Alptagebuch #1: Warten auf die Alpauffahrt

Auf der Alp Ramin im Glarnerland haben die ersten Arbeiten begonnen. Monika Weber verbringt den Sommer auf der Alp. Weil das Wetter nicht mitmacht, sind bis jetzt nur die Galloways auf der Alp.

Auf der Rinderalp liegt noch Schnee.
Auf der Rinderalp liegt noch Schnee.

Hallo zusammen, mein Name ist Monika und ich schreibe diesen Sommer das Alptagebuch. Ich gehe den zweiten Sommer z’Alp. Ich werde regelmässig von meinen Erlebnissen auf der Alp Ramin berichten.

Am 13. Mai ging es für mich das erste Mal auf die Alp Ramin. Ramin ist eine Privatalp und liegt in Elm im Kanton Glarus. Auf der Alp Ramin wird die Milch zu Glarner Alpkäse AOP verarbeitet. Über den Sommer werden Milchkühe, Jungvieh, Angus und Galloways gealpt. Ramin erstreckt sich von 1250 bis 2220 Meter über Meer, wobei der mittlere Stafel als Unterstafel mit den Milchkühen genutzt wird.

Zusammen mit Verena, sie ist ebenfalls angestellt und unter anderem zuständig für die Milchkühe, ging ich hoch auf die Alp. Die Alpbewirtschafterin Ruth, sie ist unsere Chefin, kommt jeweils erst auf den Mittag hinauf. In der Zeit, bis die Tiere dann hochkommen, haben wir im Unterstafel die Zäune errichtet. Dabei begegneten wir verschiedenen Wildtieren. Auerhühner und -hähne, die sich gerade in der Balz befanden, Gämsen, Rehe, Hirsche und einmal sogar einem kleinen Hasen. Die Murmeltiere sind schon länger aus dem Winterschlaf erwacht und beleben das Tal mit ihren Pfiffen. Einmal waren zwei Murmeltiere ganz nahe beim Stall, einstallen liessen sie sich aber nicht. Ich denke, das Melken hätte sich auch als eher schwierig entpuppt.

Ruth erzählte mir einmal, dass auf der Alp etwa 11 000 Fiberglaspfosten im Umlauf sind. Wir werden eine Weile beschäftigt sein, all diese Zäune zu machen. Die Alp Ramin ist gross. So sollte man körperlich fit sein, meint Ruth dazu nur. Am Anfang lag vielerorts noch Schnee und vom Gras war noch nicht viel zu sehen. Das Wetter war auch nicht gerade so, dass das Gras zu wachsen begann. Das Unkraut war das Einzige, das sich am wenigsten von den kalten Temperaturen abhalten liess. Bei schönem Wetter waren wir also damit beschäftigt, Unkraut zu spritzen. Ruth erzählte mir, dass dieser Teil früher «Blacken-Sennten» hiess, da es viele Blacken hatte. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen. Wir geben uns Mühe, dass dies auch so bleibt. Die Spritzmittelkanister sind nicht unbedingt bequem zum Tragen, hier wäre mal eine bessere Lösung zu finden. Das dachte ich mir mehr als einmal. Das Spritzen des Unkrauts ist nur wirksam, wenn es mehrere Stunden trocken bleibt. Diese trockenen Stunden waren bis anhin eine Rarität. Ich habe bis am 4. Juni keinen Tag erlebt, an dem ich die Regenbekleidung nicht gebraucht habe. Es hat bis zu diesem Tag immer irgendwann mal noch geregnet, als wir oben waren. Wenn dies dann nur nicht den ganzen Sommer so weitergeht.

Das Installieren der Tränkestellen gehört auch zur Vorbereitung.
Das Installieren der Tränkestellen gehört auch zur Vorbereitung.

Zum Vorbereiten der Weiden gehört auch das Installieren der Tränkestellen dazu. Mit Verena habe ich eine mobile Tränkestelle installiert. Der Untergrund zeigt sich sehr schlammig und man sank fast bis über die Knöchel in den Dreck ein. Mit Steinen und Tannenästen versuchten wir, den Untergrund etwas zu festigen. Ein Zaun soll die Tiere vom Zertrampeln der Wasserfassung abhalten. Verena machte mich darauf aufmerksam, dass die Anguskühe, die dann auch hier weiden werden, eher frech sind und sich von einem Zaun ohne Strom nicht aufhalten lassen. Dann hoffe ich jetzt mal, dass es dieses Jahr anders ist und sie sich an die Spielregeln halten.

Das Wetter wurde in der ersten Juniwoche zunehmend besser und wir beschlossen, den Alpauffahrtstermin auf den 11. Juni zu legen. Zusammen mit Ruth habe ich auch die Hütte für die Alpzeit eingerichtet. Wir reinigten alle Käsereiutensilien und platzierten sie an der richtigen Stelle. In der Hütte wurde diesen Frühling ein Teil neu gefliest. Das hiess nun für uns, alles vom Feinstaub und den Zementresten zu reinigen, denn zur Herstellung von Käse sollte alles sauber sein. Weiter kontrollierten wir, ob alles so vorhanden ist, der Rest wurde bestellt. Als der Auffahrtstermin feststand, haben wir uns nicht mehr so um die Wetterentwicklung gekümmert. Das Gras wuchs zunehmend und ich freue mich, dass es bald losgeht. Aber im Moment will uns Petrus den Sommer noch nicht so recht präsentieren. Jemand hat wohl nochmals Schnee bestellt. Für den Dienstag und Mittwoch ist wieder Schnee gemeldet. Nach dem Checken von jeglichen Wetterberichten, ob das auch wirklich stimmt, beschlossen wir, alles auf den Freitag zu verschieben.

Ich muss mich wohl oder übel noch etwas gedulden, bis es losgeht. Die Galloways kamen trotzdem bereits am Samstag auf die Alp. Diesen Sommer sind sie in Begleitung von drei galten Mutterkühen aus dem Kanton Luzern. Sie sind alle Jahre am gleichen Ort über den Sommer. Beim Ausladen aus dem Viehanhänger rannten sie bereits in die richtige Richtung los. Den drei Mutterkühen mussten wir den Weg etwas mehr weisen. Es sah ganz so aus, als hätten die Galloways sofort wieder gewusst, wo sie sind und wohin es geht. Die Freude war ihnen deutlich anzusehen. Den Temperatureinbruch werden sie mit ihrem Wollfell gut überstehen. 

Alptagebuch

Monika Weber verbringt den Sommer auf der Alp Ramin im Glarnerland. Regelmässig berichtet sie über ihre Erlebnisse und besondere Ereignisse.

Weitere Folgen des Alptagebuchs findet man hier.

 

Noch ist der Käsekeller leer. Bilder: Monika Weber
Noch ist der Käsekeller leer. Bilder: Monika Weber

Das könnte Sie auch interessieren

stgallerbauer.ch Newsletter
Seien Sie die Ersten, um neueste Updates und exklusive Inhalte direkt in Ihren E-Mail-Posteingang zu erhalten.
Anmelden
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link