Alptagebuch #4: Bigbag als Schutz vor dem Gewitter
Wer mag wohl noch die meiste Milch geben? Der Milchwäger kommt vorbei und kann das Geheimnis lüften. Beim Zäunen meldet sich ein Regenschauer, und ein verletzter Finger muss versorgt werden. Monika Weber berichtet von ihren Erlebnissen auf der Alp Ramin.
Der Höhepunkt des Sommers fand am 24. Juni statt. Wir haben nämlich den ersten Alpkäse dieses Sommers angeschnitten und degustiert. Das Fazit: Es ist noch junger Käse, geschmacklich noch kein wahnsinniges Erlebnis. Trotzdem könnte man einen ganzen solchen verputzen. Ein Stück Alpkäse ist für mich immer gleichbedeutend wie ein Stück des Sommers zu essen.
In meinem ersten Beitrag habe ich von der Tränkestelle geschrieben, die wir für die Angus installiert haben. Die Angus haben diese Weide bereits wieder verlassen, die Tränkestelle hat es überlebt. Es wird wohl auch daran liegen, dass in diesem Jahr keine Kleinen mit dabei waren. Da können wir ein wenig stolz auf uns sein; das haben wir gut hingekriegt. Ebenfalls wieder zu uns auf die Alp zurückgekehrt ist die Kuh mit dem kaputten Strich. Die Naht ist erstaunlich gut verheilt; hätte ich nicht gedacht, dass dies so gut klappt. Gemolken wird sie an diesem Viertel jedoch nicht mehr für diese Laktation.
Einmal im Monat kommt der Milchwäger vorbei. Dann wird jeweils das Abend- und das Morgengemelk jeder einzelnen Kuh gewogen. Wir können so sehen, welche Kuh noch wie viel Milch gibt. Natürlich habe ich täglich die Milchmenge im Kessi, doch interessiert es mich auch, wer denn in welchem Masse dazu beiträgt. Da wir jeweils zu zweit am Melken sind und nicht mehr alle Kühe viel Milch geben, kommt der Milchwäger jeweils nicht nach mit Gläserleeren und Proben. Auf der «Milchstrasse» herrscht dann jeweils Stau. Das Milchwägen kann auch genutzt werden, um die Eutergesundheit zu beurteilen. Wenn eine Kuh in den Zellzahlen hoch ist, wird ein Schalmtest durchgeführt. Ist dieser auch auffällig, nehmen wir noch eine Milchprobe; die Kuh wird dann behandelt. Nach dem Milchwägen können wir auch entscheiden, welche Kuh wir in die Galtphase entlassen. Das heisst für mich, weniger Milch im Kessi, mehr Tiere bei den Rindern.
Während der letzten beiden Juli-Wochen war Simon (Sohn von Ruth) ebenfalls auf Ramin. Als ich einmal von den Rindern zurückkam, hat er mich bereits sehnlichst erwartet. Denn er hatte sich mit dem Beil in den Finger gehackt. Nach fachmännischer Beurteilung habe ich den Finger versorgt und dick eingebunden.
Das Wetter meint es auch mit uns in den letzten Tagen besser. Die ganze Mannschaft geniesst den Sonnenschein. Natürlich hat uns auch das eine oder andere Gewitter heimgesucht. Ich war einmal mit Simon losgegangen, um zu zäunen. Vor dem Loslaufen äusserten wir noch, dass es einfach nicht regnen darf. Natürlich war das ein frommer Wunsch. Dort, wo wir waren, hat es noch ein kleines Jägerhüttli. Wir haben am Morgen noch Salz in einem Bigbag hochgeflogen. Der Bigbag wurde dann zu unserem Unterschlupf. Wir warteten dann unter dem Bigbag, bis das Gewitter vorbeigezogen war. Danach ging es mehrheitlich trocken weiter zum Zäunen. Wer hätte wohl gedacht, dass wir auch noch Anfang August einen Zaun durch den Schnee machen müssen. Ein Bund Fiberglaspfosten kam ein paar Tage später dann auch noch unter diesem Schneefeld hervor. Natürlich hatte ich bereits neue Pfosten hochgetragen. Sie waren nicht so schwer; ich nahm es schulterzuckend zur Kenntnis. Wir werden den Bund dann im Herbst wohl wieder hinuntertragen.
Einer meiner Lieblingsarbeiten ist das Melken. Wenn die Kühe im Stall sind und beginnen wiederzukäuen, bimmelt es im Takt durch den ganzen Stall. Manch eine Kuh bewegt den Kopf auch ganz bewusst, sodass die Glocke ertönt. Da soll einer noch sagen, Kühe tragen nicht gerne Glocken. Es herrscht jeweils eine greifbare Zufriedenheit im Stall. Natürlich hat die Glocke auch einen nützlichen Zweck. Wenn es am Morgen dunkel und neblig ist, hilft sie uns, denn so können wir die Kühe besser finden und in den Stall treiben. Wir wären arme Mäuse, wenn dies alles ohne dieses kleine Hilfsmittel geschehen müsste.
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Alptagebuch
Monika Weber verbringt den Sommer auf der Alp Ramin im Glarnerland. Regelmässig berichtet sie über ihre Erlebnisse und besondere Ereignisse. red.