Gastgeber aus Leidenschaft

Die «Hofstobä Ladhueb» in Lömmenschwil ist weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannt. Yvonne und Sepp Räss-Germann betreiben sie nebst ihrem landwirtschaftlichen Betrieb. Die beiden stecken viel Herzblut und Engagement in ihr «Buurä-Beizli».

Porträt Räss
Yvonne und Sepp Räss vor dem Eingang ihrer «Hofstobä Ladhueb».

Alle Hände voll zu tun hat die Gastgeberin an diesem heissen Sommertag. In wenigen Stunden werden die Gäste eintreffen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen – in einer bodenständigen und gemütlichen Atmosphäre, umgeben von saftig grünen Wiesen und Obstbäumen. Yvonne und Sepp Räss-Germann sind Gastgeber aus Leidenschaft. Nebst ihrem landwirtschaftlichen Betrieb führen die beiden die «Hofstobä Ladhueb» in Lömmenschwil, die weit über die Kantonsgrenze hinaus bekannt ist.

Grösserer Umbau

«Mit unserer Hofstobä ging vor neun Jahren mein lang gehegter Traum in Erfüllung», sagt Yvonne Räss. Seit 2013 betreiben Yvonne und Sepp Räss ihre «Hofstobä Ladhueb». «Nun liegt eine Umbauphase hinter uns. Im vergangenen März konnte die Hofstobä-Vergrösserung abgeschlossen werden. Wir freuen uns über die gelungene Umsetzung. Nicht nur wir, sondern auch die Gäste sind begeistert vom Ergebnis», erzählt die Gastgeberin.

Angefangen habe alles schon vor etwa zehn Jahren mit dem Umbau des Kälberstalls mit Werkstatt. Damals habe sie mit dem Gedanken gespielt, versuchsweise ein Adventsbeizli an den vier Sonntagen im Dezember zu führen, verrät die Gastgeberin. Yvonne und Sepp Räss haben dann den Entschluss gefasst, gleich zu Beginn etwas Grösseres zu machen – einen temporären Betrieb über das ganze Jahr hindurch auf Voranmeldung für private Treffen, Hauptversammlungen und geschäftliche Anlässe. «Kleinere Eventräume gibt es genug, grössere sind gesucht», erklärt Sepp Räss den Entscheid. Hinter diesem Entschluss sei die ganze Familie gestanden, auch ihre vier erwachsenen Töchter Dominique, Andrea, Fabienne und Svenja. Massgeblich an der Hofstobä-Vergrösserung beteiligt gewesen sei Sandro Hardegger, gelernter Zimmermann und Geschäftsführer bei Hardegger Holzbau, der Ehemann von Fabienne.

Strenge rechtliche Auflagen

Nachdem das Ehepaar Räss die Betriebsbewilligung von den Behörden erhalten hatte, bauten sie vor neun Jahren ihr Beizli. «Dort, wo zuvor ein Lagerraum und Abstellfläche waren, über unserem Kälbli-Stall und der Werkstatt», äussert sich Sepp Räss dazu. Das gastronomische Abenteuer konnte nun zwar beginnen. Doch dieses Unterfangen war mit strengen rechtlichen Auflagen verbunden. «Wir mussten beispielsweise unsere Hofstobä an die Kanalisation anschliessen. Dann bekamen wir die Auflagen für den Einbau von einem Damen- sowie einem Herren-WC und einem Notausgang. Zudem mussten wir an den Fenstern, die geöffnet werden, Insektenschutzgitter anbringen wegen den Lebensmitteln», erklärt Yvonne Räss. Auch die Lebensmittelkontrolleure würden ihre Kontrollbesuche regelmässig und unangemeldet durchführen. Erst kürzlich sei eine Lebensmittelkontrolle gemacht worden. Dabei wird kontrolliert, ob alle lebensmittelrechtlichen Vorschriften eingehalten werden. «Es wird beispielsweise das Ablaufdatum geprüft. Für Speisen und Getränke braucht es je einen separaten Kühlschrank. Zudem haben wir einen Weinkühler und einen Gefrierschrank. Einmal wöchentlich führe ich ein Journal über die Kühlung dieser Geräte», führt Yvonne Räss aus.

Portät Räss
Yvonne Räss arbeitet in der Küche. Sie ist an den Vorbereitungen für das Grillbuffet.

Erleichterung im Arbeitsalltag

Die 59-jährige Yvonne Räss hat nach ihrer obligatorischen Schulzeit den Coiffeur-Beruf erlernt. Sepp Räss ist 63 Jahre alt und gelernter Landwirt. Am 1. Mai 1989 haben die beiden den Landwirtschaftsbetrieb von Anni und Theodor Germann, den Eltern von Yvonne Räss, übernommen. Sie führen ihn in fünfter Generation. Das Wohnhaus, das zum landwirtschaftlichen Betrieb gehört, ist ein Riegelbau und stammt aus dem Jahre 1633. «Einst hat hier ein Äbtischer Hofrichter namens Johannes Edelmann gewohnt. Seit 1852 ist das Haus im Besitz der Familie Germann», weiss Sepp Räss. Yvonne Räss beginnt zu lachen und sagt: «Obwohl ich eine schöne Kindheit auf dem Bauernhof hatte, sagte ich immer, dass ich niemals einen Landwirt heiraten werde. Es war absolut nicht mein Ziel, den Bauernhof meiner Eltern zu übernehmen. Aber es kommt ja oftmals anders, als man denkt.» Diesen Schritt habe sie allerdings nie bereut. Sie könnte es sich gar nicht anders vorstellen, als ein Leben auf dem Bauernhof.

Früher sei auf dem Hof noch vieles Handarbeit gewesen, gibt Sepp Räss zu bedenken. Doch betriebliche Veränderungen und Fortschritte in der Technik hätten zwischenzeitlich viel Erleichterung in ihren Arbeitsalltag gebracht. «Mit dem Scheunenumbau im Jahr 2002 ist beispielsweise ein Melkstand entstanden, der seither für grosse Arbeitserleichterung sorgt», erklärt Sepp Räss. Der Landwirtschaftsbetrieb umfasst etwas mehr als 25 Hektaren Nutzfläche mit 220 Hochstammbäumen für Mostobstproduktion und 70 Aren Mais zu Futtermittelzwecken. Auf dem Hof leben rund 50 Milchkühe, 150 Schweine und Aufzuchtkälber nach den Richtlinien von IP-Suisse.

Porträt Räss
Yvonne Räss macht den Tisch bereit für ihre Gäste.

Unterstützung durch Familie

Yvonne Räss erzählt, dass der Umsatz der Hofstobä tiefer sein muss als jener des Landwirtschaftsbetriebes. Auch dürfen keine Festangestellten mithelfen, nur Familienmitglieder oder Aushilfen. Unterstützt bei den Anlässen werden Yvonne und Sepp Räss von ihren vier Töchtern sowie der Mutter von Yvonne Räss, Anni Germann. Die Vorbereitungen, das Herrichten des Buffets und des Raumes, erledigt Yvonne Räss alleine. Die Produkte stammen grösstenteils aus eigener Produktion oder der Region. Es wird kein Tellerservice angeboten, nur Speisen, die gut vorbereitet werden können. «Wir sind überzeugt, dass ein Buffet-Angebot nachhaltiger ist», sagen sie. Der Arbeitsaufwand für die Vorbereitungen sei nicht zu unterschätzen und könne gut und gerne 15 Stunden beanspruchen. Ein grosser Hit sei der Metergrill. «Die Gäste können sich am Grill unterhalten und gleichzeitig ihren eigenen Spiess grillieren», weiss Sepp Räss.

Nächste Generation bereit

Auch die Coronakrise hat das Ehepaar Räss zu spüren bekommen. Reservationen wurden abgesagt, die Gäste blieben aus. Ein grosser Vorteil sei gewesen, dass kein auswärtiges Personal freigestellt werden musste, da ja nur Familienmitglieder oder Aushilfen mithelfen dürfen. Das Projekt Hofstobä-Vergrösserung sei dann auch zu Corona-Zeiten entstanden. Nun habe es viel mehr Platz im Raum für die Gäste. Yvonne Räss freut sich auch über die neue Gastroküche in der Hofstobä, denn früher habe sie alles in ihrer privaten Küche im Wohnhaus nebenan vorbereitet. Die kommenden Wochen bleiben weiterhin streng. «Wir durften extrem viele Buchungen für Juli, August und September entgegennehmen. Während der Ferienzeit ist die Hofstobä ebenfalls gut belegt. Andere Jahre waren immer sehr ruhig», sagt Yvonne Räss. Werbung macht das Ehepaar nur ganz wenig. Mund-zu-Mund-Propaganda sei das beste und nachhaltigste Instrument.

Porträt Räss
Das Wohnhaus von Yvonne und Sepp Räss; der Riegelbau stammt aus dem Jahre 1633.

Per 1. Januar 2023 werden Sepp und Yvonne Räss ihren Landwirtschaftsbetrieb zusammen mit der «Hofstobä Ladhueb» ihrer Tochter Svenja Räss und deren Partner Bruno Gähler übergeben. In der Hofstobä werden Yvonne und Sepp Räss bis auf weiteres arbeiten. «Natürlich bleibt Yvonne die Hofstobä-Chefin», sagt Ehemann Sepp, der seine beiden Nachfolger auch weiterhin auf dem Hof unterstützen wird. Das Ehepaar hofft, mit der Hofübergabe etwas mehr Freizeit geniessen zu können. Yvonne und Sepp Räss machen beide im TSV Häggenschwil mit. Diese kurze Auszeit möchten sie sich bewusst nehmen. Jede Woche hüten die beiden auch an zwei Tagen ihre Grosskinder. Für sie nehmen sie sich gerne Zeit. Dabei werde gespielt oder Geschichten erzählt.

Yvonne und Sepp Räss sind sich einig: «Wir sind stolz auf unsere Hofstobä und schätzen die vielen tollen Begegnungen. Immer wieder ergeben sich gute Gespräche, nicht nur über die Landwirtschaft, sondern über alles Mögliche. Wir betrachten es als Bereicherung, dass unsere Kinder ebenfalls viel Freude daran haben.»

Porträt Räss
Yvonne und Sepp Räss vor der Eingangstüre ihres Wohnhauses.

 

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