Grastrocknungs-Genossenschaft Märstetten: Matthias Schild will Betrieb auf Vordermann bringen

Matthias Schild ist seit Anfang Jahr neuer Geschäftsführer der Grastrocknungs-Genossenschaft Märstetten und Umgebung. Er will den Betrieb wieder auf Vordermann bringen.

Matthias Schild glaubt an die Zukunft der Grastrocknungs-Genossenschaft. Er ist seit Anfang Jahr Geschäftsführer. Bilder: Stefanie Giger, VTL
Matthias Schild glaubt an die Zukunft der Grastrocknungs-Genossenschaft. Er ist seit Anfang Jahr Geschäftsführer. Bilder: Stefanie Giger, VTL

Viel Betrieb herrscht in diesen Tagen bei der Grastrockungs-Genossenschaft in Märstetten. Gerade fährt ein Traktor mit Anhänger vor und kippt eine Ladung Mais auf den Platz. Matthias Schild wechselt ein paar Worte mit der Chauffeurin, steigt in einen gelben Radlader und schiebt den Mais zu einem grossen Haufen zusammen. Dann steigt er aus und übergibt an seinen Mitarbeiter.

Kein einfacher Start

«Die Arbeit mit Maschinen und technischen Anlagen hat mir schon immer gefallen», sagt Matthias Schild, gelernter Landwirt und seit Januar 2024 Chef der Grastrocknungs-Genossenschaft Märstetten und Umgebung. Bei seiner Arbeit wird er von drei Festangestellten und einem Teilzeitmitarbeiter unterstützt. «Der Betrieb läuft ganz gut», sagt Schild zufrieden. Das war bei seinem Stellenantritt nicht so. Schild sah sich mit einigen Herausforderungen konfrontiert. «Die Maschinen wiesen zum Teil ein hohes Alter und Mängel bei der Wartung auf.»

Den Betrieb wieder auf Vordermann zu bringen und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen ist deshalb sein oberstes Ziel. Ersteres ist bereits geschehen. Es wurden eine neue Mühle und eine neue Pelletpresse angeschafft und ein Grossteil der Elektromotoren ersetzt. Auch waren einige Reparaturen notwendig. Schild spricht von einem sechsstelligen Betrag, den die im Jahr 1977 gegründete Genossenschaft investiert hat. «Trotz dieser Investitionen sind wir finanziell stabil», betont der 25-Jährige.

Gerade wird ein Fuder Mais abgeladen. In ein bis zwei Tagen sind die getrockneten Pellets abholbereit.
Gerade wird ein Fuder Mais abgeladen. In ein bis zwei Tagen sind die getrockneten Pellets abholbereit.

Der Service muss stimmen

Matthias Schild ist Flexibilität wichtig. «In den meisten Fällen melden sich die Bauern bei uns, wann sie ernten und welche Mengen sie bringen», schildert er. Eher selten komme es vor, dass er sich bei den Kunden für ein Zeitfenster melde. «Wir verarbeiten, trocknen und pelletieren das Gras und den Mais», zählt er auf. Die Leistung der Trocknungsanlage liegt beim Gras bei ein bis zwei Tonnen pro Stunde und beim Mais bei 1,5 bis drei Tonnen pro Stunde. «Je nach Menge und Feuchtigkeit des Erntegutes ist die Ware ein bis zwei Tage nach dem Bringen wieder abholbereit», sagt Schild. Die fertigen Pellets werden in Silos oder Big Bags in einer Lagerhalle zwischengelagert. Das sei ein grosses Plus für die Genossenschaft wie auch für die Kunden, sagt Schild.

Dank der rationellen Abläufe läuft es gut. Doch auch Schild merkt, dass dieses Jahr ein schlechtes Pflanzenbaujahr ist. Die letzten Jahre produzierte man 3000 bis 5000 Tonnen Würfel pro Jahr. «Momentan sind wir bei 2000 Tonnen.» Schild schätzt die aktive Kundschaft auf 100 Bauern, vor allem aus dem Thurgau und den angrenzenden St. Galler Gemeinden. Diese Zahl möchte der neue Chef für eine optimale Auslastung der Anlage steigern. Auch wenn diese Grastrocknungsanlage eine kleinere Anlage sei, so biete sie viele Vorteile, betont er, «gerade in der Flexibilität».

Bald auch wieder Mischfutter

Früher verarbeitete die Grastrocknungs-Genossenschaft auch Mischfutter. Matthias Schilds Ziel ist es, dieses Standbein im kommenden Winter wieder aufzubauen. Regionalität ist ihm dabei ein grosses Anliegen – soweit dies möglich ist. Das Getreide würde man von der Getreidesammelstelle Mittelthurgau und Kunden direkt beziehen. Eine Erweiterung des Angebots hätte für die Grastrocknungs-Genossenschaft viele Vorteile, sagt Schild. «Mit einem Ganzjahresbetrieb liessen sich die Kosten senken», ist er überzeugt. «Je mehr Tonnagen wir produzieren, umso günstiger werden die Verarbeitungspreise für die Kunden.» Die Preise fürs Trocknen liegen aktuell bei durchschnittlich 28 Franken pro Dezitonne, abhängig von Feuchte und Gasverbrauch.

Man habe die Preise um durchschnittlich fünf bis sieben Franken pro Dezitonne senken können, doch sei man immer noch rund fünf Franken teurer als andere Trocknungsanlagen, so Schild. «Der hohe Gaspreis macht uns zu schaffen, diesen müssen wir eins zu eins unseren Kunden verrechnen», erklärt Schild. Alternativen zum Gas gibt es im Moment nicht. Ein Anschluss ans Fernwärmenetz ist in Märstetten nicht möglich und Holzpellets sind für eine Trocknungsanlage nicht geeignet. Schild erklärt: «Das Einheizen des Ofens dauert mit Holz relativ lange. Mit Gas haben wir innerhalb von 15 Minuten die nötige Temperatur, um mit dem Trocknen loszulegen.»

Die Grastrocknungs-Genossenschaft wurde 1977 gegründet. Dank Investitionen in diesem Jahr läuft der Betrieb rationell.
Die Grastrocknungs-Genossenschaft wurde 1977 gegründet. Dank Investitionen in diesem Jahr läuft der Betrieb rationell.

Ein mehrjähriger Prozess

Im Gespräch mit Matthias Schild merkt man schnell, dass der junge Mann motiviert ist, mit der Grastrocknungs-Genossenschaft Märstetten, die schwierige Jahre hinter sich hat, einen Schritt vorwärts zu gehen. Aber reicht ein neues Gesicht, um das Image wieder aufzupolieren? «Wir werden sehen», sagt Schild. «Mein Team und ich tun jedenfalls das Beste, um Produkte in Topqualität herzustellen und das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen.» Ihm ist aber klar, dass dies nicht von heute auf morgen geschieht, sondern ein mehrjähriger Prozess sein wird. «Fünf Jahre braucht das schon», sagt Schild. «So lange werde ich sicher bleiben.»

Was danach kommt, weiss Schild bereits. Parallel zu seinem Job als Geschäftsführer bei der Grastrocknungs-Genossenschaft baut er ein Unternehmen für land- und forstwirtschaftliche Lohnarbeiten auf. Letztes Jahr hat er die Matattack GmbH gegründet. «Von den Erfahrungen, die ich hier in Märstetten sammle, werde ich viel profitieren können», ist der 25-Jährige überzeugt.

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