Guter Start in die Weidesaison

Die kalte Jahreszeit geht zu Ende und die Kühe warten bereits auf das Öffnen der Weidetore. Obwohl der Weidegang Komfort bietet, bedeutet er anfangs auch Stress in Form von Futterwechsel, veränderter Haltung, steigender Hitze und Parasitendruck.

Kühe müssen gut auf den Weidegang vorbereitet werden, um zum Beispiel Stoffwechselstörungen zu vermeiden. Bild: zVg.
Kühe müssen gut auf den Weidegang vorbereitet werden, um zum Beispiel Stoffwechselstörungen zu vermeiden. Bild: zVg.

Um Stress zu vermeiden, sollten Kühe gut auf das Weiden vorbereitet werden. Stress bedeutet eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Stoffwechselkrankheiten und Fruchtbarkeitsstörungen, weshalb auf eine ausreichende Vitamin- und Spurenelementversorgung geachtet werden sollte. Mineralfuttermittel und Viehsalz sollten zwei Wochen vor und während der Futterumstellung gesteigert werden, wodurch gleichzeitig auch der Weidetetanie entgegengewirkt wird. Frühlingsgras enthält häufig wenig Magnesium und Natrium, dafür viel Kalium, das die Magnesiumaufnahme hemmt und das Risiko einer Weidetetanie erhöht.

Die Mikroorganismen (MO), die für die Rohfaserverdauung im Pansen zuständig sind, brauchen mehr als drei Wochen, um sich an neues Futter zu gewöhnen. Eine langsame Umstellung von der Winterfütterung auf junges Grünfutter ist zu empfehlen. Die Kühe sollten weiter mit der Winterration gefüttert und anfangs nur kurz und niemals hungrig auf die Weide gelassen werden. Den Anteil Grünfutter langsam steigern, bis die gewünschte Zielration erreicht ist.

Viel Struktur, wenig Zucker

Junges Gras hat wenig Struktur, viel leicht verdauliches Eiweiss und teilweise schon recht hohe Zuckergehalte, was das Risiko von Blähung oder Pansenübersäuerung erhöht. Zucker wird im Pansen zu Milchsäure umgewandelt, wodurch der Pansen-pH drastisch sinkt. Die rohfaserverdauenden MO können in diesem sauren Milieu nicht überleben. Sie sterben ab und es wird weniger Essigsäure und mehr Propionsäure gebildet, wodurch der Milchfettgehalt sinkt. Die Kühe zeigen eine reduzierte Wiederkauaktivität, eine tiefere Futteraufnahme und dünnen Kot. Klauenrehe und Fruchtbarkeitsstörungen sind vorprogrammiert. Um dies zu vermeiden, ist auf eine angepasste Ergänzung im Stall zu achten: viel Struktur, wenig Zucker und die bereits erwähnte langsame Futterumstellung. Etwas älteres, strukturiertes Emd oder Silage aus dem ersten Schnitt sind eine optimale Ergänzung zum Frühlingsgras. Zusätzlich empfiehlt sich der Einsatz eines Pansenstabilisators mit Lebendhefen. Diese brauchen den Zucker im Pansen, wodurch weniger Milchsäure gebildet wird und der Pansen-pH stabilisiert wird. Gleichzeitig dienen sie den rohfaserverdauenden MO als Nahrung. Dies verbessert sowohl die Futteraufnahme als auch deren Verwertung. Frisches Wasser muss auch beim Weiden zur freien Verfügung stehen. Denn eine ungenügende Wasseraufnahme in Kombination mit steigenden Temperaturen kann den Pansen-pH ebenfalls senken und die Futteraufnahme reduzieren.

Weidemanagement wichtig

Kurz erwähnt, aber nicht zu vernachlässigen: Auf der Weide sind die Kühe Parasiten ausgesetzt, was einen negativen Einfluss auf Gesundheit und Leistung haben kann. Vor allem Standweiden, Feuchtflächen und eine hohe Besatzdichte führen zu einem erhöhten Parasitendruck. Neben den Nachweis- und Behandlungsmethoden spielt das Weidemanagement eine entscheidende Rolle bei der Parasitenkontrolle. Rechtzeitiger Weidewechsel, Vermeiden von Feuchtstellen, Silierung des ersten Schnitts sowie abwechselnde Nutzung durch andere Tierarten sind hilfreich, um die Wurmbürde zu reduzieren.

Es sind die banal erscheinenden Punkte, die einen erfolgreichen Start in die Weidesaison ermöglichen. Eine ausgewogene Fütterung und eine stressfreie Haltung stellen das Fundament einer gesunden und leistungsfähigen Kuhherde dar.

 

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