Toggenburger erobern die grosse Bühne im KKL

Am 12. Dezember wird der grosse Konzertsaal im Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) mit vorweihnächtlicher Stimmung verzaubert. Als Jodler mit dabei sind auch ein Toggenburger Bauer und mehrere Bauernkinder der Region.

Ein typischer Sonntagnachmittag bei Familie Meile.
Ein typischer Sonntagnachmittag bei Familie Meile.

Die fünfköpfige Familie Meile sitzt gemütlich in der Küche. Aussergewöhnlich ist, dass sie für einmal nicht musizieren. Vater Manuel spielt Handorgel, Mutter Erika Schwyzerörgeli, die älteste Tochter Chantal Handorgel, Fabian Schwyzerörgeli und der jüngere Sohn Ramon spielt Kontrabass. Chantal und Ramon Meile singen im Kinderjodelchörli Mosnang. Fabian ist nicht mit dabei. Er jodelt zwar auch gern, aber die Auftritte und Proben sind ihm zu viel. «Er ist lieber bei den Tieren und den Maschinen bei uns daheim», sagt Vater Manuel Meile. Er arbeitet hauptberuflich als Zimmermann. Den elterlichen Bauernbetrieb führt die Familie in erster Linie, damit das Kulturland im Berggebiet bewirtschaftet wird. Sie halten schottische Hochlandrinder und im Sommer Rinder der benachbarten Bauern.

Besonderer Konzertsaal

«Wir wurden immer wieder darauf angesprochen, dass unsere Kinder im grossen Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL) auftreten werden. Uns war das nicht so bewusst, dass das so was Besonderes ist», ordnet Erika Meile den Auftritt im KKL ein. «Chantal ist stolz, auf dieser Bühne aufzutreten. Ramon freut sich vor allem darauf, dass er am Dienstag wegen der Hauptprobe im KKL schulfrei hat.» Gesehen haben die Kinder das KKL noch nie von innen. «Stefan, unser Chorleiter, hat gesagt, dass er unseren Eltern Bilder geschickt hat. Mami hat sie uns aber noch nicht gezeigt», sagt Chantal schon fast ein bisschen vorwurfsvoll.

Enges Band

Das Kinderjodelchörli Mosnang ist Freizeitbeschäftigung für die ganze Familie. Es sei manchmal schon streng mit den Auftritten in der ganzen Schweiz und den Fahrdiensten, vor allem, wenn man wie Meiles eher abgelegen wohnt. Aber es sei gleichzeitig auch eine enge Beziehung mit den anderen Eltern entstanden. Der Zusammenhalt der Kinder sei toll. Die Grösseren schauen für die Kleinen und die vielen schönen Erlebnisse lassen Freundschaften fürs Leben entstehen.

 

Bald geht es für das Kinderjodelchörli Mosnang auf die grosse Bühne des KKL in Luzern. Bild: Stefan Segmüller
Bald geht es für das Kinderjodelchörli Mosnang auf die grosse Bühne des KKL in Luzern. Bild: Stefan Segmüller

Gejodelt wird beim Melken

Vor kurzer Zeit hat der 21-jährige Walter Bösch den landwirtschaftlichen Betrieb im Hagtobel oberhalb von Wattwil von seinem Vater übernommen. Er führt den grossen Betrieb mit Leidenschaft und viel Geschick. Seine zweite Leidenschaft ist das Jodeln. Seit fünf Jahren ist er im Jodelklub Ebnat-Kappel und singt dort die erste Bassstimme. Zum Jodeln gebracht hat ihn seine Mutter Anuschka, die selber im Jodelklub Ebnat-Kappel mitsingt. Wichtig für den engagierten Jungbauern ist, dass er alles gut kombinieren kann. Walter Bösch erklärt an einem Beispiel, wie das zu verstehen ist: «Der Dirigent schickt uns Aufnahmen von den Stücken. Dann stelle ich Musikboxen im Stall auf und jodle während der Arbeit mit. Am liebsten übe ich beim Melken.» Ob die Kühe mehr oder weniger Milch geben, wenn er jodelt, weiss Walter nicht. «Aber vielleicht sollte ich das einmal überprüfen, allenfalls hat das tatsächlich einen Einfluss», meint er grinsend. Wenn er mit dem Jodelklub unterwegs ist, dann ist er froh, dass er auf die Unterstützung seiner Familie zählen kann: «Mein Vater arbeitet zwar 100 Prozent auswärts. Wenn ich Auftritte habe, dann packen er und meine Freundin am Hof mit an.»

Gemeinsam musizieren

Vor dem Auftritt im KKL ist er schon ein bisschen aufgeregt. Walter Bösch freut sich auf diese imposante Konzerthalle und ganz besonders auf die gemeinsamen Stücke mit den anderen Musikanten. Neben dem traditionellen Jodelgesang ist er gespannt auf die Darbietungen mit dem Kinderjodelchörli, der Blaskapelle und der Orgel. «Das braucht schon etwas mehr Vorbereitung, aber das geht dann schon. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit.» An den gemeinsamen Proben Anfang Dezember und am 12. Dezember wird der Feinschliff gemacht. Für ihn ist diese Verschmelzung der verschiedenen Volksmusikrichtungen an einem Konzert das Besondere. Der Jodelklub Ebnat-Kappel ist sich der Toggenburger Jodeltradition bewusst und gleichzeitig auch offen für Abwechslung und interessante Projekte. «Was will man als Sänger mehr, als wenn man sieht, wie begeistert ein breites Publikum auf solche Experimente reagiert.» Walter Bösch ist zuversichtlich, dass das im vorweihnächtlichen KKL auch der Fall sein wird.

Walter Bösch (ganz links) und Mutter Anuschka (Mitte) singen gemeinsam im Jodelklub Ebnat-Kappel. Bild: Martin Hersche.
Walter Bösch (ganz links) und Mutter Anuschka (Mitte) singen gemeinsam im Jodelklub Ebnat-Kappel. Bild: Martin Hersche.

Alles wie immer

Die Familie Länzlinger verbringt einen normalen verregneten Samstag auf ihrem Bauernhof in Dreien im Toggenburg. Dicke Wolken verdecken das angeschneite Schnebelhorn. Vater Erich und Sohn Raphael Länzlinger sind mit den Kühen beschäftigt, die gelernte Bäckerin Barbara nimmt einen frischen Zopf aus dem Backofen. Die 13-jährige Tamara und die zwölfjährige Flavia spielen zusammen Klavier und Schwyzerörgeli. Nichts deutet auf das grosse Ereignis Mitte Dezember hin. Dann werden Tamara und Flavia zusammen mit dem Kinderjodelchörli Mosnang auf der Bühne im imposanten KKL in Luzern auftreten. Seit sie in der zweiten Klasse sind, jodeln die beiden im Chörli. Schuld daran ist eigentlich ihr älterer Bruder Rafael, der als Erster der Familie im Jodelchörli mitwirkte. Musikalisch sind alle in der Familie. Vater Erich jodelt im Jodelchörli Bütschwil und Mutter Barbara spielte Schwyzerörgeli.

Aufregung bei den Eltern

Es scheint, als ob die Eltern dem Auftritt im KKL aufgeregter entgegenschauen als die Kinder. Die ältere Tochter Tamara beschäftigt sich mehr damit, wie sie für ihren Berufswunsch FaGe einen Schnuppereinsatz in einem Spital ergattern kann. Das scheint schwieriger zu sein, als man eigentlich annehmen könnte. Ihre jüngere Schwester Flavia interessiert die Berufswahl noch nicht. «Schule ist eh doof, ich bin am liebsten schon um 5 Uhr am Morgen bei den Tieren im Stall», sagt sie mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht. Stolz, dass sie im KKL auftreten dürfen, sind die beiden jungen Jodlerinnen natürlich trotzdem.

Am liebsten ist Flavia Länzlinger bei den Tieren im Stall.
Am liebsten ist Flavia Länzlinger bei den Tieren im Stall.

Auf die Frage, wie die Familie alles unter einen Hut bringe, meint Barbara Länzlinger: «Gemeinsam geht alles, es ist eine Frage der Organisation. Wir werden uns diesen Auftritt nicht entgehen lassen.» Auch wenn man am nächsten Tag wieder arbeiten oder in die Schule müsse. Die beiden Töchter nehmen auch dann den langen Schulweg ins Dorf unter die Räder oder die Füsse. «Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, denn meine Freundin hat noch den viel weiteren Weg als ich», erklärt Tamara und nimmt ihre eigene Situation mit Gelassenheit.

Wunderbares Musikerlebnis

Die Volkstümliche Weihnacht im KKL ist nicht nur für Familie Länzlinger ein Höhepunkt. Mit dem Jodelklub Ebnat-Kappel und den Gasterländer Blasmusikanten treten weitere St. Galler Formationen auf. Ebenfalls mit auf der Bühne sind die beiden Glarner Markus Kühnis an der Orgel und Peter Fischli, der als Sprecher wunderbare Kurzgeschichten zu Weihnachten im Glarner Dialekt erzählen wird. Neben traditioneller Schweizer Volkskultur werden die Interpreten auch gemeinsam eigens für diesen Abend arrangierte Kompositionen in dem wunderbaren Konzertsaal erklingen lassen.

Volkstümliche Weihnacht im KKL

Die Volkstümliche Weihnacht im KKL findet am 12. Dezember um 19.30 Uhr im Kultur- und Kongresszentrum in Luzern (KKL) statt.

Im Programm des Abends:

– Kinderjodelchörli Mosnang unter der Leitung von Stefan Segmüller

– Jodelklub Ebnat-Kappel unter der Leitung von Hansueli Hersche

– Gasterländer Blasmusikanten unter der Leitung von Rolf Gmür

– Markus Kühnis an der Orgel

– Peter Fischli, Sprecher und Glarner Dialekt-Geschichten

Tickets für den Anlass sind unter www.obrassoconcerts.ch oder 041 361 62 62 (vormittags 9 bis 12 Uhr) erhältlich.

 

 

 

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