Stefan Huser schwärmt für Renault Traktoren

Bei der Arbeit als Betriebshelfer lernte Stefan Huser die Zuverlässigkeit der Renault Traktoren kennen und schätzen. Vor allem imponiert ihm die grosszügige Bauweise der französischen Modelle. Egal ob Reparaturen an Motor oder Chassis anstehen, alles ist gut zugänglich und die Ersatzteilversorgung gewährleistet.

Oldtimer Huser
Der Renault 551 Tracto Control von Stefan Huser erstrahlt in neuem Glanz.

«Mein Vater fuhr sehr gerne mit dem Renault 551 Tracto Control», erzählt Stefan Huser. Der alte Mann musste es ja wissen, fuhrwerkte er erst mit einem Hürlimann D80 und danach mit einem Universal UTB, hergestellt als Lizenzbau in Rumänien, ehe sein Sohn den Franzosen auf den Hof brachte.

In seinem Wunschberuf Landmaschinenmechaniker fand der Schulabgänger keine Lehrstelle, so beschloss Stefan Huser, Landwirt zu lernen. Statt den elterlichen Hof zu übernehmen, zog er es vor, bis 1987 an verschiedenen Orten als Betriebshelfer zu arbeiten und erhielt dadurch vielfältige Kenntnisse auch in mechanischen Berufen. Auf einem dieser Betriebe in Schaffhausen wurden zwei Renault Traktoren eingesetzt, ein 551 und ein 661. Der heute 58-jährige Stefan Huser war zu dieser Zeit 25-jährig. Seither lässt ihn die Faszination für die französischen Traktoren nicht mehr los.

Schicksal war erbarmungslos

Zurück auf dem Hof im Weiler Talbach in Kirchberg übernahm der junge Mann 1995 den Betrieb und gründete ein Jahr später eine Familie. Das Ehepaar bekam vier Kinder, zwei Buben und zwei Mädchen. Die Eltern Huser lebten ebenfalls auf dem Hof. Der erste Traktor, den Stefan Huser anschaffte, war 1995 ein gelber Allrad Renault LB 70-14. Diesen verkaufte er im Laufe der Zeit wieder. Stefan Huser betrieb Milchwirtschaft und hatte 18 OB Kühe. Aus gesundheitlichen Gründen musste er 2012 den Betrieb aufgeben und die Tiere verkaufen. Dadurch wurden ihm fünf Hektaren Pachtland abgesprochen. Die verbliebenen elf Hektaren Eigenland hat er verpachtet. Bei den Technischen Betrieben Kirchberg im Netzunterhalt fand er eine neue berufliche Herausforderung. Leider verstarb seine Frau im Juli 2013, die Kinder waren noch nicht flügge. Das quält ihn heute noch. Stefan Huser kochte schon damals, und heute immer noch leidenschaftlich gern. Er hält das grosse Haus in Schuss und man nimmt es ihm ab, wenn er sagt: «Huushalte isch eifach schöö.» Doch immer wieder holte ihn sein schlechter Gesundheitszustand ein und er musste sich wieder neu aufbauen.

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Typisch für den Renault 421 M ist der Hebel für den sehr langsamen Ackergang.

Renault statt Universal

Als 1996 das Vorführaufgebot für den Universal ins Haus flatterte, wurde ihm bewusst, dass er ziemlich Geld hineinstecken müsste. Stefan Huser war nie sonderlich begeistert von der Qualität des rumänischen Traktors. Er entschied sich für den Verkauf und investierte stattdessen in einen Renault 551 Tracto Control von 1972 in gutem Zustand. Tracto Control ist die Bezeichnung für die Tiefenregelung der Hydraulik. Dass er diesen Traktor später einmal restaurieren würde, stand damals nicht zur Debatte. Erst als er wieder einmal aus dem Spital nach Hause kam, und sein Gedächtnis durch das lange im Koma liegen trainiert werden wollte, wurde das ein Thema. «Restauriere doch deinen Traktor anstelle von Gedächtnistraining, rieten mir meine Kinder. So fing ich im August 2019 mit der Restauration des 551 an und dokumentierte meine Arbeit mit Fotos. Motor und Getriebe waren dicht, aber die Bremsen und der Rost mussten gemacht werden. Zum Sandstrahlen hatte ich temporär eine Sandstrahlbox mit zwei kleinen Kompressoren bei mir. Nur zum Lackieren gab ich die Teile auswärts. Das Material der Revision kostete mich nicht einmal 2000 Franken. Ich habe immer wieder daran gearbeitet und im Januar 2020 war mein Schmuckstück fertig», schwärmt er.

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Auf diesem luxuriösen Sitz sass Stefan Huser, als er den Renault 421 M von Bernhardzell nach Hause chauffierte.

Begeistert vom neuen Hobby

«Ich suchte eine neue Winterarbeit, denn ich wollte ja nicht den ganzen Tag in der Küche stehen und kochen», sagt Stefan Huser lachend. Er erfuhr, dass in Bernhardzell ein sehr seltener Renault 421 M von 1971 feil war. «Von diesem Modell mit der Zusatzbezeichnung M, die für ein spezielles Getriebe steht, gibt es nur etwa 300 Stück. Der Traktor war in einem himmeltraurigen Zustand, aber er lief. Nach erfolgreichem Feilschen fuhr ich Ende August 2020 mit ihm nach Hause. Der Sitz war total lädiert, es war ein Horror. Der wirkliche Zustand zeigte sich erst in der Werkstatt. Die Vorderradlager waren oval ausgeschlagen, aus dem Getriebe kam statt Öl, die doppelte Menge Mayonnaise herausgeflossen, die Hydraulikbolzen waren verschweisst», erzählt Stefan Huser. Mittlerweile ist der 421 M bereit zum Lackieren. Beide Renault Traktoren haben etwa 8000 Betriebsstunden. Am 551 montierte Stefan Huser eine Heckschaufel und macht damit Arbeiten auf dem Hof. «Der 421 M ist so rar, den würde ich am liebsten vergolden.»

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In der hauseigenen Werkstatt von Stefan Huser steht der rare Renault 421 M bereit für die Neulackierung.

Der 551 ist wassergekühlt, der 421 M luftgekühlt. Beide haben einen Dreizylinder-Dieselmotor der Motorenwerke Mannheim, kurz MWM. Der 551 hat 55 PS, zwölf Vorwärts- plus drei Rückwärtsgänge. Der 421 M hat 42 PS, zehn Vorwärts- plus zwei Rückwärtsgänge. «Der Kriechgang oder auch Ackergang genannt, ist beim 421 M über einen Aussenhebel zu schalten und ist so langsam, da geht es fast nicht vorwärts», weiss Stefan Huser. Renault Traktoren wurden extra für den französischen Ackerbau gefertigt. Ende 1898 wurde die Firma Renault gegründet und stieg 1919 in den Traktorenbau ein. 1945 eröffnete Renault ein neues Traktorenwerk in Le Mans.

Stefan Huser ist mit dem 551 viel unterwegs. Er hat Kontakt zu anderen Besitzern von Renault Traktoren, bedauert aber, dass es keinen Club gibt. Wie viele Renault Traktoren es in der Schweiz hat, weiss er nicht. «Mein 551 ist so klein und bescheiden und stets problemlos auf dem Hof gelaufen. Ich hatte nie Reparaturen, der Motor war noch nie offen, es isch eifach es gfröits Traktörli», rühmt er ihn. Stefan Huser wäre nicht er selbst, wenn er nicht schon mit einem weiteren Projekt liebäugeln würde. «Einen äusserst seltenen Renault 300 M mit einen MWM-Zweizylindermotor möchte ich gerne restaurieren. Ich habe ihn schon im Auge, nur steht er zurzeit noch in Holland», lüftet er sein Geheimnis.

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Die Frontanhängevorrichtung für den Renault 551 stellte Stefan Huser selber her. Bild: zVg.

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