Präzision mit der Motorsäge

Rund 48 Forstwarte nahmen vergangenen Samstag am Holzerwettkampf in Necker teil und kämpften um Millimeter und Sekunden. Organisiert wurde der Anlass vom Forstwartverein St. Gallen, welcher auch das 50-Jahr-Jubiläum feiert.

Die Genauigkeit bei der Kerbe entscheidet über die Fallpräzision.
Die Genauigkeit bei der Kerbe entscheidet über die Fallpräzision.

Die Motoren heulten regelmässig auf, das Sägemehl flog durch die Luft und in all dem standen, knieten oder lagen die 48 Forstwarte mit ihren Motorsägen, um den perfekten Schnitt hinzubekommen. Das zahlreich erschienene Publikum verfolgte gespannt die Disziplinen und fieberte mit den Teilnehmern mit.

OK-Präsident Armin Bürki zog eine positive Bilanz: 48 Teilnehmende aus den Kantonen St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden und Gäste nahmen am Wettkampf teil. Besonders erfreulich: Unter den Teilnehmenden meldeten sich 17 Lehrlinge an.

Gestartet wurde in vier Kategorien: Lehrlinge, U24, Aktive und Gäste. Die besten drei Aktiven und zwei Lehrlinge nehmen an der Schweizer Meisterschaft in Luzern im August teil. Bei den Gästen nahmen auch Mitglieder des Nati-B-Teams teil. Obwohl es in erster Linie ein Einzelwettkampf war, gab es in Necker auch den Gruppenwettkampf. Aus den Forstbetrieben konnten sich drei Teilnehmer für den Gruppenwettkampf anmelden. Die drei Resultate aus dem Einzelwettkampf zählten dann für den Gruppenwettkampf der einzelnen Teams.

Fünf Disziplinen

Der gesamte Wettkampf war in folgende Disziplinen unterteilt: Kombinationsschnitt, Präzisionsschnitt, Kette wechseln bei der Motorsäge, Entasten und Fallkerbe. Beim Wechseln der Motorsägekette schaute das Publikum gebannt auf die grosse Zeittafel. 0 Sekunden entsprechen 180 Punkten, der Durchschnitt lag bei 80 oder 90 Punkten und der Beste am Wettkampf wechselte sie unter 20 Sekunden.

Vor dem Wettkampf wurden die Hände der Teilnehmer auf Schnittverletzungen kontrolliert. Jede Schnittverletzung nach dieser Disziplin gab 20 Punkte Abzug. Auch das Zerlegen und Zusammensetzen der Sägeeinrichtung unterlag einem genauen Ablauf.

Auf dem Hauptplatz waren zwei Sägeböcke mit je einem Rundholz positioniert. Es mussten nacheinander zwei Scheiben à drei bis acht Zentimeter geschnitten werden. Zunächst von unten bis in den rot markierten Bereich und dann von oben möglichst zielgenau auf den Erstschnitt. Nach dem Herabfallen der ersten Stammscheibe musste die Motorsäge gestoppt werden, bevor zum nächsten Stamm getreten wurde. Die Wettkampfrichter massen mittels Winkelmesser die Abweichungen aufs Grad und den Millimeter genau aus.

Beim Präszisionsschnitt am Boden musste das Rundholz in eine drei bis acht Zentimeter breite Scheibe durchgeschnitten werden. Das Holz lag auf einem Unterlagsbrett, das nicht angesägt werden darf. Als Grad-/Orientierungsmesser diente den Teilnehmern eine drei Zentimeter hohe Sägemehlschicht links und rechts des Rundholzes. Der nächste Wettkampfplatz war die Fallkerbe an einem Stotzen. Die Kerbe musste sieben bis zwölf Zentimeter tief sein. Das Fallkerbendach musste zur Sohle einen Winkel von 45 bis 55 Grad aufweisen. Im Vordergrund stand dann die Fallgenauigkeit, die mit speziellen Messinstrumenten ausgerechnet werden kann. Am Nachmittag stand der Entastungswettbewerb auf dem Programm.

Mit Spezialprogramm

Passend zum 50 Jahr-Jubiläum wurde die Nostalgieholzerei demonstriert, dabei wurde eine Esche mit Hobelzahnsäge und Waldteufel gefällt. Während des ganzen Tages ergänzte eine kleine Forstmesse den Anlass. Ein Riesenhäcksler von Franz Wick aus Lütisburg zog die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Aber auch die neusten Raup-Tracs von Martin Alther aus Heiden wurden begutachtet. Mit von der Partie waren mit einem grösseren Stand Egli Holzbau aus Oberhelfenschwil sowie die Forstbetriebe Kloster Magdenau und Obertoggenburg. Eine Attraktivität war auch der Forstschlepper mit Kran, der von den Besuchern bedient werden durfte.

Forstingenieur Raphael Lüchinger, Regionalförster der Waldregion 1, begrüsste die Anwesenden im Namen des Kantonsforstamtes. Kurz und interessant verschaffte er einen Überblick über die aktuellen Themen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. So wurde die Waldverordnung angepasst. Neu gilt eine Prüfpflicht bei öffentlich-institutionellen Bauten, wobei überprüft wird, welches Holz verwendet wird (einheimisch). Von finanzieller Seite her haben Bund und Kanton die Ernsthaftigkeit der Bedrohung des Waldes durch Borkenkäfer und Klimaerwärmung erkannt. Dabei steht die Motion Fässler im Vordergrund, in der der Bundesrat aufgefordert wurde, Gelder bereitzustellen in den Bereichen Stabilitätswaldpflege, für Sicherheitsholzschläge und für klimaangepasste Wiederaufforstungsmassnahmen.

Guter Holzpreis ist wichtig

Lüchinger unterstrich weiter die Wichtigkeit eines guten Holzpreises. Ein Holzerlös von 80 Prozent sei wichtig, um in der Branche mindestens kostendeckend zu arbeiten. Auch die Borkenkäfer beschäftigen die Holzbranche weiterhin. Nach einer trockenen Saison 2018/19 scheint der April 2023 gut zu verlaufen für die Waldbesitzer. Die Esche ist neben Buche und Ahorn einer der wichtigsten Bäume in der Schweiz. Der 2008 erstmals aufgetretene Pilz bedroht deren Bestand jedoch weiterhin. «Es wird wohl zwei bis drei Generationen dauern, bis es wieder besser wird», erklärte Raphael Lüchinger. Der Klimawandel fordert einen Waldumbau hin zu Mischwäldern. Die Eiche wird dabei die Gewinnerin sein, die Fichte die Verliererin. Sorgen macht Raphael Lüchinger auch der Fachkräftemangel im Bereich der ausgebildeten Förster. Auch die technische Entwicklung hielt Einzug, und diese gehe noch weiter. Es sei wichtig, dass im Wald ausgebildete Profis für die Forstbewirtschaftung dran sind, die Kenntnisse in allen Bereichen besitzen, auch der Sicherheit im Wald.

Raphel Lüchinger vom Kantonsforstamt.
Raphel Lüchinger vom Kantonsforstamt.

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