Wolf, Geier und neue Vorschriften

Kürzlich fand die Hauptversammlung der Landwirtschaftlichen Vereinigung Sarganserland statt. Die Traktanden an der Hauptversammlung wurden innert kürzester Zeit abgearbeitet. Anschliessend wurde über neue Vorschriften und Herausforderungen mit dem Gänsegeier informiert.

Die Vorstandsmitglieder der Landwirtschaftlichen Vereinigung mit Präsident Fabian Widrig (Dritter von links).
Die Vorstandsmitglieder der Landwirtschaftlichen Vereinigung mit Präsident Fabian Widrig (Dritter von links).

In der Markthalle School in Sargans hat die Hauptversammlung der Landwirtschaftlichen Vereinigung Sarganserland stattgefunden. Geführt wurde diese von Präsident Fabian Widrig aus Bad Ragaz in gewohnt zügiger Art und Weise. Die statutarischen Geschäfte der Hauptversammlung inklusive Jahresrechnung von Kassier Remo Rupf aus Flums-Kleinberg waren rasch behandelt und wurden allesamt einstimmig von den 53 Anwesenden verabschiedet. Anschliessend wussten Ruedi Thomann aus Valens aus Sicht des Vorstands des St. Galler Bauernverbands sowie Mathias Heeb vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG) Wissenswertes bezüglich der Umverteilung von Direktzahlungen und neuer Vorschriften im Bereich Tierhaltung, Grünland, Acker- und Gemüsebau zu berichten.

«Müssen zusammenhalten»

Momentan setzt sich die Landwirtschaftliche Vereinigung Sarganserland (LVSG) aus 340 Mitgliedern mit bäuerlichem Hintergrund aus dem ganzen Bezirk Sarganserland zusammen. «Nur gemeinsam können wir etwas erreichen, uns für unsere Anliegen starkmachen und einstehen», lautete der Tenor an der Versammlung. Gemeinschaften seien besonders wichtig und könnten sogar zur Existenzsicherung beitragen, war aus dem Meinungsaustausch nach der Versammlung in der Markthalle School herauszuhören. Aber dass wegen Banalitäten oder falsch verstandener Umsetzungen Zusprüche rigoros gestrichen werden und obendrein noch zu happigen Strafen führten, sei hingegen nicht nachvollziehbar und stösst bei den Landwirten aus der Region auf Kopfschütteln und viel Unverständnis.

Ausführlich informierte Mathias Heeb über neu geltende Regeln bezüglich Pflanzungs-, Ernte-, Ruhe-, Düngungs- und Pflanzenschutzvorschriften unter Berücksichtigung von Beiträgen. Der Vortrag zeigte, dass bei der Betreibung von Acker- und Gemüsebau ein profundes Wissen vonnöten ist. In einer separaten Nische wurde die Vielzahl von neuen Regeln für das Ausbringen von Gülle, inklusive Fristen bei Einarbeitungspflichten, nähergebracht.

Ein Durchschnittsjahr

In seinem Rückblick streifte Präsident Fabian Widrig in geraffter Form die Geschehnisse des vergangenen Jahres, das wieder von einem Auf und Ab für die Landwirtschaft geprägt war. Insbesondere die aussergewöhnlich hohen Durchschnittstemperaturen mit viel Sonnenschein und langanhaltenden Trockenperioden beeinflussten das Wachstum der Vegetation und damit auch Ernteerträge in verschiedenen Pflanzenbereichen. Vielenorts konnte trotzdem noch eine qualitativ und quantitativ gute Heuernte eingebracht werden. Hingegen sei das Gras im Sommer aufgrund der spärlich gefallenen Niederschläge nur zurückhaltend gewachsen. Jene, die Möglichkeiten zur Bewässerung hatten, konnten aber trotzdem von einem ertragreichen Gemüsejahr berichten. Die hohen sommerlichen Temperaturen wirkten sich ebenfalls positiv auf die Maisfelder aus. Die Ernte mit einem zufriedenstellenden Ertrag konnte laut Präsident Widrig früher eingefahren werden. Die Alpwirtschaft kam hingegen mit einem blauen Auge davon. Trotz teilweiser Wasserknappheit auf den Sarganserländer Alpen dürfen die Tierzüchter auf eine durchschnittliche Sömmerungszeit zurückblicken.

Erfreuliches konnte Widrig den 53 Versammlungsteilnehmern auch bezüglich Milchpreis berichten. Die mehrjährige Talfahrt mit Rekordtiefen sei für den Moment überwunden. Der Milchpreis sei im Vergleich zu den Vorjahren wieder gut. Erstaunlich sei hingegen, dass ungeachtet der besseren Preise die Anzahl der gehaltenen Milchkühe weiter abgenommen habe, weshalb die Milchproduktion innert zehn Monaten um zwei Prozent gesunken ist. Der Grund dafür könnte in den steigenden Produktionskosten liegen.

Schlachtvieh und Milch

Dank grosser Nachfrage bewegten sich die Schlachtpreise beim Grossvieh wie bei den Tränkekälbern das ganze Jahr durch auf hohem Niveau. So sei Nutzvieh aufgrund des guten Absatzes beim Schlachtvieh und höheren Milchpreises gefragter als zuvor. Eier- sowie Schweinefleischabsatz stiessen hingegen an ihre Grenzen. Aufgrund von Ernährungsumstellungen von Konsumentinnen und Konsumenten sei die Nachfrage nach Schweizer Pouletfleisch weiterhin steigend. Als nützlich habe sich die konsequente Umsetzung der Massnahmen bezüglich Vogelgrippe erwiesen, so der Präsident der landwirtschaftlichen Vereinigung. Ein Ausbruch der Tierseuche konnte bisher verhindert werden. Ein Wermutstropfen sei aber die Energiekrise. Infolge der angestiegenen Düngerpreise seien auch die Produktionskosten in die Höhe geschossen.

Gänsegeier als DNA-Vernichter

Im Anschluss brachte Ruedi Thomann, Vorstandsmitglied des St. Galler Bauernverbands, in einem gut zusammengefassten Referat Verschiedenes aus regionaler, kantonaler wie schweizerischer Sicht aufs Tapet. Wie in den Vorjahren beschäftigte das Thema Wolf respektive mehr werdende Rudel und grösser werdende Populationen das Sarganserland. Der Valenser Thomann sprach zudem von einem neuen Phänomen im Taminatal und in angrenzenden Tälern. Die sozialen Gänsegeier ziehen neuerdings rund ums Calfeisental ihre Kreise, an und für sich eine tolle Sache. Denn der faszinierende Greifvogel mit einer Spannweite von bis zu 2,6 Metern übt als Aasfresser gesundheitsrelevante Funktionen für die Natur aus. Mit seinem exzellenten Sehsinn entdeckt er Kadaver schnell und frisst innert kürzester Zeit alles auf. So verhindern die Geier die Ausbreitung von Seuchen und verrichten damit unschätzbare Dienste für die Gesundheitswesen.

Aus tierhalterischer Sicht von Züchtern ist das wiederum mit einem gewissen Frustpotenzial infolge von Verlusten in finanziellen Belangen verbunden. Denn wurde bisher ein gerissenes Nutztier gefunden, konnten Wildhüter vor Ort anhand des Rissmusters erste Meinungen bilden. Anschliessend konnte der Verursacher meistens mittels DNA-Analyse ermittelt werden. War es der Wolf oder ein anderes Raubtier, so wurden Entschädigungen den Besitzern ausbezahlt. Weil der Gänsegeier die Kadaver auch in strukturiertem Gelände in kurzer Zeit findet, bleibt im Nu vom Aas überraschend wenig übrig. Somit entfällt der Beweis des Verursacherprinzips, weil kein genauer Vorgang oder keine Zuordnung mehr eruiert werden kann. Also zahlen die Behörden auch kein Entschädigungsgeld mehr aus und der Halter guckt in so einem Fall in die «Röhre».

Mathias Heeb vom LZSG und Fabian Widrig, Präsident der landwirtschaftlichen Vereinigung Sarganserland (rechts).
Mathias Heeb vom LZSG und Fabian Widrig, Präsident der landwirtschaftlichen Vereinigung Sarganserland (rechts).

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