Die Calfeisen-Leitwölfe sind tot

Die Abschussbewilligung für das Calfeisenrudel ist am 31. Januar abgelaufen. Die Bilanz: zwei von acht Wölfen wurden erlegt. Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei sieht dies als Erfolg. Der St.Galler Bauernverband hofft nun, dass die verbliebenen Tiere unproblematisch bleiben.

Das Calfeisenrudel beschäftigte die Älpler und Bauern in diesem Gebiet während des letzten Sommers besonders. Das Rudel «belästigte» nicht nur eine Älplerin auf der Alp Schräa im Calfeisental sondern riss auch Nutztiere in geschützten Herden im benachbarten Weisstannental. Das Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St.Gallen (Anjf) beantragte am 28. November beim Bund den Abschuss sämtlicher Wölfe des Calfeisenrudels. Der Bund gab grünes Licht. Am 21. Dezember teilte das Amt mit, dass ein männlicher Jungwolf erlegt worden sei. Am 15. Januar kam die zweite Meldung: Es wurde ein ausgewachsener weiblicher Wolf geschossen. Die Wolfs-Regulierungszeit endete am 31. Januar 2024. Die Wildhut brachte über 400 Stunden mit dem Suchen und Erlegen der Wölfe auf. Auch die Pächterinnen und Pächter der Jagdreviere im Abschussperimeter haben die Wildhüter mit Meldungen und Einsätzen unterstützt. Trotz grossem Einsatz, sechs Tiere kamen unbeschadet davon. Am Montag, 5. Februar, informierte das Amt darüber.

Beide Leittiere geschossen

In der aktuellen Medienmitteilung teilt das Amt mit, dass es sich bei den beiden erlegten Wölfen um den Leitrüden und die Leitwölfin handelte und korrigierte damit die Mitteilung vom 28. November. Das männliche Tier wog keine 30kg und wurde deshalb als letztjähriges Jungtier beurteilt. Die Untersuchung am Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit an der Universität Bern zeigte aber, dass der Wolf älter sein muss. Eine genetische Analyse an der Uni Lausanne bestätigte, dass es sich um den Leitrüden handelte. Die beiden erwachsenen Wölfe hatten gelernt, Herdenschutzmassnahmen zu umgehen und waren für diverse Risse in den letzten Jahren verantwortlich.

In Anbetracht dessen, dass es sich um zwei nachweislich schadensstiftende Tiere handelt, könne es als Erfolg gewertet werden, sagt Simon Meier, Leiter Abteilung Jagd beim Anjf auf Anfrage.

Doch es sind immer noch bis zu sechs Jungwölfe unterwegs. Die Frage, warum nicht mehr Wölfe geschossen wurden, begründet Meier mit der Abwanderung der Tiere. Die Welpen begannen schon anfangs Winter abzuwandern. Der letzte Fotofallen-Nachweis des gesamten Rudels stammt von Mitte November.

Herdenschutz anpassen

Dass nun alle verbliebenen Jungtiere abwandern und die Gegend wolfsfrei werden könnte ist allerdings illusorisch. Dieses Gebiet biete Lebensraum für Wölfe. «Es wird auch in Zukunft weiterhin Wölfe im Sarganserland haben», sagt Meier. «Es könnten auch wieder neue Rudel entstehen», sagt er. Es stelle sich die Frage, wie sich der Bestand entwickle. Wohl erst im Sommer könne erneut beurteilt werden, ob sich neue Rudel im Kanton etablierten. «Die Älper müssen auf jedenfall mit Wölfen im Gebiet rechnen und den Herdenschutz dementsprechend so gut wie möglich gewährleisten», sagt Meier.

Selbst zur Waffe zu greifen sei keine gute Idee. «Im Juli musste in Valens ein durch einen Schuss schwerverletzter Wolf durch die Wildhut erlöst werden.» Eine solche Tat werde polizeilich verfolgt und es drohe bis zu einer Gefängnisstrafe. Besser sei es, wenn die Bauern und Älpler mit dem Anjf und der Herdenschutzstelle zusammenarbeiten und Sichtungen direkt dem zuständigen Wildhüter melden. «Der Kanton bietet auch Hand, wenn es um Herdenschutzberatung oder wenn es gerechtfertigt ist, um Vergrämung geht», sagt Meier.

Bauernverband hofft das Beste

Der St. Galler Bauernverband nimmt positiv zur Kenntnis, dass im Rahmen der Rudelregulation zumindest die beiden schadstiftenden Leittiere des Calfeisental-Rudels geschossen wurden. «Leider gelang es der Wildhut nicht, auch die Jungwölfe zu erlegen. Es ist zu hoffen, dass diese nicht dasselbe problematische Verhalten Tag legen wie ihre Eltern», schreibt der Verband auf Anfrage. Wie sich die Situation in dieser Region weiterentwickelt, werde die Zeit weisen. Eine Entspannung für die betroffene Bevölkerung, die Landwirte, die Älpler trete nur dann ein, wenn die Wölfe lernen würden, sich von den Menschen und Nutzvieh fern zu halten und die Herdenschutzmassnahmen respektieren. «Sollte dies nicht der Fall sein, ist, im Gegensatz zum Sommer 2023, ein rascheres und entschlosseneres Eingreifen der Behörden erforderlich.»

 

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