Signifikante Reduktion: Schweizer Tierhaltung halbiert Antibiotikaeinsatz

Der Antibiotikaeinsatz in der Schweizer Tierhaltung hat sich in den letzten Jahren stark reduziert. Dank der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) und gezielten Massnahmen konnte der Verbrauch deutlich gesenkt werden. Doch weiterhin gilt es, gesunde Tiere und eine nachhaltige Landwirtschaft in Einklang zu bringen.

Erfolgreiche Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Landwirtschaft

Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der Schweizer Tierhaltung ist eine Erfolgsgeschichte. Seit der Einführung der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) im Jahr 2015 konnten durch verbesserte Haltungsbedingungen, gezielte Behandlungsstrategien und verstärkte Sensibilisierung grosse Fortschritte erzielt werden. Der Einsatz von Antibiotika ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken, was das Risiko der Resistenzbildung verringert hat.

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 24 Tonnen Antibiotika in der Veterinärmedizin eingesetzt, was einem Rückgang von 14 Prozent gegenüber 2021 und sogar 48 Prozent im Vergleich zu 2014 entspricht. Besonders bemerkenswert ist die Reduktion bei den sogenannten kritischen Antibiotika, die für die Humanmedizin von grosser Bedeutung sind. Seit 2014 wurde der Einsatz dieser Wirkstoffe in der Veterinärmedizin um 76 Prozent gesenkt. (blv.admin.ch)

Selektives Trockenstellen: Erfolgsfaktor für weniger Antibiotika

Massnahmen wie das selektive Trockenstellen in der Milchviehhaltung haben sich bewährt. Anstatt alle Kühe routinemässig mit Antibiotika zu behandeln, werden heute nur noch Tiere mit erhöhten Zellzahlen gezielt therapiert. Gesunde Tiere erhalten spezielle Zitzenversiegler, die das Eindringen von Keimen verhindern. Diese Methode hat sich als wirksam erwiesen und reduziert den Antibiotikaverbrauch erheblich. Durch das selektive Trockenstellen konnte der Antibiotikaverbrauch in der Milchviehhaltung um 63 Prozent reduziert werden, ohne die Eutergesundheit zu beeinträchtigen.

Auch in anderen Bereichen der Nutztierhaltung, wie der Schweinehaltung und Kälbermast, wurden Fortschritte erzielt. Optimierte Fütterungskonzepte und Hygienemassnahmen helfen, den Gesundheitszustand der Tiere zu verbessern und den Bedarf an Medikamenten zu senken.

Antibiotikaresistenzen: Herausforderungen und Risiken minimieren

Trotz der positiven Entwicklung bleibt die Herausforderung bestehen, resistente Keime unter Kontrolle zu halten. Besonders problematisch ist die Gefahr, dass Resistenzgene auf krankmachende Bakterien übertragen werden. In solchen Fällen könnten Infektionen nur noch mit sogenannten Reserveantibiotika behandelt werden.

Landwirte stehen zudem vor finanziellen und gesundheitlichen Belastungen. Erkrankungen wie Mastitis in der Milchviehhaltung sind nicht nur kostspielig, sondern auch emotional belastend. Antibiotikahaltige Milch darf nicht verkauft oder an Kälber verfüttert werden, um Resistenzen zu vermeiden. Daher bleibt die Prävention das oberste Ziel.

Quelle: Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen

Swiss Antibiotic Resistance Report 2024

Im November 2024 erschien der «Swiss Antibiotic Resistance Report 2024». Darin wird erwähnt, dass der Antibiotikaverbrauch in der Schweizer Nutztierhaltung seit 2014 um 48 Prozent gesunken ist. Die Schweiz zähle zu den Ländern mit dem niedrigsten Verbrauch. Tierärzte würden vor allem Antibiotika der ersten Wahl einsetzen, was zeige, dass Richtlinien eingehalten werden. Weiter erklärt der Bericht, dass Resistenzen in Schweizer Pouletfleisch stark gesunken sei, während importiertes Fleisch weiterhin höhere Werte aufweise. Bei Mastpoulets gingen Fluorchinolon-Resistenzen* auf 34 Prozent zurück, bei Schweinen und Kälbern blieben sie stabil. Kläranlagen mit neuen Technologien können Antibiotikarückstände in Gewässern deutlich reduzieren.

* Fluorchinolon-Resistenzen sind problematisch, weil diese Antibiotikaklasse oft als Reserveantibiotikum eingesetzt wird. Besonders in der Landwirtschaft können resistente Bakterien über die Nahrungskette oder Umwelt auf den Menschen übertragen werden und die Behandlung von Infektionen erschweren.

Den ganzen Bericht können Sie hier einsehen.

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