Peter Nüesch setzt auf Zusammenarbeit
Seit neun Jahren steht Peter Nüesch an der Spitze des St.Galler Bauernverbands. Am 23. September konnte er mit der Ablehnung der Massentierhaltungsinitiative einen Erfolg feiern.
Meisterlandwirt Peter Nüesch führt zusammen mit seinem Bruder Mathias Nüesch den Tratthof bei Widnau mit Milchviehhaltung, Schweinezucht und -Mast sowie einer Beteiligung an der Rhy Biogas AG. Peter Nüesch ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der 43-Jährige ist seit 2003 Präsident des St.Galler Bauernverbands, präsidiert seit 2021 die FDP-Regionalpartei Rheintal, ist seit diesem Jahr Präsident von Culinarium sowie seit der September-Session für die FDP im Kantonsrat.
Herr Nüesch, eine weitere Abstimmung ging zu Gunsten der Landwirtschaft aus, damit enden die Herausforderungen in der Landwirtschaft allerdings nicht… Wohin führt die Reise?
Peter Nüesch: Die Landwirtschaft bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem, was der Konsument wünscht und dem, was er effektiv kauft. In den Diskussionen rund um die Abstimmungen wurde aufgezeigt, dass wir in der Schweiz die höchsten Standards haben und diese auch einen Mehrpreis haben. Die Preisentwicklung geht in die richtige Richtung und ist auch nötig, da die Produktion kostenintensiver wurde. Harzig ist der Absatz im nahen Ausland, aufgrund der tieferen Kaufkraft. Beispielsweise der Käseabsatz leidet, dieser ist aber gerade für die St.Galler Landwirtschaft wichtig. Auf jeden Fall müssen die kommenden Mehrkosten weitergegeben werden können. Der Landwirt darf nicht darauf sitzen bleiben.
Sie sind seit neun Jahren Präsident des St.Galler Bauernverbands. Welche Höhepunkte gab es in dieser Zeit?
Nüesch: Es gab viele spannende Herausforderungen. Die Trinkwasserinitiative und die Massentierhaltungsinitiative waren intensiv im Vorfeld und wenn man sie dann gewinnt, sind das sicher Höhepunkte. Vor allem, weil man die Erfolge gemeinsam erreicht hat. Noch schöner ist die Öffentlichkeitsarbeit mit Anlässen wie «Vo Puur zu Puur», bei welchen sich die Landwirtschaftsbetriebe der Bevölkerung zeigen.
Gab es auch Tiefs?
Nüesch: Einige wenige Niederlagen gab es schon. Auf einige unserer Vorschläge ging der St.Galler Regierungsrat nicht ein, beispielsweise bei der Vollzugshilfe ökologischer Ausgleich oder dem Normalarbeitsvertrag.
Machen Sie die maximale Amtszeit von zwölf Jahren als Präsident des St.Galler Bauernverbands zu Ende?
Nüesch: Sagen wir es so, mit Ablauf der Amtszeit durch die Amtszeitbeschränkung werde ich zurücktreten.
Welche Ziele verfolgen Sie bis dahin noch im Bauernverband?
Nüesch: Ein eher langfristiges Ziel wäre, die Zusammenarbeit der Ostschweizer Bauernverbände zu verbessern, damit wir eine stärkere Stimme gegenüber Bern hätten. Wir müssten geeinter auftreten und Synergien besser nutzen. Klar muss jeder selber mit der Kantonsregierung diskutieren. Die Anliegen der Bauern sind im Thurgau oder im Bündnerland jedoch nicht völlig anders.
Und wie sehen Ihre Ziele im Kantonsrat aus?
Nüesch: Ich möchte die bäuerlichen Anliegen innerhalb der FDP-Fraktion und im ganzen Kantonsrat einbringen. Die FDP ist nicht unbedingt die klassische Bauernpartei. Wichtig ist es, die bürgerlichen Parteien für die bäuerlichen Anliegen zu vereinen. Deshalb ist eine Stimme der Landwirtschaft auch in der FDP nötig.
Welche konkreten Themen werden Sie im Kantonsrat beschäftigen?
Nüesch: Für die nächste Session werde ich in der vorberatenden Kommission «Umwandlung Olmaaktienkapital» Einsitz nehmen. Sicherlich werden mich auch die Hochwasserschutzprojekte wie das Rhesi im Kantonsrat weiterhin beschäftigen.
Wie sehen Sie die Bedeutung Ihres Culinarium-Engagements?
Nüesch: Für die Landwirte ist es sehr wichtig, dass man die hier hergestellten Produkte hervorheben kann. Das Bewusstsein der Konsumenten für Regionalität ist im Moment hoch und diesen Schwung muss man mitnehmen, um die Leute weiterhin für regionale Produkte und deren Nachhaltigkeit zu sensibilisieren.
Sie sind sehr vielfältig engagiert. Bleibt da noch Zeit für den eigenen Betrieb?
Nüesch: Neben Mathias und mir arbeiten vier Mitarbeiter und zwei Lehrlinge auf dem Betrieb. Dennoch habe ich meine täglichen Aufgaben im Schweinestall und bin auch in der Tages- und Wochenplanung unseres vielseitigen Betriebes involviert. Der Mix aus meinen politischen Aufgaben und der Arbeit als Landwirt gefällt mir sehr gut.
Und wie bringen Sie ihre verschiedenen Engagements unter einen Hut?
Nüesch: Es braucht eine Familie, die dahintersteht und auf dem Betrieb ein tolles Team, auf das ich mich verlassen kann. Auch beim Bauernverband und insbesondere auf der Geschäftsstelle kann ich mit einem super Team zusammenarbeiten.
Welche Herausforderungen beschäftigen Sie denn gerade auf dem landwirtschaftlichen Betrieb?
Nüesch: Wir sind ständig daran, zu optimieren. Die steigenden Kosten bei Futtermittel und Dünger probieren wir mit optimalen Futterkomponenten und einem angepassten Hof-/Gärgüllemanagement etwas aufzufangen. Besonders hervorheben möchte ich die überbetriebliche Zusammenarbeit mit unserem Nachbarn in der Futterproduktion und der Fütterung.
Welche Vorteile hat das?
Nüesch: Wir werden schlagkräftiger, weil wir die Arbeitskräfte von zwei Betrieben konzentrieren können. Pro Maschine haben wir mehr Auslastung durch die grösseren Flächen. Unsere Investitionen können wir auf weniger Maschinentypen fokussieren.
Zum Schluss noch ein Blick in die Zukunft: Zieht es Peter Nüesch in einigen Jahren in den Nationalrat?
Nüesch: Dazu kann ich noch nichts sagen. Sicher ist, dass ich den Mix aus Politik und landwirtschaftlicher Tätigkeit auf jeden Fall beibehalten will. Ich bin immer noch gerne draussen bei den Tieren und habe Freude am Bauer sein.
Welche Wünsche hat die Privatperson Peter Nüesch für seine Zukunft?
Nüesch: Ich war im Jahr 1999 für ein halbes Jahr in Neuseeland und der Kontakt zu meiner dortigen Gastfamilie ist zwar lose, aber nie abgebrochen. Sie haben uns bereits zwei Mal besucht seither. Eine längere Reise mit der Familie nach Neuseeland ist also eine Idee, die ich seit einiger Zeit im Kopf habe.