Hightech auf dem Acker

Ein Roboter, der jäten, Dünger streuen und Pflanzenschutzmittel ausbringen kann – das ist die Vision des Start-up-Unternehmens Ecorobotix mit Sitz in Yverdon im Kanton Waadt.

Die Ara-Feldspritze unterwegs im Rapsfeld. Bilder: Ecorobotix
Die Ara-Feldspritze unterwegs im Rapsfeld. Bilder: Ecorobotix

Seit 2014 tüftelt Steve Tanner in Yverdon an fortgeschrittener Technik und entwickelt Roboter und Landmaschinen, die mithilfe von künstlicher Intelligenz beispielsweise Unkraut erkennen und präzise mit Unkrautvertilgungsmitteln behandeln können, sodass der Einsatz von Herbiziden auf den Feldern deutlich reduziert werden kann.

Selbstdenkende Maschine

«In meiner Jugendzeit half ich meinem Vater oft auf dem Bauernhof, besonders während der Zeit, in der die Zuckerrüben noch weitgehend von Hand gejätet wurden», erzählt Steve Tanner. Der heutige Ingenieur verbrachte viele Nachmittage auf den Rübenfeldern und entfernte das Unkraut mit einer Handhacke. Viele Jahre später sollte diese Erfahrung zu einem Moment der Erleuchtung führen: «Angesichts der zunehmenden Zerstörung der Natur durch den Menschen fragte ich mich, wie die Technik die Landwirtschaft verbessern könnte, und dachte wieder an das manuelle Unkrautjäten in meiner Jugend zurück.» Und da entstand die Idee des hochpräzisen Roboters, der, anstatt das ganze Feld mit Chemie zu besprühen, mit der entsprechenden Technologie dem Unkraut punktgenau den Garaus machen kann.

Marktreif in sechs Jahren

Allerdings dauerte es dann mehrere Jahre, um die Technologie für das ultrapräzise Sprühen gegen Unkraut zu entwickeln. Erst vor knapp zwei Jahren war der erste Ecorobotix-Wurf schliesslich bereit für den Markt. Seither rollt die intelligente Präzisionsfeldspritze Ara, mit der Herbizide, Fungizide, Insektizide oder Düngemittel haargenau ausgebracht werden können, über die Felder. «Wir konnten seither bereits viele Maschinen verkaufen – zuerst natürlich in der Schweiz, später dann auch in Europa», sagt Steve Tanner. So habe das Start-up-Unternehmen mittlerweile nicht nur Vertriebspartner in der Schweiz, sondern auch in Frankreich, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, der Tschechischen Republik und Italien.

Verschiedene Sensoren und Kameras erkennen Unkraut und verspritzen das Herbizid dann mit äusserster Präzision.
Verschiedene Sensoren und Kameras erkennen Unkraut und verspritzen das Herbizid dann mit äusserster Präzision.

Partnerschaftlich denken

Die Ara-Feldspritze ist mit verschiedenen Sensoren und Kameras ausgestattet, die das Vorhandensein von Unkraut erkennen können. Die Herbizide werden dann nur dort versprüht, wo das Unkraut gesichtet wurde. Um den Roboter weiterzuentwickeln, unterhält Ecorobotix Partnerschaften mit Landwirtinnen und Landwirten, Genossenschaften oder auch in der Chemiebranche tätigen Unternehmen, um ihn für immer mehr Kulturen fit zu machen. Aktuell wird die intelligente Spritze erfolgreich bei Eisbergsalat, Spinat, Chicorée, Bohnen, Zwiebeln, Mais, Raps, Baumwolle und natürlich Zuckerrüben eingesetzt. «Für dieses Jahr erweitern wir parallel zur Vermarktung auch die Palette der Kulturen», erläutert Steve Tanner. So soll zum Beispiel Soja in unmittelbarer Zukunft auch zu den Anbaukulturen gehören, bei denen die Feldspritze zum Einsatz kommt.

Mit weniger Input mehr Ertrag

«Unser Ziel ist es, Landwirtinnen und Landwirten eine Maschine zur Verfügung zu stellen, mit der sie die von der Zivilgesellschaft geforderten Ziele der Reduzierung des Pflanzenschutzmittelverbrauchs und der Energieeinsparung erreichen und gleichzeitig ihre Erträge steigern können», sagt Steve Tanner. Denn daneben hat das Waadtländer Start-up noch eine kleinere energie- und navigationsautonome Version der hochpräzisen Feldspritze in der Schublade: den autonomen Pflanzenschutzroboter Avo mit einem Solarantrieb und austauschbaren Batterien. «Im Moment ist Avo ein fortgeschrittener Prototyp – vorerst konzentrieren wir uns auf die Entwicklung und Vermarktung von Ara, denn die Erfahrungen der Nutzerinnen und Nutzer werden dazu dienen, den Markt für den autonomen Roboter genauer zu definieren und seine endgültigen Eigenschaften besser zu spezifizieren», erklärt der Ingenieur.

Entwicklung im Laufschritt

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und sogenanntem Machine Learning habe viel Potenzial, auch wenn man erst wenige Jahre Erfahrung habe, meint Steve Tanner. Der Bereich schreite aber sehr schnell voran: «Daher sind Leistungsverbesserungen und der Einsatz von künstlicher Intelligenz auch in anderen Bereichen der Landwirtschaft zu erwarten, wie beispielsweise bei der Ernte von Obst und Gemüse, beim Beschneiden von Bäumen und Weinreben und bei der selektiven Unkrautbekämpfung in allen Arten von Umgebungen», ergänzt er. So sei man bei der Pflege von Nutzpflanzen bereits heute vom universellen Roboter nicht mehr weit entfernt. «Man sieht bereits die ersten Traktoren, die autonom fahren – wenn wir diese mit unserer Ara-Feldspritze koppeln würden, hätten wir einen autonomen Roboter, der selbstständig Unkraut jätet und düngt», so Steve Tanner.

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