Alptagebuch #2: Der Alpalltag hat begonnen

Der Start ins Alpleben auf Ramin war «saukalt». Warm wurde es Monika Weber dann aber bei der Ankunft der Kühe, Rinder und Kälber auf der Alp. Das Sortieren der Tiere erforderte Ausdauer. Zudem gab es den ersten Käse.

Die Kühe kommen. Nun ist Leben auf der Alp eingezogen.
Die Kühe kommen. Nun ist Leben auf der Alp eingezogen.

Am Freitag, 14. Juni, war es endlich so weit. Ich habe vom Donnerstag auf den Freitag auf der Alp geschlafen. Die Temperaturen waren am Morgen nicht gerade sommerlich. Es war «saukalt», als ich um 4.30 Uhr aufstand. In der Nacht habe ich im Pullover geschlafen. Natürlich wurde sogleich Feuer gemacht, damit wir es dann wenigstens beim Frühstück warm haben. Der erste Viehbauer soll um etwa 5.15 Uhr kommen. Es kamen zwei Galtkühe. Diese wurden sogleich zu den Rindern gebracht, mit welchen wir bereits am Donnerstag von Elm hochgelaufen sind.

Im Verlauf des Vormittags kamen dann auch die Milchkühe, weitere Galtkühe, Rinder und Kälber. Die Milchkühe blieben im oberen Teil der Weide; die Rinder, Kälber und Galtkühe wurden im unteren Teil untergebracht. Da alle von oben kamen, hiess es für Verena und mich, diese zu sortieren. Rauf, runter und wieder rauf und wieder runter – so ging es den ganzen Tag; das Ausdauertraining haben wir für diesen Tag bereits erledigt. Die Kühe zogen auch jedes Mal Richtung Stall los, als wir dabei waren, das Vieh zu sortieren. Wenn die Kühe dann in zwölf Wochen auch noch mit einem solchen Zug laufen, wird Verena sicher glücklich sein.

Das Einstallen gestaltet sich immer als Herausforderung, da es im Voraus nicht klar ist, ob sich die Tiere nebeneinander auch vertragen. Die erfahrenen Kühe wussten, wo ihr Platz ist. Die «neuen» in der Gruppe müssen ihren Platz erst noch finden. Tatsächlich mussten wir keine Änderungen in der Platzreihe vornehmen. Dies liegt wohl auch daran, dass nicht viele Hornkühe dabei sind. Knapp die Hälfte der Kühe sind in einem Laufstall zu Hause, kennen also das Anbinden auch nicht mehr. Sie liefen daher im ganzen Stall umher, bis wir sie an den richtigen Platz manövriert haben. Dank der Hilfe von Stefan, einer Aushilfe, ging das Prozedere in guter Zeit über die Bühne. Es war ein freudiger Anblick, den Stall voller Kühe zu sehen. Dann wollen wir hoffen, dass sie den Sommer durch viel Milch geben und gesund bleiben!

Der erste Alpkäse wurde produziert.
Der erste Alpkäse wurde produziert.

Am Samstagmorgen standen Ruth und ich dann das erste Mal für diesen Sommer vor dem Käsekessi. Das Kessi war gefüllt mit knapp 910 Litern Milch; daraus wird der erste Käse vom Alpsommer 2024 entstehen. «Käse gibt es immer», hat uns unser Kursleiter vom Sennenkurs immer wieder gesagt. Natürlich wollen wir nicht nur einen Käse produzieren, sondern ein qualitativ gutes Produkt, das die Leute auch gerne essen. Was ich nicht vermisst habe, sind die ständig nassen Hände. Die Hornhaut an den Händen, die sich in den letzten Wochen gebildet hat, wird sich in den nächsten Tagen wieder verabschieden. Schwimmhäute werden mir hoffentlich keine wachsen, ich habe vergangenen Sommer schliesslich auch keine bekommen. Den Saunabesuch kann ich mir definitiv auch sparen. Durch den ständigen Wasserdampf, der durchs heisse Waschen entsteht, und durch die Brenntemperatur ist es in der Sennerei immer feucht und warm.

Das Einstallen läuft mittlerweile immer besser – die 54 Milchkühe kenne ich fast alle beim Namen. Viele kennen auch ihren Platz und laufen nicht mehr einmal quer durch alles durch. Das erleichtert das Anbinden. Die Milchmenge ist in den letzten Tagen auch nochmals gestiegen und zeigt sich stabil. In der ersten Woche haben wir etwas mehr als 100 Käse produziert. Der Käsekeller beginnt sich zu füllen. Ruth wird von Tag zu Tag mehr Zeit damit verbringen, die Käse zu schmieren.

Den Rindern, Kälbern und Galtkühen gefällt es soweit auch. Ich statte ihnen täglich einen Besuch ab. Für die Mineralstoffversorgung bekommen sie regelmässig Salz. Von der bunt gemischten Schar muss mir jedes bekannt sein. Falls mal eines nicht zu finden ist, weiss man dann, nach welchem wir suchen müssen. Zwei Kälber sind besonders zahm und laufen mir jeweils über die halbe Weide nach.

Amanda geniesst den Föhn und die Aussicht. Bilder: Monika Weber
Amanda geniesst den Föhn und die Aussicht. Bilder: Monika Weber

In der letzten Woche blies uns kräftig der Föhn um die Ohren. Alles, was nicht angebunden war, wurde vom Wind mitgenommen. Auch in der Hütte wurde alles kräftig durchgeblasen, sodass alles wieder mal abgestaubt wurde. Tägliches Bodenwischen in allen Winkeln war angesagt. In der Nacht kann der Wind schon nervig sein, wenn er an den Fensterläden und an den Türen «lottert». Der Föhn bescherte uns zwar warme Temperaturen; der Boden trocknete dadurch wieder ab, das Gras stellte das Wachsen wieder ein. Das mit dem Gras wird dieses Jahr wohl etwas anders sein als in den Sommern zuvor, meint Ruth nur dazu.

Die Galloway und die drei Mutterkühe mussten wir auch bereits auf die zweite Weide zügeln. Es ging erstaunlich gut. Man kann auch gut sehen, dass sie sich gut miteinander angefreundet haben. Auch die Angusrinder haben den Weg auf Ramin gefunden. Sie machen den «Weideputz» nach dem Beweiden mit den Milchkühen. Die bunt gemischte Truppe an Tieren ist nun vollständig. Auch Hund Blacky wird den Alpsommer wieder auf Ramin verbringen.

Wenn ihr Lust habt noch mehr über Monika Weber und ihrem Leben auf der Alp zu erfahren, dann bitte hier klicken.

Alptagebuch

Monika Weber verbringt den Sommer auf der Alp Ramin im Glarnerland. Regelmässig berichtet sie über ihre Erlebnisse und besondere Ereignisse. Weitere Folgen des Alptagebuchs sind hier zu finden.

 

Das könnte Sie auch interessieren

stgallerbauer.ch Newsletter
Seien Sie die Ersten, um neueste Updates und exklusive Inhalte direkt in Ihren E-Mail-Posteingang zu erhalten.
Anmelden
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link