Christbäume aus Hefenhofen für die Schweiz
Was wäre das Weihnachtsfest ohne den Christbaum? Der Christbaum fand erst im 19. Jahrhundert Einzug in die Schweizer Stuben. Damit ein schöner Baum die Sinne von Gross und Klein erfreut, ist zuvor jahrelange Pflege und viel Handarbeit nötig, wie ein Besuch bei Straub Christbaumkulturen zeigt.
In oberthurgauischen Hefenhofen herrscht beim Besuch der Straub Christbaumkulturen zwei Wochen vor Advent hektische Betriebsamkeit. Der Betriebsleiter Bruno Straub und sein Team mit drei Mitarbeitern sind in der arbeitsintensivsten Zeit ab Mitte November bis vor Weihnachten auf mehrere Aushilfskräfte angewiesen. Jeannette Straub, seine Frau, ist für die Administration verantwortlich.
Hektische Betriebsamkeit
Beim Gang über das Betriebsgelände erblickt man Tausende von Nordmannstannen. Diese sind regelrecht «eingekleidet» in Netze und bereit für die Auslieferung in Landi-Filialen schweizweit sowie in Läden in der Region von Migros Ostschweiz. Mit einem leistungsfähigen Fuhrpark und Landtechnik, wie sie auch in der Forstwirtschaft zum Einsatz kommt, sind hier binnen kürzester Zeit Hunderte von Nordmannstannen für die Auslieferung bereit. Bruno Straub nimmt sich, trotz der, wie er selbst sagt, herausforderndsten Zeit im Jahr, Zeit für ein Gespräch. Er stellt fest, dass die Verwurzelung der breiten Bevölkerung mit weihnachtlichen Traditionen gross ist, Dies widerspiegelt sich nicht nur in der regen Nachfrage nach Christbäumen, sondern auch nach Koniferen für das Anfertigen von Adventskränzen und Gestecken. Diese werden in einer Lagerhalle in der Nähe von Chressibuech von einigen Aushilfs-Mitarbeiterinnen in Form geschnitten. Angenehme Düfte von frisch geschnittenen Zweigen und weiterem Dekormaterial aus natürlichen Materialien wie Stechpalmen und Misteln erfüllen die Halle. Auch hier herrscht konzentriertes und konstantes Arbeiten. Alle sind im vollen Einsatz, damit die zahlreichen Bestellungen termingerecht ausgeliefert werden können.
Auf 32 Feldern Christbäume
Im Büro, wo die Koordination der Auslieferung der Bäume erfolgt, klingelt fast ständig das Telefon, es treffen laufend Bestellungen vom Detailhandel ein. Die Lieferflotte von Straub Christbaumkulturen mit sechs Lastwagen, beliefert schweizweit die Landi-Filialen mit Nordmannstannen. «Wir können seit zehn Jahren alle Landi-Filialen beliefern. Wenn ab Mitte November die Prospekte mit der Werbung an die Haushalte verschickt werden, möchten alle Landi‘s am liebsten gleichzeitig beliefert werden», sagt Betriebsleiter Bruno Straub. Auf einer Fläche von rund 20 Hektaren im Oberthurgau und in der Nähe des Kantons St.Gallen stehen auf 32 Feldern die Christbaumkulturen der Familie Straub. 95 Prozent davon sind Nordmannstannen. Diese gilt als der Publikumsliebling aus dem Osten und stammt aus dem Kaukasus. Dieser meistverkaufte Christbaum in der Schweiz zeichnet sich durch regelmässigen, kegelförmigen Wuchs aus. «Es ist für uns wichtig, dass unsere Kulturen örtlich etwas auseinander liegen. Wenn zum Beispiel in einem Gebiet ein Hagelzug eine Fläche zerstört, können wir so den Schaden begrenzen.»
Der ideale Christbaum
Die wichtigsten Qualitätsmerkmale eines Weihnachtsbaumes sind Farbe, Grösse und Fülle der Nadeln. Ein harmonisches Verhältnis von Grösse und Breite und ein nicht zu grosser Abstand der Astpartien sind ebenfalls massgeblich für die Qualitätseinstufung. Nur eine bedarfsgerechte Düngung in Kombination mit notwendigen Pflanzenschutz- und Pflegemassnahmen ab dem vierten Standjahr gewährleistet das Erreichen eines gleichmässigen Bestandes mit dem vom Markt geforderten Merkmalen der Bäume. isa.
Lehrgeld gehört dazu
Bruno Straub schildert die Anfänge seiner Christbaumkulturen, die er vor 30 Jahren anfangs auf wenigen Aren anpflanzte. «Mein Hauptgeschäft unter dem Jahr ist die Vermietung von Festzelten und -inventar. Die Idee für den Einstieg in die Produktion von Christbäumen erwies sich für uns als ideale Kombination.» Allerdings gediehen die Bäume in den ersten Jahren anfangs nicht erwartungsgemäss. Bruno Staub räumt ein, dass Christbäume eine anspruchsvolle, arbeitsintensive Kultur sind. Wie alle Produzenten habe er anfänglich Lehrgeld bezahlen müssen, bevor er vermarktungsfähige Bäume in seinen Kulturen hatte. Sei es die Terminaltriebregulierung oder die Korrektur und Formschnitt der Bäume, die ausserhalb der Vegetationsperiode nötig sind: In den Christbaumkulturen fallen unter dem Jahr diverse Pflegearbeiten an. Ein Setzling wächst in etwa acht Jahren zu einem schnittfähigen Christbaum mit einer Grösse von 1,50 bis 2,50 Meter heran. «Der Markt verlangt nach guten Qualitäten. Deshalb lohnen sich die Pflegearbeiten, denn Qualität wächst nicht von alleine.» Zu vielfältig seien die Einflussfaktoren auf das Wachstum während der gesamten Kulturdauer. Heute gehören die Straub Christbaumkulturen zu den führenden Betrieben in der Schweiz. Bruno Straub sagt, dass die Grösse der Betriebe über deren Konkurrenzfähigkeit entscheidet.
Ziel ist Top-Qualität
Direktvermarktung ab Hof sei für ihn von Anbeginn nicht infrage gekommen. Und er setze, im Gegensatz zu manchen anderen Christbaum-Produzenten, keine Shropshire-Schafe zwischen den Baumreihen ein. Er stellt fest, dass nur wenige Betriebe voll auf den Bereich Christbaumkulturen setzen: «Es mag sicher mit ein Grund sein, dass für die Christbäume in den ersten sieben Jahren nur Kosten anfallen. Darüber hinaus ist die Nachfrage am Markt schwankend.» Er stellt fest, dass die Anspruchshaltung der Konsumenten gestiegen ist. «Wenn wir den Kunden <Schweizer Christbäume – Top-Qualität für noch schönere Festtage> versprechen, dann müssen wir dieses auch ohne Wenn und Aber einhalten.» Bruno Straub ist Mitglied der IG Suisse Christbaum, die ihren Mitgliedern sowohl Kurse wie auch Exkursionen im In- und Ausland anbietet. Diese fördern den Kontakt und den Erfahrungsaustausch unter den Produzenten. Die ökologische und nachhaltige Produktion gilt als starkes Argumentarium für den Kauf von einheimischen Bäumen gegenüber den Kunden. «Die Kulturen sind ein wertvoller Lebensraum, in dem zahlreiche Tier-, Pflanzen-, Insekten- und Vogelarten vorkommen. Je nach Standort, zum Beispiel wenn eine Kultur in Waldnähe liegt oder von Hecken umgeben ist, variiert die Artenvielfalt», erklärt Bruno Straub.
IG Suisse Christbaum
In der Schweiz werden jährlich rund eine Million Weihnachtsbäume verkauft. Weit mehr als die Hälfte davon stammt aus dem Ausland. Die IG Suisse Christbaum hat sich zum Ziel gesetzt, den Anbau eines marktgerechten und qualitativ hochstehenden Christbaumsortiments zu fördern. Dazu erarbeitet sie Richtlinien für einen ökologisch nachhaltigen Anbau. Die rot-goldene Banderole «Schweizer Christbäume» ist die Qualitätsmarke der IG Suisse Christbaum. isa.