Alpwirtschaftskurs der Alpsektionen Sarganserland, Linthgebiet, Werdenberg und Rheintal
Der Alpwirtschaftskurs 2024 der Alpsektionen Sarganserland, Linthgebiet, Werdenberg und Rheintal ist im Murgtal durchgeführt worden. Dabei gab es viel zu sehen und Wissenswertes zu erfahren.
Anfang und Ende der rund vier Stunden dauernden Wanderung bei schönstem Wetter hinein ins Murgtal war der Parkplatz Bachlaui. Kursleiter Marco Bolt vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG), zuständig für die Alpen, eröffnete den Kurs mit der Vorstellung von fünf Referenten: Markus Merk, Präsident OG Quarten; Markus Zeller, Verwaltungsrat OG Quarten; Stefan Peter, Verwaltungsrat OG Murg; Beat Kühne, Revierförster Waldregion 3, sowie Simon Ott, Pächter Alp Nüchen-Murgsee. «Nach dem letztjährigen Kurs im Calfeisental besuchen wir nun das Murgtal, das alp-, forst- und energiewirtschaftlich wie auch touristisch genutzt wird. Im Tal befindet sich unter vielen grossartigen Sehenswürdigkeiten ein Naturwaldreservat mit dem bedeutendsten Arvenbestand der Nordostschweiz», erklärte Marco Bolt. Ziele des Kurses seien das Kennenlernen der Alpen im Besitz der Ortsgemeinden Quarten und Murg sowie eines Alpprojekts der Ortsgemeinde Quarten. Nach der kurzen Orientierung marschierten die 50 Männer und fünf Frauen, die den Kurs besuchten, los.
Alle Alpen verpachtet
Beim ersten Halt oberhalb der Untersässhütte der Alp Mornen stellten Markus Merk und Markus Zeller die Ortsgemeinde (OG) Quarten vor und Stefan Peter die OG Murg. Letzterer beschrieb den Alpbesitz der OG Murg und dessen Nutzung. «Murg hat eine grosse Alp mit vier Stafeln, die von zwei Pächtern genutzt wird», sagte er.
Merk und Zeller beschrieben den Alpbesitz der OG Quarten. Gemolken werde noch auf drei Alpen, Käse werde aber keiner mehr produziert. Die Milch werde zum Teil zu Butter verarbeitet, der Rest zu einer Sammelstelle transportiert. Auch die OG Quarten habe ihre Alpen verpachtet, berichteten sie.
Schafalp Bütz aufgegeben
Oberhalb einer Steilstufe des Wanderwegs erinnerte Bolt daran, dass nach 2019 die Bewirtschaftung der Schafalp Bütz auf der gegenüberliegenden Talseite habe aufgegeben werden müssen. Markus Zeller stellte dazu fest: «Auf Bütz weideten 2018 noch rund 300 Tiere. Die Herde wurde nicht täglich betreut. Die Alp war zu klein, um einen Hirten anzustellen. Wirtschaftlich hätte sich das nicht gelohnt. Wolfsrisse führten dazu, dass die Alp nun nicht mehr bestossen wird. Denn ein funktionierender Herdenschutz in diesem steilen und unübersichtlichen Gelände wäre ein sinnloses Unterfangen.»
Start zu einem Alpprojekt
Auf Guflen stellte Markus Zeller das laufende Alpprojekt vor, bei dem es aktuell aus verschiedenen Gründen nur im Kriechgang vorwärts gehe. Angefangen habe alles mit einem Unwetter, das Wege und Bachbette beschädigt habe. Flugs habe man bauliche Massnahmen getroffen, sei aber fehlender Bewilligungen wegen von der Gemeinde mit einem Baustopp belegt worden. «Der Kanton hat dann ein Gesamtprojekt zu den Bereichen Wasser, Gebäude, Bewirtschaftung und Verbindungen gefordert», berichtete Zeller. «Wir haben uns 2018 an die Arbeit gemacht und in verschiedenen Workshops Grundlagen erarbeitet. Ziele: Strukturverbesserungen, Erhalt der Alpen, Sicherstellung der Wasserversorgung, heutigem Standard entsprechende Gebäude und verbesserte Wirtschaftlichkeit. Komplizierte Verfahrenswege, hoher Investitionsbedarf und unterschiedliche Interessen verzögern aber leider eine raschere Umsetzung des Erarbeiteten.»
Etwas rascher voran kam ab 2021 die Erweiterung des Waldreservats im Murgtal. Das ursprüngliche Reservat in einem Umfang von 460 Hektaren konnte auf 704 Hektaren erweitert werden. Dazu und zur Entwicklung des Arvenbestandes im Murgtal hielt Revierförster Beat Kühne nahe des unteren Murgsees einen Vortrag.
Spezialfall Alp Murgsee
Das Mittagessen in der Murgseehütte, die ebenfalls im Besitz der beiden Ortsgemeinden ist, mundete. Es war zwar das Ende des schweisstreibenden Aufstiegs, nicht aber das Kursende. Bei der Alphütte Murgsee gab es zu Kaffee und Kuchen letzte, spannende Geschichten zu hören.
Die Alp Murgsee mit einer Gesamtfläche von 520 Hektaren ist im je hälftigen Eigentum der Ortsgemeinden Murg und Quarten. Sie wird von zwei Pächtern, die zwei Angestellte beschäftigen, gemeinsam bewirtschaftet. «Und es funktioniert», bestätigte Simon Ott, einer der Pächter. Der Ursprung der besonderen Verhältnisse liege in der Vergangenheit. Die Gründe dafür seien nicht mehr zu eruieren, wusste Stefan Peter.
Mit einem Bericht von seinem Besuch an einer alpwirtschaftlichen Veranstaltung in Brixen, im Südtirol, und Infos aus dem Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband (SAV) schloss Marco Bolt den Kurs ab.