AGFF-Tagung: Interesse am Schlüsselfaktor Stickstoff

Jüngst versammelten sich über 200 Interessierte auf dem Hof der Familie Osterwalder in Wängi. Die neuste Tagung mit dem LZSG, dem Arenenberg und der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaues (AGFF) bot Einblicke in die Optimierung des Stickstoffhaushalts im Futterbau, im Stall und bei der Proteinfütterung.

Reto Osterwalder erklärte sein Schaffen auf dem Betrieb in Wängi.
Reto Osterwalder erklärte sein Schaffen auf dem Betrieb in Wängi.

Die Ostschweizer AGFF-Tagung 2024 stand unter dem Motto «Stickstoff in Feld und Stall: Schlüsselfaktor unter Druck.». Zwar war es am Donnerstagmorgen, 11. April, noch ungemein kühl, als sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Weiler Wiesental formierten; doch mit zunehmender Dauer der ganztägigen Tagung wurden die wärmenden Jacken zur Seite gelegt.

An der Veranstaltung wurde es den Teilnehmern ermöglicht, ihre mitgebrachten Gülleproben auf den N-Gehalt (N = Stickstoff) analysieren zu lassen. Diverse Markt- und Informationsstände standen bereit, das Mittagessen war heiss begehrt und die Referierenden waren gut vorbereitet.

N-Haushalt im Futterbau

Dank ihrer Fähigkeit zur Symbiose mit Knöllchenbakterien spielen die Leguminosen eine entscheidende Rolle. Die gratis mit Sonnenenergie gebundene Menge an atmosphärischem Stickstoff ist nämlich beträchtlich. Während im Kunstfutterbau Mischungen gewählt werden können, die einen hohen und stabilen Leguminosen-Anteil haben, ist der Leguminosen-Anteil im Naturfutterbau etwas schwieriger zu fördern. Spannende Ansätze, symbiotischen Stickstoff für Ackerkulturen zu erschliessen, können beispielsweise Klee-Untersaaten in Mais oder die Maissaat in vorgängige Klee-Reinsaaten sein. Auch damit lassen sich grosse N-Dünger-Mengen einsparen. Da der Symbiose-Stickstoff direkt im Innern der Leguminosenpflanze gebunden wird und nicht frei im Boden vorliegt, sind die Verluste in die Umwelt besonders klein.

N-Management von Stall bis Feld

Auf reinen Futterbaubetrieben, Mischbetrieben mit Ackerkulturen und Biobetrieben stellen die anfallenden Hofdünger die wichtigste Stickstoff-Quelle für die Düngung dar. Es ist deshalb wichtig, dass der in der Gülle und im Mist enthaltene Stickstoff möglichst verlustarm ins Güllelager und von dort aufs Feld und in die Pflanzen gelangt. Neue bauliche Massnahmen wie Fressstand oder Harnsammelrinne bieten hier Möglichkeiten für eine Reduktion. Aber auch bei der Ausbringung mit Schleppschlauch, Schleppschuh oder sogar Gülledrill können beträchtliche Stickstoff-Verluste in die Atmosphäre vermieden werden. Ebenfalls wichtig ist die Kenntnis des Nährstoffgehalts in den Hofdüngern, damit diese in den richtigen Mengen und in den richtigen Zeitpunkten eingesetzt werden können. So werden die Verluste minimiert und der pflanzenbauliche Nutzen maximiert. Sowohl bei den baulichen Massnahmen als auch bei der Ausbringung mit emissionsmindernden Techniken gibt es aber einige Punkte zu beachten, damit negative Effekte (etwa Futterverschmutzung) vermieden werden können.

A und O der Gülleausbringung

Die Pflicht zur emissionsmindernden Ausbringung von Gülle ist definitiv da. Nun gilt es, die richtige Ausbringtechnik für die betriebseigene Gülle auszuwählen oder die Gülle für die vorhandene Ausbringtechnik anzupassen. Ein entscheidendes Kriterium für den effizienten Einsatz mit einer schnell in den Boden einsickernden Gülle ist die Fliessfähigkeit der Gülle. Neben der Fliessfähigkeit werden auch immer wieder die Schnitthöhe und der Abstand zwischen Schnitt und Zeitpunkt der Güllegabe diskutiert. Auch die Stellung des Schleppschlauches – schwebend über dem Gras oder am Boden nachschleppend – wird unterschiedlich angewendet. «Ein Patentrezept oder eine einheitliche Meinung unter den Praktikern scheint es nicht zu geben. Dies ist aber auch gut so, denn die Einsatzbedingungen und Eigenschaften der Gülle sind auch für jeden Betrieb individuell», sagte Mathias Heeb vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG).

Daniela Paul vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen referierte über die diversen Hofdüngerformen und deren Gehalte.
Daniela Paul vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen referierte über die diversen Hofdüngerformen und deren Gehalte.

Weissklee im Fürstenland

Das St. Galler Fürstenland ist ein bevorzugtes Naturfutterbaugebiet. Die Erträge und die Qualität der Wiesen erreichen ein beachtliches Niveau und sind ertragsstabil. Entsprechend hoch sind auch die Ansprüche der Landwirte an den Silomais. Er soll die Fütterungsration verbessern und entsprechend verlässliche Erträge und gute Qualität liefern. Der Weissklee hat das Potenzial, den Mais vollumfänglich mit pflanzenverfügbarem Stickstoff zu versorgen. «Der Mais kann aber durch den Weissklee empfindlich konkurrenziert werden, was zu erheblichen Ertragsverlusten führen kann. Wenn der Klee im 4-8-Blatt-Stadium im Wachstum gestoppt wird, konkurriert er nicht mit dem Mais und gibt ihm trotzdem noch genügend Stickstoff ab», erklärte Christoph Gämperli vom LZSG. Das Verfahren ermöglicht eine ganzjährige Bodenbedeckung und kann der Maisfolgekultur ebenfalls Stickstoff nachliefern. Die Versuche werden am LZSG-Standort Flawil mit dem Ziel geführt, ein praxistaugliches Verfahren zu entwickeln, das die Risiken dieses Anbausystems minimiert.

Stickstoffverlust vermeiden

Bei den Präsentationen wurde darauf hingewiesen, wie man im Stall einen Stickstoffverlust vermindern kann. Dabei sei es wichtig, die eigenen Hofdüngerformen und -gehalte zu kennen. Auch die Ausbringtechnik und der bestmögliche Zeitpunkt für die Ausbringung der betriebseigenen Gülle spielen eine Rolle. Wie dies zukunftsorientiert und gewinnbringend fabriziert werden kann, erklärte Gastgeber Reto Osterwalder. Zudem erläuterte der Landwirt seinen betrieblichen Futterbau, die Fütterung und die Gülleausbringung via Schleppschlauch.

Der Mais kann durch den Weissklee empfindlich konkurriert werden.

 

Die Themen «Emissionsversuchsstall» und «Ammoniak» wurden an diesem Posten behandelt.
Die Themen «Emissionsversuchsstall» und «Ammoniak» wurden an diesem Posten behandelt.

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