Kantonaltagung Landfrauen AR: Zu Gast «im fernen Osten»
Die Kantonaltagung der Landfrauenvereinigung Appenzell Ausserrhoden in Grub war vielseitig. Das Motto «Selbergmacht» führte als roter Faden durch den kurzweiligen Nachmittag.
Selbergemacht sei ein grosses Wort, das wieder an Bedeutung gewonnen habe, sagte Simone Bischofberger, Präsidentin der Landfrauenvereinigung Appenzell Ausserrhoden, an der Kantonaltagung in Grub vergangene Woche. «Ob backen, flicken oder sterilisieren, viele Frauen haben wieder Interesse und Freude am Selbermachen.» Die Vielseitigkeit der Landfrauen ist für Bischofberger von unschätzbarem Wert. «Jede Frau hat ihre Stärken, sei es im Dekorieren, im Kochen, Rechnen, Planen oder Gärtnern.» Wie bunt das Berufsfeld Bäuerin sein kann, zeigte die gastgebende Sektion Grub zu Beginn des Nachmittags. Rund 20 Mitglieder präsentierten sich als Bäuerinnen auf der Bühne, von der traditionellen Milchbäuerin über die Schlafen-im-Stroh-Bäuerin, der Schule-auf-dem-Bauernhof-Bäuerin, der Handybäuerin bis zur Altbäuerin mit Rollator.
Kochen ist beste Werbung
Dass die Landfrauenvereine nicht nur aus Bäuerinnen bestehen, zeigte Corina Blöchlinger, Vorstandsmitglied und Vertreterin der Ostschweiz beim Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband (SBLV), in ihrem Kurzreferat auf. «Der SBLV vertritt alle Frauen vom Land, regional wie national.» Deshalb sei auch ihr Vorstand vielseitig zusammengesetzt. Die Anliegen junger Mütter würden gleich behandelt wie diejenigen von Berufsfrauen, Bäuerinnen oder älteren Mitgliedern. «Wir nehmen die verschiedenen Interessen auf und vertreten sie gegen aussen», so die Agronomin. «Wir sind das Netzwerk der Frauen vom Land.» Den Mitgliederrückgang in den vergangenen Jahren bezeichnete Blöchlinger als Zeiterscheinung. «Nun müssen wir noch mehr zeigen, was wir machen.» Als beste Werbeträger nannte sie die Landfrauenrezepte, die sehr beliebt sind.
Auch an das Alter denken
«Vereine sind da, um voneinander zu lernen und sich auszutauschen», erklärte Simone Bischofberger. In ihrem Jahresbericht ging sie auf die Sensibilisierungskampagne des SBLV ein, die ihre Mitglieder auf die Wichtigkeit einer sozialen Absicherung hinweist. «45 Prozent der Frauen erhalten noch immer keinen Lohn», so Bischofberger. «Es besteht also noch Handlungsbedarf.» Dass mit der AP 2022+ erstmals soziale Komponenten dabei sind, ist für Corina Blöchlinger wie auch für Landammann Dölf Biasotto eine Errungenschaft. Beide sind überzeugt, dass mit der Reform der beruflichen Vorsorge (BVG 21) die Renten gesichert werden, die Finanzierung gestärkt und die Absicherung von Teilzeitbeschäftigten – und damit insbesondere von Frauen – verbessert wird. In seiner Ansprache empfahl Biasotto den Landfrauen, ihr Netzwerk zu pflegen und Freude wie auch Sorgen miteinander zu teilen. Für ihn tragen die Landfrauen einen wichtigen Beitrag zum Wohl der Gemeinschaft bei.
Ruhiger Teil
Der geschäftliche Teil der Versammlung konnte vom Kantonalvorstand zügig abgehandelt werden. Es war kein Wahljahr und Anträge wurden auch keine gestellt. Die Jahresrechnung 2022 schloss mit einem Gewinn von Fr. 1044.68 und wurde, wie das Protokoll und der Jahresbericht auch, von den 216 Stimmberechtigten im Saal ohne Gegenstimme angenommen.
In zwei Sektionen gab es einen Wechsel im Präsidium. In Gais übergab Jeannine Riegg nach sieben Jahren an Marlies Schefer, in Schwellbrunn übernahm Vroni Jäger von Mägi Tobler, die während acht Jahren den Verein führte. Simone Bischofberger wünschte den neuen Präsidentinnen Freude und viele positive Lebenserfahrungen in ihrem Amt. Eine Gedenkminute wurde für Elsi Sturzenegger eingelegt, die im vergangenen Jahr 91-jährig verstorben ist. Sie präsidierte den Kantonalvorstand von 1969 bis 1988. Zum Schluss machte Bischofberger auf die Landfrauenferien vom 16. bis 19. November in Leukerbad aufmerksam. Organisiert werden diese von den Thurgauer Landfrauen.
Mit eindrücklichen Bildern stellte Tobias Brülisauer, Gemeinderat in Grub, die Gemeinde vor. «Grub ist für viele ein unbekanntes Dorf. Für Leute aus dem Mittel- und Hinterland ist das Vorderland der ferne Osten», berichtete er. Doch habe Grub neun Milchbauern, eine eigene Käserei, eine Metzgerei und einen Dorfladen. «Und wir haben den Weitblick über den Bodensee und über die Landesgrenze hinaus.» Brülisauer sieht einen grossen Vorteil darin, dass sich die Sektionen beim Durchführen der Tagung abwechseln. «Diese Vielfalt verbindet die Gemeinden.»
Vielseitig und kreativ war auch das Rahmenprogramm des Landfrauenvereins Grub unter der Leitung von Sylvia Eisenhut. Ihrem Motto «Selbergmacht» blieben die Organisierenden treu. Selbstgemacht waren die Tischdekoration und das Dessertbuffet, selbstgestaltet das Bühnenprogramm. Humorvolle Sketche sowie Gesang und instrumentale Einlagen boten beste Unterhaltung. Zu den rassigen Tönen der beiden Schwyzerörglispielerinnen wurden zu guter Letzt die wenigen Männer im Saal zum Tanz aufgefordert. Die Vielseitigkeit der Mitglieder liess keine Langeweile zu.