenen Arbeitsabläufe reibungslos, einfach und logisch, sind weniger Bewegungen beispielsweise von Futter, weniger Aufwand beim Holen oder Suchen von Hilfsmitteln oder bei Tierbewegungen nötig. Es lohnt sich, eigene Routinen und Abläufe auf dem Betrieb zu überdenken.
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Was ist Lean Farming?
Lean Farming setzt auf die Minimierung von Verschwendung, um Kosten und Fehlerquellen zu reduzieren und wertschöpfende Tätigkeiten zu erhöhen. In einer achtteiligen Serie werden die acht Typen der Verschwendung vorgestellt. Im März finden zwei Kurse mit spannenden Lösungsansätzen zu mehr Arbeitseffizienz auf dem Landwirtschaftsbetrieb mit der Gründerin von Lean Farming, Susanne Pejstrup aus Dänemark, statt. Der Kurs wird wahlweise am Donnerstag, 14. März oder Freitag, 15. März, am Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen in Flawil durchgeführt. Anmeldungen können per Mail an lzsg.flawil@sg.ch oder unter Tel. 058 228 24 70 erfolgen. pd.