«Braunvieh begeistert mich»

Die Jungzüchtervereinigung St. Gallen/Appenzell existiert seit 30 Jahren. Markus Tischhauser aus Krummenau übt das Amt des Präsidenten seit einem Jahr aus. Auf einem Braunviehzuchtbetrieb aufgewachsen, arbeitet der gelernte Zimmermann und Landwirt seit 2021 als LBE-Experte.

Markus Tischhauser ist seit einem Jahr Präsident der Jungzüchtervereinigung St. Gallen/Appenzell.
Markus Tischhauser ist seit einem Jahr Präsident der Jungzüchtervereinigung St. Gallen/Appenzell.

Markus Tischhauser, wie haben Sie Ihr erstes Amtsjahr erlebt?

Markus Tischhauser: Sehr eindrücklich und zum Teil auch intensiv. Die Teilnahmen an der Bruna und an der St. Galler Züchtergruppenschau waren für unseren Verein grossartige Erlebnisse. Und am uns von der Olma zur Verfügung gestellten Stand konnten wir mit der nichtbäuerlichen Bevölkerung ins Gespräch treten. Dies wird für unsere Zukunft immer wichtiger.

Welche Aufgaben und Ziele hat dieser Verein?

Tischhauser: Die Freude an der Braunen Milchviehrasse gemeinsam zu festigen. Das Zuchtziel immer auf dem aktuellen Stand zu haben. Diese Faktoren bilden eine ideale Vorbereitung auf die eigene Zukunft als Braunviehzüchter.

Welche Voraussetzungen muss ein Jungzüchter erfüllen, um Mitglied zu sein?

Tischhauser: Alle Interessierten im Alter zwischen 14 und 30 Jahren können dem Verein beitreten. In der Regel melden sich die Leute selbst an. Nach einer vorübergehenden Flaute ist der Mitgliederbestand im letzten Jahr wieder erfreulich angewachsen. Die älteren Mitglieder können mit ihrer Erfahrung die Begeisterung der Jüngeren steigern. Dies ist wichtig und fördert den Zusammenhalt. Momentan beträgt unser Mitgliederbestand 160 Personen.

Ist auf das 30-jährige Jubiläum etwas Spezielles geplant?

Tischhauser: Nein. Die Gründe dafür sind auch heuer klar. Der Zeitplan der verschiedenen Ausstellungen ist sehr eng. So wäre einfach noch eine zusätzliche Schau geplant, durch die aber die Teilnehmerzahl an den anderen Schauen gesenkt werden könnte. Zudem findet am 11. März in Sargans nach fünfjährigem Unterbruch der 6. Brown Swiss Junior Contest statt. Das ist die eigentliche Schweizer Meisterschaft der Jungzüchter. Und am 17. März organisiert die Züchtergruppe St. Gallen die Spitzen-BraunviehShow 2023, ebenfalls in Sargans. Dieser Anlass bietet uns Jungzüchtern eine optimale Plattform, aktiv daran teilzunehmen.

Wünschen Sie sich mehr Einbezug der Jungzüchter an den verschiedenen Ausstellungen?

Tischhauser: Nein, wir werden gut berücksichtigt. Die verschiedenen Organisatoren der Schauen wissen schon um die Wichtigkeit der Jungzüchtervereinigung bezüglich Zukunft der Braunviehzucht. Der St. Galler Braunviehzuchtverband unterstützt uns jährlich mit einem finanziellen Beitrag. Bedanken können wir uns auch bei der Züchtergruppe St. Gallen für das Aufführen von 30 bis 40 Ausstellungstieren durch Jungzüchter an ihren Schauanlässen.

Lohnt sich für Milchviehzüchter die Teilnahme an Ausstellungen, an denen die Anforderungen immer ausgeprägter werden?

Tischhauser: Auf jeden Fall. Die Rangierung soll dabei nicht unbedingt der wichtigste Faktor sein. Den grössten Wert messe ich der gemeinsamen Begeisterung für das Braunvieh bei. Die Ausstellungen orientieren auch immer aktuell über das Zuchtziel. In den vielen interessanten Gesprächen und Diskussionen unter den Teilnehmenden wächst die Freude an dieser Milchviehrasse und der Landwirtschaft. Da nimmt man auch gerne in Kauf, dass eine Auffuhr mit Kosten verbunden ist. Zu beachten ist zudem, dass die Organisierenden sehr oft unentgeltlich einen erheblichen Aufwand betreiben.

Was halten Sie von der Tatsache, dass auf immer mehr Braunviehbetrieben auch Holsteinkühe gehalten werden?

Tischhauser: Das ist schade. Auch dass die Bestandeszahl von Braunvieh rückläufig ist, macht mir keine Freude. Manche Tierhalter wollen mit Holsteintieren noch mehr Milch gewinnen, andere mit Jerseys einen besseren Milchgehalt erzielen. Dies alles ist zu akzeptieren. Jeder Milchviehhalter soll jene Rasse in seinem Stall betreuen, an der er Freude hat. Doch aus meiner Sicht ist das Braunvieh die kompletteste Rasse. Ihre Langlebigkeit, der hohe Rauhfutterverzehr und die tiefen Haltungskosten sind enorme Vorteile. Und mit gezielter Zucht und angepasster Fütterung erbringt das Braunvieh die gewünschte Leistung der vorerwähnten Merkmale ebenfalls. Auch das Originalbraunvieh hat seine Stärken. Und dies nicht nur mit ihrer Doppelnutzung Milch und Fleisch, die sie für mehrere Absatzkanäle interessant macht. Sie behauptet sich in extensiven Berggebieten als ideale Bio-Kuh.

Existiert auch eine rassenübergreifende Jungzüchtervereinigung?

Tischhauser: Ja, im Jahr 2012 wurde eine Ostschweizer Jungzüchtergruppe gegründet, die Züchter aller Milchviehrassen in ihren Reihen hat.

Wie sind Sie integriert in die Braunviehzucht auf Ihrem Elternbetrieb?

Tischhauser: Infolge meiner Arbeit als LBE-Experte bin ich oft unterwegs. Rund 30 Prozent meiner Arbeitszeit helfe ich zu Hause mit. Die Anpaarungen für unser Braunvieh planen wir gemeinsam. Da kann es auch mal unterschiedliche Meinungen geben. Wirtschaftlichkeit und Exterieur sind mir wichtig. Bei der Auswahl von Jungstieren achten wir vorwiegend auf die Langlebigkeit sowie die Exterieurvererbung in Euter und Fundament. Und dies über mehrere Generationen.

Wo steht die Braunviehzucht in 20 Jahren?

Tischhauser: Die Schweiz ist weltweit führend in der Zucht dieser Rasse. Darauf kann man stolz sein. Es ist aber wichtig, dass wir alle den Vorteilen des Braunviehs weiterhin Achtung schenken und ihnen auch treu bleiben. Die robusten, mittelgrossen Tiere überzeugen durch Langlebigkeit und tiefe Tierhaltungskosten. Ihre Fundamente bewähren sich für den Einsatz auf der Weide und somit die Leistung aus dem Grundfutter. Wir Jungzüchter haben massgeblichen Anteil daran, dass dem Braunvieh die verdiente Wertschätzung zuteil bleibt. Dies spüre ich auch an unseren verschiedenen Anlässen. Wenn wir die Stärken des Braunviehs weiterhin fördern, bin ich mir sicher, dass auch in 20 Jahren noch auf vielen Betrieben mit Begeisterung Braunvieh gezüchtet wird. Interview: Ruedi Roth

Das Beurteilen von Kühen macht Markus Tischhauser viel Freude.
Das Beurteilen von Kühen macht Markus Tischhauser viel Freude.

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