St.Galler Schafzüchter: Aussertourliche Rochade im Vorstand

Gleich drei Vorstandsmitglieder waren an der diesjährigen Delegiertenversammlung des St. Gallischen Schafzuchtverbands zu ersetzen. Zudem trat auch die Marktkommission geschlossen zurück. Gründe wurden nicht genannt. Es gelte vorwärts zu schauen, so Verbandspräsident Martin Keller.

Die neuen Vorstandsmitglieder Anton Guntli, Eliane Wüst und Martin Tschirky mit Präsident Martin Keller (von links).
Die neuen Vorstandsmitglieder Anton Guntli, Eliane Wüst und Martin Tschirky mit Präsident Martin Keller (von links).

Der Grabser Schafzuchtverein organisierte die sonntägliche Delegiertenversammlung des St. Gallischen Schafzuchtverbands. Dies aus Anlass des 125-jährigen Bestehens des Vereins, der zu den ältesten im Kanton gehört. Gemäss Präsident Markus Eggenberger hat der Verein 26 Mitglieder, die insgesamt 700 Tiere halten.

Nebst den statutarischen Geschäften mussten, obwohl das ordentliche Wahljahr erst 2024 sein wird, drei neue Vorstandsmitglieder gewählt werden. Nach den Rücktritten von Oskar Büsser, Hans Pernet und der Vakanz aus dem Vorjahr nehmen neu Eliane Wüst aus Trübbach, Präsidentin des Schafzuchtvereins Wartau, Martin Tschirky aus Stels (GR), Vorstandsmitglied des Schafzuchtvereins Vilters-Wangs und Experte sowie Anton Guntli aus Mels, Präsident des Schafzuchtvereins Sargans, Einsitz im Vorstand. Als neue Revisoren wurden Samuel Rhyner aus Grabs und Pascal Stucky aus Sargans gewählt.

Die aussertourlichen Rücktritte sorgten für Fragen vonseiten der Schafzüchter. So wollte Markus Eggenberger die Gründe wissen und auch weshalb die Marktkommission nicht mehr weitermache. «Ich finde dies sehr schade und frage mich, was vorgefallen ist.» Martin Keller, Präsident des St.Gallischen Schafzuchtverbands, verwies auf die im Dezember durchgeführte Präsidentenkonferenz. «Wir haben die Gründe damals besprochen und wollen nun vorwärtsschauen. Es ist uns gelungen, drei motivierte neue Vorstandsmitglieder zu wählen, und diese werden uns bei den anstehenden Aufgaben tatkräftig unterstützen.»

Schafmarkt in der Schwebe

Weil die ganze Marktkommission zurücktrat, muss der Verband neue «Zugpferde» finden, die den nächsten Widder- und Zuchtschafmarkt in Sargans organisieren. Das erklärte Barbara Abderhalden stellvertretend für den Marktpräsidenten Dominik Sennhauer: «Wir haben das Datum auf den 23./24. September festgelegt und hoffen, dass sich zusammen mit den neu gewählten Vorstandsmitgliedern Leute für die Organisation finden lassen. Ansonsten ist der Anlass gestorben», so Martin Keller.

Einer der Gründe für den Rücktritt der Marktkommission dürfte die grosse Herausforderung rund um die letzte Durchführung gewesen sein. Das noch junge und unerfahrene Team habe die Verlegung des Marktes ins bündnerische Cazis stemmen müssen, weil die Sarganser Markthalle wegen der permanenten Vermietung von Frühling bis Herbst nicht zur Verfügung stand, so Barbara Abderhalden.

Mathias Rüesch legte die Rechnung mit Einnahmen und Ausgaben von rund 44 000 Franken bei einem Gewinn von 32 Franken vor. «Es ist unsere Aufgabe, eine ausgeglichene Rechnung zu erzielen, und auch das Budget für das laufende Jahr wird bei Einnahmen und Ausgaben von rund 40 000 Franken ausgeglichen sein», sagte der Geschäftsführer.

Die Delegierten haben ihre Stimme abgegeben.
Die Delegierten haben ihre Stimme abgegeben.

Dilemma der Alpwirtschaft

Martin Keller ging in seinem Jahresbericht auf die verschiedenen Aktivitäten des vergangenen Jahres ein. «Grosse Sorgen bereitet uns die Ausdehnung der Wolfsbestände. Insbesondere im Kanton Graubünden, aber auch im Sarganserland, ist der Druck auf die Alpen spürbar.» Dies führe dazu, dass Alppersonal für den kommenden Sommer nur schwer zu finden sei. «Zudem suchen die Besitzer für rund 1200 Schafe im Kanton Graubünden Alpplätze. Früher suchten die Alpbetreiber Schafe, heute ist es umgekehrt, weil einige Alpen, aufgrund der Wolfsituation, nicht mehr bestossen werden.» Das Ziel müsse aber sein, die Schafsömmerung auch in Zukunft aufrechtzuerhalten. Da setze er auf die Revision des Jagdgesetzes, damit präventiv in die Wolfsbestände eingegriffen werden könne. Zudem komme mit dem Gänsegeier ein neues Problem auf die Schafhalter zu. «Wenn die Aasfresser einen Kadaver entdecken, ist dieser innert kürzester Zeit vernichtet. Wie soll dann nachgewiesen werden, dass es sich um einen Wolfsriss handelt?»

Sowohl der Kantonalpräsident als auch Berni Hardegger, zuständig für die Schlachtschafmärkte, waren sich einig, dass es beim Lammfleischmarkt eine gute Entwicklung gebe. «Die Preise sind stabil», so ihre Aussagen. Deshalb sei es auch wichtig, dass die Märkte mit Absatz- und Preisgarantie in Oberriet, Wattwil, Sargans und Flums auch in Zukunft durchgeführt werden können.

Wichtige Stützen der Vereine

Gleich vier Zuchtbuchführer wurden für ihre langjährigen Einsätze geehrt. Letztes Jahr konnte Maja Marti aus Märwil ihr Zehn-Jahr-Jubiläum feiern. Heinz Zweifel aus Schänis ist seit 25 Jahren im Amt, Beat Rohner aus Gossau feiert sein 20-Jahr-Jubiläum und Käthi Stricker aus Niederwil kann auf zehn Jahre zurückblicken. «Zuchtbuchführerinnen und -führer sind wichtige Stützen des Vereins, bilden sie doch das Bindeglied zwischen den Mitgliedern und dem Vorstand», so der Kantonalpräsident.

Nebst dem Engagement als Delegierte und der Teilnahme an der Versammlung durften die 79 Anwesenden, 62 davon waren Stimmberechtigte, auch einen gemütlichen Teil geniessen. So stand der kulinarische Genuss mit dem legendären Grabser Schafsvoressen auf dem Programm. Gemeindepräsident Niklaus Lippuner stellte den Gastort vor und wies darauf hin, dass die einheimischen Schafhalter mit ihren Tieren einen wesentlichen Beitrag zur Landschaftspflege leisten.

Die geehrten Zuchtbuchführer, Maja Marti, Heinz Zweifel und Beat Rohner, haben ihre Auszeichnungen entgegengenommen (von links).
Die geehrten Zuchtbuchführer, Maja Marti, Heinz Zweifel und Beat Rohner, haben ihre Auszeichnungen entgegengenommen (von links).

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