Besuch vom «höchsten Bauern»

An der Hauptversammlung des Bauernverbands Appenzell ist Martin Dörig von der Leugangen neu in den Vorstand eingezogen. Zu Gast war Markus Ritter, Präsident des Schweizer Bauernverbands. Ein Kurzreferat «Landwirtschaft und Tourismus» gab es von Guido Buob von Appenzellerland Tourismus.

Walter Mock (links) dankte Markus Ritter für seinen Einsatz für die Bäuerinnen und Bauern.
Walter Mock (links) dankte Markus Ritter für seinen Einsatz für die Bäuerinnen und Bauern.

«Es geht um die nächste und übernächste Bauerngeneration. Dafür lohnt es sich, zu kämpfen», sagte Markus Ritter an der Hauptversammlung des Bauernverband Appenzell vom Freitagabend. Er habe die Vision, dass die Landwirtschaft ein wichtiger Bestandteil der Ernährungspolitik werde. «Es braucht eine gesamtheitliche Zukunftsstrategie», so Ritter. «Vorausschauende Lösungen finden wir aber nur, wenn wir alle miteinander am gleichen Strick ziehen.» Für die Schweizer Landwirtschaft sind gute Produzentenpreise sehr wichtig. Rund 80 Prozent des Einkommens stammen aus der Produktion und rund 20 Prozent sind Direktzahlungen. Mit Blick auf die National- und Ständeratswahlen vom kommenden Herbst erwähnte der Bauernpräsident die Zusammenarbeit vom Schweizer Bauernverband mit dem Gewerbe- und dem Wirtschaftsverband. «Wir müssen miteinander zusammenarbeiten und gemeinsam kämpfen. Nur so haben wir eine Chance, dass es weniger Angriffe auf die Landwirtschaft gibt», erklärte Markus Ritter. Neben der feurigen Rede gab es an der Hauptversammlung im Restaurant Krone in Haslen auch einen stillen Moment. Im vergangenen Jahr hiess es Abschied nehmen von alt Landeshauptmann Josef Inauen und dem Vorstandsmitglied Daniel Wyss. Zum Gedenken an die Verstorbenen, die sich in der Öffentlichkeit für die Landwirtschaft einsetzten, sangen Anita und Hannes Inauen ein feinfühliges Lied.

Boden ist Existenzgrundlage

Der Jahresbericht von Bauernverbandspräsident Walter Mock war reich an Nuancen: Klimawandel, Artensterben, der Wolf oder die steigenden Kosten für verschiedene Produktionsmittel waren einige der Themen. Sang- und klanglos wurde an der Grossratssession vom Dezember ein Antrag von bäuerlicher Seite abgelehnt. Beim besagten Antrag ging es um die Erhöhung des Quadratmeterpreises für landwirtschaftliches Land, das für Infrastrukturprojekte von der Öffentlichkeit gebraucht wird. «Der Boden ist die wichtigste Basis für die landwirtschaftliche Produktion. Der Boden ist unsere Existenzgrundlage. Boden, der überbaut ist, bleibt überbaut», so Walter Mock zu den rund 45 Mitgliedern und zahlreichen Gästen. Aus dem Bericht der Standeskommission zur Tourismuspolitik im Kanton Appenzell Innerrhoden pflückte der Präsident einige für die Landwirtschaft wichtige Fakten heraus: So soll geprüft werden, wie landwirtschaftliche Produkte vermehrt in den touristischen Kreislauf eingebracht werden könnten, dass ein Erlebnisbauernhof interessant wäre, aber auch bestehende Konflikte zwischen Landwirtschaft und dem Tourismus.

Statutarische Geschäfte

Die Jahresrechnung 2022 schliesst mit einem schönen Gewinn ab. «Die finanzielle Situation darf dank der vollständigen Vermietung des Stammgebäudes im Hoferbad nach wie vor als gesund beurteilt werden», sagte Walter Mock. Ein haushälterischer Umgang sei aber nach wie vor wichtig. Im Berichtsjahr wurde die Heizung saniert, in den kommenden Jahren steht die Sanierung der Fassade an. Walter Mock führte zügig durch die statutarischen Geschäfte. Unter dem Traktandum Wahlen wurden sämtliche bisherigen Amtsinhaber einstimmig wiedergewählt. Als neues Vorstandsmitglied wurde Martin Dörig, Leugangen, in Abwesenheit gewählt. Die bäuerliche Grossrätin Barbara Inauen-Buri reichte ihre Demission aus dem Grossen Rat ein. Mit Esther Sutter-Manser aus Weissbad stellt sich eine junge Bäuerin als neue Grossrätin für den Bezirk Schwende-Rüte zur Wahl. Für eine erfolgreiche Erst- oder Weiterausbildung durften zahlreiche Absolventen geehrt werden. «Es ist eine Freude, dass so viele junge Leute ihre Zukunft in der Landwirtschaft sehen», meinte Walter Mock. In die gleiche Kerbe schlug auch Landeshauptmann Stefan Müller in seiner Grussbotschaft: «Es ist eine herausfordernde Zeit. Gerade deshalb ist es wichtig und zugleich motivierend, wie die junge Generation daherkommt.» Sepp Koch, Vorstandsmitglied der Landi Appenzell AG, informierte über das vergangene Geschäftsjahr. Der Umsatz ging im 2022 leicht zurück. Nach dem überaus erfolgreichen 2021 zeichnete sich diese Entwicklung schweizweit ab. «Nach dem Bezug des neuen Standorts ist es das zweite Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen», erklärte sich Sepp Koch erfreut.

Wertschöpfung verbessern

In seinem Kurzreferat zeigte Geschäftsführer Guido Buob auf, welches die Angebote und Aufgaben von Appenzellerland Tourismus sind. Wie die Landwirtschaft im Wandel ist, ist auch der Tourismus im Wandel. Viel Potenzial sieht Guido Buob im Ausbau von Tourismusangeboten in der Landwirtschaft. «Einfache Übernachtungsmöglichkeiten sind gefragt», so Guido Buob. Um den Nahrungsmittelfluss im Kanton zu verbessern, wurde bereits eine Arbeitsgruppe gebildet. Ziel ist, die Wertschöpfung zu verbessern. «Die Wanderwege sind unser touristisches Kapital», sagte der Geschäftsführer. Doch gerade im Bereich der Wanderwege besteht ein Konfliktpotenzial zwischen Gästen und der Landwirtschaft. «Es wäre schön, wenn man der Landwirtschaft mehr Rückgrat gäbe», sagte ein Bauer und fügte weiter an: «Ich weiss, der Tourismus hat einen grossen Stellenwert. Dennoch wünsche ich mir eine nachhaltigere Tourismuspolitik.»

Die Hauptversammlung im Restaurant Krone in Haslen war gut besucht.
Die Hauptversammlung im Restaurant Krone in Haslen war gut besucht.

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