Monatsinterview mit Susanne Hartmann

Der Kanton St. Gallen ist Ehrengast an der diesjährigen Olma. An der Sonderschau «uf Bsuech dihei» wird man auch Regierungspräsidentin Susanne Hartmann antreffen. Sie ist bereits jetzt begeistert vom Programm, das die Besucherinnen und Besucher dort erwartet.

Regierungspräsidentin Susanne Hartmann freut sich auf spannende Begegnungen an der Olmasonderschau. Bilder: Daniela Huijser
Regierungspräsidentin Susanne Hartmann freut sich auf spannende Begegnungen an der Olmasonderschau. Bilder: Daniela Huijser

Frau Hartmann, was fällt Ihnen beim Stichwort Olma als Erstes ein?

Susanne Hartmann: Der Stall mit den verschiedenen Tierarten. Und Bratwurst. Und Zigerbrötli.

Man hört, dass die Erwartungen an die Sonderschau des Kantons St. Gallen hoch seien. Was sind Ihre persönlichen Erwartungen?

Hartmann: Mir ist wichtig, die Vielfalt unseres Kantons zu erleben. An der Sonderschau sollen alle Regionen und Generationen angesprochen werden. Die Besucherinnen und Besucher sollen sich in unserer Sonderschau begegnen und austauschen. Ich möchte den Kanton entdecken können und mit den Besucherinnen und Besuchern in Kontakt treten.

Man wird Sie also persönlich antreffen?

Hartmann: Genau. Jeden Tag sind zwei bis drei Regierungsmitglieder vor Ort*.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie hörten, dass der Kanton Tessin seine Olmateilnahme absagte und St. Gallen quasi als Lückenbüsser einsprang?

Hartmann: Für mich war sofort klar, dass wir als Kanton einspringen müssen und ich habe dies als grosse Chance gesehen. Auch die Regierung war sofort Feuer und Flamme. Obwohl allen bewusst war, dass die Vorbereitungszeit kurz sein würde, hatten wir auch die Gemeinden sofort im Boot. Ich bin wirklich begeistert vom aktuellen Programm, welches das OK zusammengestellt hat.

Das Budget von 1,6 Millionen Franken soll ja sinnvoll eingesetzt werden.

Hartmann: Sicher. Dieser Betrag wird für viel Interessantes eingesetzt. Der Aufwand für eine Sonderschau und den Umzug ist nicht zu unterschätzen.

Es soll ja auch darum gehen, dass die Besucherinnen und Besucher aus St. Gallen ihren Kanton neu kennenlernen. Was möchten Sie neu entdecken?

Hartmann: Wir sind ein Ringkanton mit vielen verschiedenen Kulturen. Ich hoffe, dass wir uns an der Olma als Menschen begegnen, nicht als Sarganserländer oder Toggenburgerin oder Fürstenländer. Menschen an sich machen unseren Kanton aus. Wir haben letztlich alle dieselben Ziele: Wir wollen gut leben, gesund bleiben, wir wollen, dass es der Familie und Freunden gut geht.

Was sind denn die Stärken des Kantons, wenn man die Geografie als Ringkanton als Schwäche betrachtet?

Hartmann: Das ist für mich nicht eine Schwäche, sondern eine Herausforderung. Wir haben in allen Regionen unterschiedliche Dialekte, Feste, Nachbarn sowie Wünsche und Bedürfnisse. Ich möchte das Gemeinsame betonen, nicht die grosse Distanz und die trennenden Bergketten. Das Menschsein im Kanton ist für mich das, was allen gemeinsam ist: unsere Kultur, unser politisches Verständnis, unsere Werte, unser Wille zum Kanton St. Gallen.

In welchem Bereich kann denn Ihrer Meinung nach der Kanton St. Gallen sagen: «Wir sind top.»?

Hartmann: Wenn ich auf dem Klosterplatz mitten in St. Gallen bin, ist das für mich immer ein Wow-Erlebnis. Von diesem Platz geht für mich eine Urkraft in den ganzen Kanton hinaus. In unserem Kanton zu wohnen, ist top: Wir haben überall eine hohe Lebensqualität. Hier zu arbeiten, ist top: Wir haben in allen Regionen des Kantons starke, innovative KMUs und Industriebetriebe. Hier zu leben, ist top: Wir haben in allen Regionen spannende Kulturinstitutionen, exzellente Bildungsinstitutionen sowie gute Strassen und öV-Verbindungen und beeindruckende Naherholungsgebiete und Sportmöglichkeiten.

Die Olma ist ja immer noch ein Begriff für Landwirtschaft und Tiere. Wie ist Ihr Bezug zur Landwirtschaft?

Hartmann: Ich habe viele Verwandte mit landwirtschaftlichen Wurzeln. Einer meiner Grossväter war Käser. Meine Grossmutter führte in Wil einen Bauernhof, während ihr Mann als Viehhändler in der ganzen Schweiz unterwegs war. Nachdem meine Grosseltern gestorben waren, durfte ich jeweils mit dem neuen Pächter auf dem Traktor fahren. Daran erinnere ich mich gerne.

Sie sagten einmal: «Ich möchte alles in meiner Macht Stehende tun für den Erhalt der Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt.» Wie leben Sie das in Ihrem Alltag?

Hartmann: In unserem Garten gibt es kein Gift. Ich jätete lange von Hand. Das habe ich nun aufgegeben. Jetzt wächst alles ziemlich wild. Wenn wir abends draussen auf unserem Sitzplatz sitzen, können wir dafür viele Insekten und Vögel beobachten. Ganz wichtig für uns ist das regionale Einkaufen, oft in verschiedenen Hofläden der Umgebung, mit ihren vielfältigen Angeboten an Fleisch, Gemüse und Früchten.

Im Zusammenhang mit Tier- und Pflanzenwelt steht die Landwirtschaft immer im Fokus. Wie diskutieren Sie darüber mit Ihrem Parteikollegen, Bauernpräsident Markus Ritter?

Hartmann: Ich schätze und mag Markus Ritter sehr. Wir hatten aber schon öfters inhaltliche Auseinandersetzungen, etwa wenn es um die Nutzung des Bodens ging. Etwa wenn die Regierung den Fokus stärker auf die Artenvielfalt und den Schutz unserer Bevölkerung vor Chemikalien in der Umwelt setzt. Mir ist aber klar, dass auch Gartenbesitzer und die Industrie Verursacher sind, nicht nur die Landwirtschaft.

Sie wünschen sich etwas mehr Offenheit?

Hartmann: Genau. Es geht um unsere ureigenste Lebensgrundlage. Die müssen wir für die kommenden Generationen erhalten. Ehrlich gesagt: Mehr als die jetzigen 50 Prozent Eigenversorgung werden wir wohl kaum erreichen können, einerseits wegen der begrenzten, qualitativ hochwertigen Flächen, aber auch wegen der grösseren Nachhaltigkeit, die unsere Gesellschaft von unserer Landwirtschaft erwartet. Ich weiss, dass viele Bäuerinnen und Bauern dies ähnlich sehen.

Nochmals zurück zur Olma: Worauf freuen Sie sich ganz persönlich dieses Jahr am meisten?

Hartmann: Ich freue mich auf unseren Gastauftritt und auf viele Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern aus der ganzen Schweiz. Ich freue mich, selber «uf Bsuech dihei» zu sein.

Zur Olma gehört auch der Jahrmarkt. Was bedeuten Ihnen Buden und Bahnen?

Hartmann: Früher wurde mir immer schlecht auf den Bahnen. (lacht) Was ich immer liebte, waren Magenbrot und Zuckerwatte. Ich bewundere die Verkäuferinnen und Verkäufer, die jahrein, jahraus bei jedem Wetter an den Ständen stehen.

Schon als Kind liebte Susanne Hartmann Zuckerwatte.
Schon als Kind liebte Susanne Hartmann Zuckerwatte.

Das könnte Sie auch interessieren

stgallerbauer.ch Newsletter
Seien Sie die Ersten, um neueste Updates und exklusive Inhalte direkt in Ihren E-Mail-Posteingang zu erhalten.
Anmelden
Sie können sich jederzeit abmelden!
close-link