Spanische Nüssli wachsen auch in Mostindien

Markus Grob vom Hardhof baut im thurgauischen Steckborn seit sechs Jahren Erdnusspflanzen an. Obwohl er damit nicht nur positive Erfahrungen gemacht hat, wird er auch zukünftig Erdnüsse produzieren – aus Freude für den Eigenbedarf und nicht zum Verkauf.

Erdnüsse aus dem Thurgau
Markus Grob im Feld bei seinen Erdnusspflanzen, die er für den Eigenbedarf anbaut.

Goldgelb leuchten die Schmetterlingsblüten zwischen den grünen Blättern. Vom Aussehen her erinnert das dicht-buschige Laubkleid an Erbsenkraut. «Die Blütezeit erstreckt sich über einen längeren Zeitraum; sie beginnt etwa Anfang Juli und endet Mitte August», erklärt Markus Grob, während er auf eine solche Blüte zeigt. Was hier auf dem Feld wächst sind zwar keine Erbsen, aber Hülsenfrüchte. Es sind im wahrsten Sinne des Wortes «Thurgauer Erdnüssli». Markus Grob vom Hardhof baut auf einem Feld im thurgauischen Steckborn Erdnusspflanzen an.

Ein wahrer Tüftler

Den elterlichen Pachtbetrieb hat der gelernte Landwirt vor 21 Jahren übernommen. Der 59-Jährige führt ihn in zweiter Generation. Die landwirtschaftliche Nutzfläche beträgt elf Hektaren. Auf 54 Aren hat Markus Grob vor einiger Zeit Mini-Kiwis angebaut, mit denen er Grossverteiler beliefert. Der Rest ist mit Ackerkulturen bepflanzt. Da ein Betrieb in dieser Grösse heutzutage kaum mehr rentabel zu bewirtschaften sei, arbeitet der Landwirt zusätzlich als selbständiger Metallbauer – dies auf seinem Hof. Man spürt es sogleich: Markus Grob ist ein Tüftler durch und durch. Er probiert so lange, bis es passt.

So ist er dann auch auf die Idee gekommen, Erdnüsse für den Eigenbedarf und nicht zum Verkauf anzubauen. Doch der Anbau von Erdnüssen ist nicht nur ein einmaliges Experiment, es braucht eine gehörige Portion Erfindergeist und nicht weniger Durchsetzungsvermögen.

Angefangen hat alles um die Weihnachtszeit im Jahr 2015. «Ich habe Spanische Nüssli gegessen und mich gefragt, ob denn der Anbau von Erdnusspflanzen hierzulande wohl auch funktionieren würde», sagt Markus Grob. Im Internet habe er recherchiert und sei dann fündig geworden. Aufgrund des Klimawandels müsste der Anbau am Bodensee gelingen. Das milde Klima am Untersee ist geradezu prädestiniert dafür. Erdnüsse gedeihen vorwiegend in Ägypten, im Süden der USA, aber auch in Kalifornien und Indien; dort, wo es trockene Sandböden gibt.

Gaumenfreude für Krähen und Elstern

 Markus Grob hat sich dann ungeröstete Erdnüsse besorgt und diese im darauffolgenden Frühling versuchsweise auf einer Fläche von fünf Aren ausgesät. In den folgenden Jahren hat er sie vergrössert und auf 20 Aren angebaut. «Ich bin experimentierfreudig und scheue keine Niederlage», sagt er und lacht. Ausgesät hat Markus Grob im Frühjahr mit einer kleinen sogenannten «Earth Way»-Maschine, einer Einzelkornmaschine, die ihm ein Kollege zuvor in Amerika besorgte. Durch das Einsetzen von entsprechenden Säh-Scheiben könne damit auch verschiedenes Gemüse ausgesät werden. Nach dem Pflanzen müssen Erdnüsse etwa 150 Tage im Boden sein, bevor sie reif sind. Das sei eine relativ lange Zeitspanne für unsere Gegend, denn Erdnüsse brauchen viel Wärme, um zu wachsen.

Nach der Aussaat, meist kurz nach den Eisheiligen, brauche der Samen allerdings viel Wasser. Dieses Jahr sei das Wetter für die Erdnusspflanzen optimal. Im vergangenen Jahr habe die nasse Witterung im Sommer die gesamte Ernte zerstört. Zudem hätten Krähen und Elstern im Frühling trotz Vlies ein Grossteil der Saat gefressen. Erdnuss-Samen und reife Erdnüsse seien die reinste Gaumenfreude für diese Raubvogel-Arten. Gegenüber Pflanzenkrankheiten und Schädlingen habe sich die Erdnusspflanze als robust erwiesen. Jedes Jahr gäbe es aber etwas Neues zu beobachten. Erstmals sei ein Insekt, das an den Blättern knabbert. «Ich habe noch nicht herausgefunden, wer hier seine Frass-Spuren hinterlässt», bemerkt Markus Grob.

Dunkle Schale vom Humus

Da eine zwittrige Erdnussblüte nur wenige Stunden geöffnet ist und ihr die Zeit fehlt, tagelang auf Bestäuber zu warten, bestäubt sie sich selbst. Nach der Blüte wächst unter dem Fruchtknoten ein langer Fruchtstiel. Dieser krümmt sich zur Erde und bohrt sich regelrecht ins lockere Erdreich. Im Schutz des Bodens entwickelt sich der Fruchtknoten mit der Erdnuss, so wie wir sie kennen. Wenn die Pflanze im Herbst welk und gelb wird, können die Erdnüsse geerntet werden. Dabei werde die gesamte Pflanze mit einer Stechgabel vorsichtig aus der Erde gehoben. Bei grossflächigem Anbau wäre auch eine maschinelle Ernte möglich, ähnlich wie bei der Kartoffel-Ernte, erklärt Markus Grob. Am Wurzelballen hängen die Erdnuss-Früchte, etwa 20 Stück pro Pflanze. «20 Doppelnüssli ergeben letztlich 40 einzelne Nüssli. Geerntet werden pro Pflanze etwa 40 Gramm Erdnüsse», ergänzt er.

Geschmacklich seien seine Erdnüsse genau gleich, wie die gekauften, die im Ausland angebaut werden. Doch auffällig sei die Schale. «Erdnüsse aus dem Sandboden haben eine goldgelbe Schale. Meine sind dunkler, sie haben die Farbe vom Humus angenommen», erklärt der Landwirt und Metallbauer.

Erdnussanbau ist im Treibhaus möglich

Manchmal sei der Boden im Oktober nass – dann, wenn die Erdnüsse geerntet werden. «Es hat sich schon ergeben, dass ich deshalb die Nüsse nach der Ernte mit Wasser abspritzen musste, um sie von der Erde zu befreien.» Dazu habe er sie auf einen Rost gelegt und mit einem Heissluftgebläse getrocknet, um einen Pilzbefall zu vermeiden. Wie bei so manchen Pflanzen, können auch die Erdnüsse im Folgejahr nicht an derselben Stelle angebaut werden. Eine Anbaupause von vier Jahren müsse eingehalten werden, damit sich der Boden regenerieren kann und Krankheitserreger verhindert werden. Der Erdnussanbau wäre im Treibhaus möglich. «Doch ich möchte es dabei belassen, die Erdnüsse im Freiland anzubauen», sagt er.

Markus Grob röstet seine Erdnüsse im eigenen Backofen. Die Menge sei zu klein, um sie in eine professionelle Rösterei zu bringen. Dort könnten in einem Röstvorgang gleichzeitig rund 700 Kilo verarbeitet werden. Ausserdem würden die trockenen Nüsse bei der Kalibrierung in verschiedene Grössenklassen sortiert. Geröstete Erdnüsse seien lange haltbar. «Doch frisch geröstet schmecken sie einfach am besten.» Der Landwirt und Metallbauer erzählt, dass alle importierten Erdnüsse in der Schweiz geröstet werden, bevor sie in die Verkaufsregale gelangen.

Marktlücke abdecken

Inzwischen seien auch schon weitere Landwirte, die sich für den Erdnuss-Anbau interessieren, auf Markus Grob zugekommen. Beim Grossverteiler einheimische Erdnüsse abzusetzen, sei bestimmt nicht möglich. Hingegen wäre es für einen Spezialitätenladen sicherlich interessant, eine Marktlücke mit hiesigen Erdnüssli abzudecken. «Es erstaunt mich, dass noch kein Schweizer Forschungsinstitut nach Möglichkeiten gesucht hat, Erdnüsse hierzulande grossflächig anzubauen. Wir haben eine deutliche Klima-Erwärmung, und es zeigt sich, dass der Anbau bei uns funktioniert», gibt der Thurgauer zu bedenken.

Eines ist gewiss: Markus Grob wird weiterhin Erdnusspflanzen anbauen, wenn auch nur in kleinem Rahmen. «Ich habe einfach grosse Freude daran.» Und woher kommt eigentlich der Name «Spanische Nüssli»? Der Name soll daher rühren, weil Spanier sie aus Mittel- und Südamerika nach Europa brachten.

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