Bio-Obstbauring Ostschweiz auf Reisen

Am 13. und 14. August beteiligten sich 23 Interessierte an der Exkursion des Bio-Obstbaurings Ostschweiz nach Südbaden. Dabei wurden verschiedene Obstbaubetriebe und einer der bedeutendsten Bioobstvermarkter besucht.

Der Bio-Obstbauring Ostschweiz lud im August zur Exkursion nach Südbaden ein. Kurt Henauer aus Kesswil hatte die Reise gut vorbereitet und alle Betriebe schon vorgängig besucht. 23 Personen waren mit dabei.

Mindestlöhne belasten

Der erste Betrieb in SchallstadtMengen war das Naturgut Hörnle, ein Demeter-Betrieb. Betriebsleiter Joel Siegel wanderte 2008 von Frankreich ein und übernahm zwei Hektaren Tafeläpfel. Mit Pachtland erweiterte er das Angebot mit Himbeeren und Erdbeeren. 2015 wurde ihm eine Gärtnerei mit 20 Hektaren Land angeboten. Zurzeit beschäftigt er sieben Festangestellte und bis zu 35 Erntehelfern.

Die stark gestiegenen Mindestlöhne auf aktuell Euro 12.40 brutto belasten das Budget des Betriebs so sehr, dass er Himbeeren, Erdbeeren und Teile des Gemüsebaus aufgeben musste. Zurzeit bewirtschaftet er sechs Hektaren Tafeläpfel und Zwetschgen. Alle Plantagen können bewässert werden. Die durchschnittliche Regenmenge liegt bei 450 Millimetern im Jahr. Nur dieses Jahr stand schon die ganze Plantage im Wasser.

Auf dem Betrieb Höfflin werden 40 Tafelapfel- und zehn Mostapfelsorten angepflanzt.

Mit fünf anderen Bauern hat er eine Erzeugergemeinschaft gegründet. Sie planen gemeinsam, was jeweils angebaut wird, um nicht ein Überangebot zu produzieren. Beim Obstbau wird auf eine Stickstoffdüngung verzichtet. Calcium, Kali, Magnesium und Phosphor müssen im Gleichgewicht vorhanden sein.

Nachhaltig wirtschaften

Der zweite Betrieb, den die Gruppe besichtigte, war der Biohof von Christoph Höfflin in Denzlingen. Seine 21,3 Hektaren bestehen aus 150 verschiedenen Grundstücken, die aber durch Abtausch und Zupacht zu einem mehrheitlich arrondierten Betrieb zusammengefügt wurden. Es werden 40 Tafelapfel- und zehn Mostapfelsorten angepflanzt. Birnen, Zwetschgen und Kirschen ergänzen das Angebot.

Nachhaltiges Wirtschaften steht für Betriebsleiter Christoph Höfflin im Mittelpunkt. So werden beispielsweise jeden Herbst auf allen Parzellen Ackerbohnen angesät und erst im Frühsommer gemulcht. Sie sind gut als Stickstofflieferanten und das Vorgehen dient dem Humusaufbau und fördert das Bodenleben. Höfflin ist auch Mitglied der Erzeugergemeinschaft Biogo.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Obstbauexkursion nach Südbaden. Bild: zVg.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Obstbauexkursion nach Südbaden. Bild: zVg.

Risiko verteilen

Am zweiten Tag besuchte die Gruppe in Bötzingen den Betrieb Schambachhof von Diethmar Höfflin. Der Betrieb liegt in der einzigartigen Landschaft des Kaiserstuhls. Die zwölf Hektaren werden mit sechs Hektaren Äpfel und sechs Hektaren Gemüse bebaut. Wie auch bei den ersten zwei Betrieben wird ein Teil im Hofladen sowie mit Abo-Kistli vermarktet.

Die spezielle Lage von Südbaden wird auch hier benutzt, um mit Frühsorten vor den anderen auf dem Markt zu sein. So war zum Beispiel die Sorte Deljonca am 14. August bereits abgeerntet. Elstar und Gala werden demnächst überpflückt. Neu wurde die Sorte Dalinsweet angepflanzt. Sie ist jeweils erste Ende Oktober reif. Damit will Höfflin das Risiko der immer heisseren und trockeneren Sommer verteilen.

Bei Diethmar Höfflins Bruder Matthias konnten die Ostschweizer Obstbauern einiges über Reben und Wein erfahren. Er bewirtschaftet nämlich das Weingut, das vom Hof abgetrennt wurde.

Der Billigste liefert

Am Nachmittag folgte zudem der Besuch des bedeutendsten Bioobstvermarkters Rinklin-Naturkost in Eichstetten. Die drei Brüder sind auch die Abnehmer der zuvor besuchten Betriebe. Mit 8500 Quadratmetern Lagerfläche und 45 LKWs vermarkten sie 10 000 Artikel in Baden-Württemberg, Saarland, Pfalz und in Elsass-Lothringen. Sie fahren 1000 Abladestationen im Jahr an. Ein grosser Abnehmer ist Alnatura, hat jetzt aber gekündigt. Immer noch billigere Anbieter aus dem Ausland (Spanien, Italien, Polen) werden berücksichtigt.

Bei der zweitägigen Exkursion war oft die Resignation der südbadischen Bauern spürbar. Da ist keine Aufbruchstimmung zu spüren. Investitionen werden kaum noch getätigt. Der billigste Anbieter kann liefern. Viele Betriebe finden keinen Nachfolger mehr. Daher: Tragen wir Sorge zu unseren Strukturen und langjährigen Abnehmern. Ohne Grenzschutz und einem gesicherten Absatz unserer Produkte würden wir ins gleiche Fahrwasser geraten.

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