Von Oldies zu Goldies
Ob ein Trabi, ein VW-Bus oder ein Food-Mobil: Florian Neff aus Appenzell brennt für alte Autos, Traktoren und Töffli. Aus alten Vehikeln erzeugt er optische Hingucker. Der gelernte Landmaschinenmechaniker machte sich vor fünf Jahren selbstständig und bietet Spezialtransporte an.
Florian Neff steht oft vor der Frage, was alles an einem verlotterten Fahrzeug gemacht werden muss, um es nicht nur fahrtüchtig, sondern auch optisch aufzuwerten. Wer einen Rundgang durch seine Garage in Brülisau macht, staunt nicht nur ob der Vielfalt der Fahrzeuge, sondern auch über die pickfeine Ordnung. Ist es der ehemalige Obstwagen, die Stretchlimousine oder der weisse Bus: Die Fahrzeuge glänzen. Alles ist aufgeräumt und tadellos geordnet, was einen gepflegten Eindruck hinterlässt.
Ein Trabi von 1982
Unter den verschiedenen Fahrzeugen ist auch ein Trabi. «Den hatte ich schon lange im Auge. Ein guter Lehrlingskollege kaufte den Trabi als Ruine und ohne Papiere», sagt Florian Neff. Mit viel Leidenschaft wurde das Auto mit Baujahr 1982 restauriert. Etwa fünfzehn Jahre später nahm Florian Neff mit seinem ehemaligen «Mitstift» Kontakt auf und fragte ihn, was er mit dem Trabi mache. Florian Neff bekam ein Angebot und kaufte so den Trabi. Doch die Restauration nach einem längeren Fahrzeugstillstand sollte noch viel brauchen. Es war eine Herausforderung, das 25 PS starke und gerade mal achtzig bis neunzig Stundenkilometer schnelle Auto wieder fahrtüchtig zu machen. «Um die Abgasnormen zu erfüllen, musste ich dreimal beim FAKT in Sennwald vorbeigehen», so Florian Neff. «Ich musste Ersatzteile wie Schweinwerfer oder Original-Dachständer auftreiben. In einem guten Zustand hingegen war der Motor.» Noch heute macht Florian Neff Ausfahrten mit dem Kleinwagen. «Die Fahrtechnik ist nicht zu unterschätzen. Ein gewisses technisches Verständnis sollte vorhanden sein», erklärt Neff. «Wenn man abwärts fährt, geht ein neutraler Gang rein. Sobald ich wieder auf das Gaspedal drücke, geht der Gang wieder hinein.» An einem schönen Sonntagvormittag macht Florian Neff, wie es halt gerade passt, alleine oder mit maximal vier Personen Ausfahrten: «Es ist einem keiner böse, wenn man langsam fährt. Dieser Oldtimer ist einem einfach sympathisch.» Der Trabi wird aber auch als Hingucker für Werbung eingesetzt. Auch Brautpaare lassen sich von einem versierten Fahrer herumchauffieren.
Exklusiver Transport
Nach der Lehre arbeitete Florian Neff während sechs Jahren bei einem Unternehmen für Pannendienst und Unfallbergung in Arbon. Mit den Jahren wurde dem «Beebjöckele» – so der Spitzname der Familie Neff aus Meistersrüte – die Werkstattleitung anvertraut. Diese Firma machte auch Mengentransporte von Fahrzeugen. Knacknüsse gab es immer wieder bei Transporten von sehr teuren Autos. Der Witterung und den Umständen eines Mengentransports ausgesetzt, waren geringfügige Beschädigungen nicht immer zu vermeiden. Florian Neff machte sich daher Gedanken, welches Geschäftsmodell er aufbauen könnte, um exklusive Autos schadenfrei zu transportieren. Frei nach dem Motto «No risk, no fun» machte sich der damals Siebenundzwanzigjährige selbstständig und gründete die Luxtrans in Appenzell. Geschlossene Einzeltransporte von Edelfahrzeugen, Oldtimern oder Sportwagen sind das Spezialgebiet des Einmannunternehmens. Mit dem Galaxy-Spezialanhänger können Fahrzeuge sicher und einfach verladen werden. Dafür sorgen die Grösse des Spezialanhängers und der überaus tiefe Auffahrtswinkel von nur zwei Grad. Zusätzlich ist der Anhänger mit mehreren Seitentüren ausgestattet; dadurch kann das Fahrzeug sicher und ohne Kratzer an den Türen verladen werden. Doch welche Kundschaft nimmt diesen exklusiven Dienst in Anspruch? «Es sind vor allem gut situierte und meistens auch offene und zugängliche Leute», so Neff. Mehr gibt der Transporteur nicht preis, denn Diskretion ist oberstes Gebot. Doch ein Muster gibt es dann doch noch: Ein Kunde verbringt seine Ferien am Mittelmeer, zum Beispiel in Monaco oder Nizza. Der Kunde selber fliegt mit dem Privatjet an den gewünschten Ferienort. Florian Neff seinerseits holt das Auto am Wohnort ab und transportiert es im Spezialanhänger ans Feriendomizil. Während der Kunde mit der ihm zugestellten Edelkarosse herumfährt, ist Florian bereits mit einer Gegenfuhr, einem weiteren Kunden oder, wenn es der Zeitplan mal zuläss
t, einem Erholungstag beschäftigt. Zu einem späteren Zeitpunkt wird der Bugatti, Ferrari, Lamborghini oder Königsegg wieder verladen und zurück in die Schweiz transportiert. «Die Wünsche der Kunden sind ganz verschieden. Jeder Auftrag erfordert eine individuelle Herangehensweise», sagt Florian Neff. «Da ich Single bin, kann ich mir die nötige Freiheit nehmen und auch Aufträge ganz spontan annehmen.» Wer Florian Neff auf Facebook oder Instagram folgt, erfährt, wohin die Transporte gehen. So war er bereits in London, Paris, Amsterdam, Bukarest, Rom, Oslo, Kiew, Malaga, Split und vielen weiteren Städten in Europa. Die Hauptsaison für Ferntransporte ist im Sommer.
Neue Projekte anreissen
Während der Transportfahrten ist Florian Neff oft stundenlang alleine unterwegs. Und gerade während dieser Fahrten kann er sich neue kreative Vorhaben ausdenken. Sein neustes Projekt ist ein Food-Wagen. «Ursprünglich war dieser Wagen ein Schandfleck. Ich habe ihn mit Kollegen restauriert und mit modernen Gerätschaften ausgestattet», so Florian Neff, während er mit dem Finger zum schwarzen Mobil deutet. «An der Rhema hat das Food-Mobil offiziell seine Premiere. Ich verkaufe dort Getränke und Esswaren.» Er freue sich riesig, Bekannte und natürlich auch neue Gesichter im Rheintal zu treffen. Ein bisschen Abwechslung gehört zum Leben des Allrounders.
Freude an Landwirtschaft
Aufgewachsen ist Florian Neff in einer musikalischen Familie in Meistersrüte. Dort lernte Florian in jungen Jahren das Hackbrettspiel. «Eigentlich ging es ganz gut. Doch ich habe meine Freizeit lieber beim Nachbarn auf dem Bauernhof verbracht. Irgendwann gab er das Hackbrettspielen auf. Während seine Familie Musikstücke probte oder bei Auftritten auswärts war, ging Florian zur Familie Knechtle hinüber, half im Stall oder bewegte die landwirtschaftlichen Fahrzeuge. Die Freude am «Buure» und der gute Kontakt sind über die Jahre geblieben. «Gerade wenn ich längere Zeit irgendwo in Europa unterwegs war, geniesse ich es, meine Freizeit bei Knechtles zu verbringen. Das ist für mich die beste Erholung und eine meiner Kraftquellen. Zudem bin ich bei ihnen jederzeit ein willkommener Gast (ich gehe zumindest davon aus), ob beim Mittagstisch, beim Feierabendbier oder einem sommerlichen Grillplausch.» Wichtig sind auch die Alpauffahrt auf Fählen oder die Viehschau in Appenzell; sofern es die Zeit zulässt. Mit strahlenden Augen sagt Florian Neff: «Dei hölf i scho no geen.»
«Mein liebstes Hobby»
In loser Folge möchte der «St. Galler Bauer» Menschen vorstellen, die ein besonderes Hobby haben. In Zusammenhang mit dieser Serie sucht der «St. Galler Bauer» Personen, die ihr Hobby vorstellen möchten. Bedingung ist, dass die Person einen bäuerlichen Hintergrund hat und/oder das Hobby etwas mit Landwirtschaft oder der bäuerlichen Tradition zu tun hat. Interessierte melden sich per E-Mail an redaktion@bauern-sg.ch oder telefonisch unter 071 394 60 15. red.