Die Liebe zu Traktoren

Der 22-jährige Oberrieter Janik Geisser ist Traktorfahrer aus Leidenschaft. Aber es dürfen nur Zugmaschinen der Marke Hürlimann sein. Von denen er aber auch gleich fünf Stück besitzt.

Oldtimer
Janik Geisser mit seinem ältesten Traktor, einem Hürlimann D-110 1970.

Man sieht Janik Geisser die Freude am Traktorfahren an. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitzt er auf den hochbeinigen Gefährten. Und mit einem glücklichen Strahlen, das tief aus seinem Inneren kommt, erzählt er alles Wissenswerte rund um seine fünf Hürlimann-Traktoren.

Die ersten Worte

«Mein Vater sagt immer, dass ich schon, bevor ich gehen konnte, auf dem Traktor mitgefahren bin. Und meine liebsten Worte als Kleinkind seien ‹Brumm, brumm, fahren› gewesen», sagt der junge Landwirtschaftshelfer lachend. «Natürlich habe ich mir dann schon so früh wie möglich, also mit 14 Jahren, die Fahrerlaubnis geholt. Was nicht schwer war, denn ich konnte schon fahren, konnte schon lange vorher auf der eigenen Liegenschaft üben.»

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Janik Geisser mit seinen drei „Oldies“, v.l. Hürlimann D-110 (1970), Hürlimann T-6200 (1978) und Hürlimann H-6160 (1984).

Als er noch als Bub die erste Klasse der Primarschule besuchte, hat Janik mit seinem Vater zusammen den ältesten Hürlimann-Traktor im Besitz der Geissers restauriert. Ein Hürlimann D110, Baujahr 1970. Der dann auch eigens mit Kindersitz und Gurt ausgestattet worden sei.

Konstrukteur für Spezialbagger

Auch hauptberuflich ist Janik Geis­ser der Technik verbunden und arbeitet als Konstrukteur beim Spezial­baggerhersteller Menzi Muck. Im Nebenerwerb fährt er mit seinen Traktoren in Lohnarbeit für die Landwirte im Gebiet Oberriet und Kobelwies. Wobei er hauptsächlich die beiden neuesten seiner Hürlimann-Traktoren im Einsatz hat. Das sind jene Gefährte, die bereits zur Gänze nicht mehr in der Schweiz, sondern in Italien gefertigt wurden.

Geschichte der Traktorfirma

Das Schweizer Traditionsunternehmen Hürlimann, das heute zur ita­lienischen SDF-Gruppe gehört, wurde 1929 von Hans Hürlimann in Wil gegründet. Der erste Traktor besass einen 1-Zylinder-Motor mit acht PS. 1939 präsentierte Hürlimann eine Weltneuheit, die ihn weltweit bekannt machen sollte: den ersten Dieselmotor mit Direkteinspritzung. Bis Mitte der 1960er-Jahre waren bereits mehr als 10 000 Schlepper verkauft. Unter den Landwirten erwarben sich die Hürlimann-Traktoren den Ruf als kleiner «Rolls-Royce». Die meisten Bestandteile der Hürlimann-Traktoren wurden im eigenen Haus gefertigt.

Letzter in der Schweiz

Ende der 1970er-Jahre verkauften die Erben von Hans Hürlimann an die italienische Same-Gruppe. 1984 wird der letzte Hürlimann-Traktor, nämlich ein Grosstraktor H6160, in der Schweiz gefertigt. Seither entstehen alle Maschinen dieser Marke in Italien.

«Dieser mächtige H6160 ist mein ganzer Stolz», erzählt Janik Geisser, «den haben mein Vater und ich 2017 in Neapel gekauft. Aus Erst­besitz von einem Landwirt, der in den Ruhestand getreten ist.» Mit diesem Traktor nimmt Janik Geisser immer wieder an Traktorentreffen teil. 6,8 Liter Hubraum, Reihensechszylinder, Einspritzer mit Turboauf­ladung, 150 Pferdestärken. Ja, da tut sich was.

Da geht die Post ab

Auch beim Traktor-Pulling. Jenem Wettbewerb, bei denen von Traktoren Gegengewichte möglichst weit gezogen werden müssen, wobei der Widerstand immer grösser wird. «Da geht einfach die Post ab. Das ist einfach ein Erlebnis», so der begeisterte Traktorfahrer, «bei den alten Traktoren braucht es fahrerisches Geschick, das muss man regeln können. Diese Wettbewerbe an Traktorentreffen sind reine Plauschbewerbe, dort geht es nur um Ruhm und Ehre.»

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Der „Rolls-Royce“ unter den Traktoren: ein Hürlimann D-110 von 1970.

Zur Zeit des Interviews steht gerade das Treffen der Traktorfreunde im vorarlbergischen Thüringen bevor. Samt Traktor-Pulling. «Das ist eines der besten Fantreffen überhaupt. Mit Fackelumzug am Abend, grosser Festwirtschaft und Ochsenbraterei. Da kommen jeweils über 200 Traktor-Oldtimer, Baujahr 1990 und älter.»

Fahrkomfort bedeutend besser

Für die Lohnarbeit oder für die ­Tätigkeit in der Kürbiszucht seiner Eltern verwendet Janik Geisser hauptsächlich die zwei neuen, in Italien gefertigten Hürlimanns. «Der Fahrkomfort der neuen ist bedeutend besser, sie sind auch viel wendiger und weniger klobig als der H-6160. Aber mit dieser gros­sen Maschine ist es einfach ein Erlebnis, wenn man die Traktorleistung förmlich hören kann. Faszinierend, wie der Turbo pfeift und der Saft in den Zylindern lautstark verbrannt wird.»

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Das waren noch Zeiten – keinerlei moderner Schnickschnack, keine Digitalanzeigen, kein Nix.

Bei der Begeisterung des jungen Konstrukteurs für seine Hürlimann-Traktoren fragt man sich, ob er denn auch noch andere Hobbys habe. Janik Geisser antwortet mit einem klaren Nein. Und ist mit seinem Leben absolut zufrieden. Dann auf die Frage, wie er sich eine glückliche Zukunft vorstelle, antwortet er: «Ich werde den landwirtschaftlichen ­Nebenerwerbsbetrieb meiner Eltern übernehmen. Sonst soll alles so bleiben, wie es gerade ist.»

Es hat gleich gefunkt

Was sicher auch an Freundin Ursina liegt, die er zwar erst vor sechs Monaten kennengelernt hat und die ihn dabei gleich einmal mit Corona angesteckt hat. «Zwischen uns hat es gleich gefunkt.» Aussergewöhnlich: Auch Ursina liebt das Fahren mit dem Traktor. Die Floristin hat sich von Anfang an bei den Besuchen auf dem Hof der Geis­sers wohl gefühlt, hat sich gleich an den Stallarbeiten für die zehn Schottischen Hochlandrinder beteiligt.

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Janik Geisser mit Freundin Ursina, die die Liebe zu seinen drei „Oldies“ teilt.

Als ob es schon von Vorhinein verabredet worden sei, fahren die beiden Jungverliebten jeweils einen Subaru. Wobei der Impreza WRX STI, Baujahr 2011, mit 300 Pferdestärken, der von Janik Geisser gelenkt wird, auch ein Liebhaberfahrzeug ist. Wie sollte es bei diesem jungen Mann aber auch anders sein?

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Freundin Ursina liebt das Traktorfahren ebenfalls.

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